Es ist nicht das erste Mal, dass Tamara Badovinac (37) vor einer hohen Tierarzt-Rechnung steht. Vor einigen Jahren musste sie ihre Katze Sookie am Auge operieren lassen. Die Kosten beliefen sich damals mit allen Nachbehandlungen auf rund 4000 Franken. 

Jetzt steht eine erneute Operation an. Auch ihre Katze Korra leidet an der sogenannten Sternguckerkrankheit. Die beiden sechsjährigen Katzen sind Schwestern und haben den Parasiten vermutlich bereits im Mutterleib aufgenommen. Wird Korra nicht bald operiert, droht sie zu erblinden. Doch alleine die Kosten für die Operation belaufen sich auf rund 2500 Franken. Viel Geld für die Büroangestellte aus dem zürcherischen Aesch, die sich nebenbei noch in Ausbildung befindet. «Im Moment kann ich mir den Eingriff finanziell einfach nicht leisten.» Korra habe bisher keine Schmerzen gezeigt. «Darum habe ich die Operation auch etwas herausgeschoben», sagt Badovinac. Jetzt könne man laut der behandelnden Tierärztin aber nicht mehr viel länger warten. 

Mögliche Ansprechpartner- www.naturherzen.ch
www.kleintierhilfe.ch
www.probuesi.ch
www.tierfreunde.ch
www.jazbi.ch
- www.hilfe-fuer-haustiere.ch
www.tierschutz.com
Auf den entsprechenden Websites ist aufgeführt, unter welchen Bedingungen Unterstützungsbeiträge zugesprochen werden.

Mehrere Anfragen pro Woche
Badovinac ist nicht alleine mit ihrem Problem. Immer wieder kommt es vor, dass die Tierarztkosten das Budget von Herrchen und Frauchen sprengen. In der Schweiz gibt es mehrere Organisationen, die in solchen Fällen helfen. Auch Badovinac hat bereits einige von ihnen angefragt. Bisher leider ohne Erfolg. Denn auch die Hilfsorganisationen stossen an ihre Grenzen. Die Anfragen werden nicht weniger. Darum unterstützen einige nur noch Leute aus ihrer Region. In der Regel wird auch ein schriftliches Gesuch mit einem Einkommensnachweis beziehungsweise dem Nachweis der Bedürftigkeit gefordert. Dazu ein detaillierter Bericht zum Gesundheitszustand des Tieres – idealerweise direkt vom behandelnden Tierarzt. 

Rebekka Sah-Fischer ist Geschäftsleiterin bei Naturherzen.ch. Der gemeinnützige Verein unterstützt mittellose Halter aus der Deutschschweiz bei der medizinischen Versorgung ihrer Haustiere. «Uns erreichen etwa fünf bis sechs Anfragen pro Woche», sagt Sah-Fischer. Betroffen seien alle Altersschichten – darunter tragische Schicksale. 

Sie könnten aber nicht allen helfen. «In der Regel unterstützen wir einen Fall pro Woche», sagt Sah-Fischer. Letztlich entscheide das Budget und die Dringlichkeit des Eingriffes, ob man die Kosten übernehme. «Wir müssen uns meist auf Notfälle beschränken.» Denn leider käme es immer wieder vor, dass Tierkliniken Eingriffe wegen fehlender Finanzen ablehnten. «Ich kenne einen Fall, bei dem die Halterin ihr Tier der Klinik überschreiben musste, weil es sonst nicht operiert worden wäre», sagt Sah-Fischer. In solchen Fällen versuche man dann zu helfen – mit einer Vorauszahlung oder einer Kostengutsprache.

Auch die Kleintierhilfe aus dem Berner Mittelland hilft meist in Form einer Anzahlung, damit eine Behandlung überhaupt durchgeführt werden kann. Denn schon jetzt würden die Anfragen das Vereinsbudget sprengen. Sie leben von Spenden und Mitgliederbeiträgen und können die Tierhalter meist nur bei einem Teil der Arztrechnung unterstützen, heisst es dort. 

Ein weiteres Problem kennt Katja Zuniga-Togni. Sie ist Präsidentin der Stiftung Pro Büsi, die sich in der Zentralschweiz für das Wohl von Katzen einsetzt und sozial schwächer gestellte Katzenbesitzer finanziell unterstützt. Auch bei ihr gehen wöchentlich mehrere Bittstellungen ein. «Darunter sind viele ältere Halter, die von der Höhe der Tierarztrechnung überrascht werden. Aber auch junge Familien oder Alleinerziehende mit kleinem Budget.» Die Stiftung helfe, solange sie könne. Aber nur da, wo es sinnvoll sei. «Es soll unseren Haustieren nicht schlechter gehen als uns, aber auch nicht besser», sagt Zuniga-Togni. Für Schönheitsoperationen oder unnötige medizinische Abklärungen spreche man daher kein Geld zu. «Kastrationen übernehmen wir dagegen immer.» Auch bei Eingriffen nach Unfällen helfe man immer wieder. Doch auch hier gelte das Prinzip der Verhältnismässigkeit. 

Aufgeben ist keine Option
Und die Stiftungspräsidentin nimmt auch die Tierärzte in die Pflicht. «Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem eine Frau für eine verunfallte Jungkatze 4500 Franken Behandlungskosten zahlen musste», sagt Zuniga-Togni. «Das ist unverantwortlich. Solch hohe Kosten sprengen selbst das Budget einer Stiftung.» Tragisch: Die Katze wurde zwei Monate später überfahren. 

Generell habe man aber einen guten Kontakt zu den Tiermedizinern und könne auch finanziell immer wieder auf ihr Entgegenkommen zählen. Das heisst es auch bei den anderen Hilfsorganisationen. Darum rät Zuniga-Togni auch den Katzenbesitzern, offen mit ihrem Tierarzt zu sprechen. Denn sie weiss: «Meist findet sich eine Lösung.» Ein weiterer Tipp kommt von Naturherzen.ch: «Wir empfehlen Haltern, ab der Anschaffung eines Tieres, monatlich mindestens zehn Franken beiseite zu legen», sagt Sah-Fischer.  Damit seien Beschwerden im Alter oder unverhoffte Operationen meist gedeckt.

Auch Badovinac ist inzwischen im Gespräch mit der zuständigen Tierklinik. «Weil es sich um eine Privatklinik handelt, sieht es aber schlecht aus», sagt die 37-Jährige. Eventuell steht ein Wechsel in ein anderes Tierspital an. Sie will auch noch weitere Stiftungen anfragen und ist mit Bekannten und Verwandten im Gespräch. Denn Aufgeben kommt für Badovinac nicht infrage. Sie will ihrer Katze die Operation in jedem Fall ermöglichen. «Ich lasse nicht zu, dass Korra erblindet.» Das Büsi sei ein Freigänger und käme bei den anderen Katzen schon jetzt manchmal unter die Räder. «Sie soll nicht leiden, weil mir das Geld fehlt.»