Dieses Gefühl kennen viele von uns. Seit einiger Zeit befasst sich sogar die Wissenschaft mit dem Phänomen. Sie nennt es «cute aggression», auf deutsch etwa: «süsse Aggression». Geprägt haben den Begriff vor zwei Jahren die Psychologinnen Rebecca Dyer und Oriana Aragon von der amerikanischen Yale-Universität.

Die Beiden führten ein Experiment durch, in dem sich alle Teilnehmer eine Diashow mit entweder herzigen, lustigen oder neutralen Tieren ansehen und dabei Luftpolsterfolie zerdrücken mussten und zwar so viele Blasen, wie sie wollten. Die Gruppe, die sich die herzigen Tiere ansah, zerdrückte bedeuten mehr Blasen als die anderen.

Keine bösen Absichten
Aber warum machen wir das? Wollen wir den süssen Geschöpfen wirklich wehtun? Nein, glaubten die Forscherinnen und machten sich daran, der Sache auf den Grund zu gehen. Unsere Reaktion auf niedliche Tiere oder Babys sei ein derart starkes positives Gefühl, dass wir dafür einen Ausgleich brauchen, meinen sie in einer Folgestudie im Fachjournal «Psychological Science». «Manche Dinge sind so süss, dass wir es schlicht nicht aushalten», sagt Rebecca Dyer gegenüber dem Wissenschaftsmagazin «Scientific American».

Der scheinbare Widerspruch – auf etwas Herziges mit Aggression zu reagieren – könnte also ein Mechanismus zur Regulation von Emotionen sein. Damit man von diesen Gefühlen nicht überwältigt wird, seine emotionale Balance wieder findet und zurück in den Normalzustand gelangt.

Wie Freudentränen
Überwältigende Gefühle brauchen einen Gegenpol. «Cute aggression» sei vergleichbar mit zum Beispiel Freudentränen oder nervösem Lachen, schreiben die Psychologinnen. Oriana Aragon folgert bei «Psychological Science»: «Diese Erkenntnisse helfen uns, besser zu verstehen, wie Menschen ihre Emotionen ausdrücken und kontrollieren, was sehr wichtig ist im Zusammenhang mit geistiger und körperlicher Gesundheit.»