Der Oberschenkel eines Huhns ist gut verpackt im Federkleid. Ebenfalls nicht sichtbar ist das Kniegelenk, weil es dicht am Körper anliegt und von den Federn verdeckt wird. Erst dort, wo der Übergang von den Federn zu den Schuppen erfolgt, werden die «Beine» sichtbar. Doch eigentlich befinden sich dort die Fersen und die Füsse mit ihren Zehen. Letztere sind besonders wichtig, denn auf ihnen stehen und gehen Hühner. Je nach genetischem Erbe sind es deren vier oder fünf.

Geschätzte 99 Prozent aller Hühner in der Schweiz haben drei Vorder- und einen Hinterzeh. Es gibt nur wenige Rassen, die zur Zierde  eine weitere, nach oben gerichtete Zehe haben. Es sind dies die Seidenhühner, die Deutschen Lachshühner und die Dorking, deren genetische Vorfahren bis in die Römerzeit zurückverfolgt werden können. 

Für diese fünfzehigen Rassen gibt es im europäischen Rassegeflügel-Standard eine nähere Beschreibung, die besagt, dass die etwas längere fünfte Zehe nach oben gerichtet sein soll. In der Rassegeflügelzucht ist es wichtig, dass diese Zehe von den Standzehen deutlich getrennt ist und die Fortbewegung der Hühner nicht beeinträchtigt. Ein anderer wichtiger Aspekt sind gerade Zehen für eine gute Fortbewegung. Deshalb werden Tiere mit stark gebogenen oder sogar geknickten Zehen an Ausstellungen nicht mit hohen Punktzahlen bewertet und kommen so nicht in die vorderen Ränge. 

Olivgrün, gelb oder schwarz
Die Schuppen von Hühnerbeinen sind je nach Rasse unterschiedlich gefärbt. Die weissen Leghornhühner haben intensiv gelb gefärbte und glatte Läufe. Um die intensive Färbung zu erhalten, wird empfohlen, den Hühnern karotinreiches Futter zu verabreichen. Dazu zählen Karotten oder Randen, die entweder in frischer oder auch getrockneter Form verabreicht werden können. Damit die Füsse dann an einer Ausstellung richtig zur Geltung kommen, werden sie vorher mit Salatöl aufpoliert. Einige Züchter gehen sogar so weit, dafür ein Spezialprodukt von einem Biochemiker zu verwenden. Es handelt sich dabei um ein Naturprodukt aus verschiedenen Kräutern und Pflanzenölen. Es soll den Beinen einen Glanzeffekt verleihen. 

Eine blassere Lauffarbe zeigen die Dorking. Die Schuppen an den Läufen sind hell und fleischfarben, ebenso beim Deutschen Lachshuhn. Wobei hier noch kleine Federn hinzukommen, die in den Aussenzehen verwurzelt sind. Die fleischfarbenen Läufe sind oft bei Rassen zu finden, die einst für die Produktion von feinstem Tafelfleisch genutzt wurden. Dazu gehören auch die Altsteirer Hühner sowie die englischen Sussex oder Orpington. 

Eine ganz andere Lauffarbe zeigt sich bei den Araucanas. Wie deren Eier sind auch die Schuppen am Fuss weidengrün. Je nach Farbenschlag des Huhns kann diese Färbung bis hin zu einem Schwarzoliv mit gelben Sohlen reichen. Die grüne Lauffarbe ist – wie die fünf Zehen – selten und kommt, abgesehen von den Araucanas, noch bei den Ohiki vor. Sonst aber bei fast keiner anderen Rasse. 

Schuppenreihen und Kalkbeine
Nicht nur die Farbe, sondern auch die Anzahl der Schuppenreihen ist bei einzelnen Rassen im Standard detailliert beschrieben. Bei den japanischen Ko Shamo steht zum Beispiel, dass eine mehrreihige, feine Schuppenbildung gefordert ist, die bis an die Zehenansätze reichen soll. Zudem sind kantig erscheinende Schuppen von grosser Bedeutung. Ein Vergleich zwischen verschiedenen Tieren zeigt, dass hier noch gros­se Unterschiede bestehen. 

Zeigt ein Huhn «verkalkte» Füsse, das heisst, die Schuppen liegen nicht mehr schön an und es bildet sich in den Zwischenräumen eine kalkartige Schicht, dann leidet es. Solche Tiere kratzen sich oft, manchmal sprengt es die Hornschuppen weg. Der Grund für dieses Problem liegt unterhalb der Schuppen. Dort haben sich Milben eingenistet, die eine gräuliche Masse ausscheiden. In einem stark fortgeschrittenen Stadium kann es sein, dass die befallenen Hühner nicht mehr laufen können. 

Bei den Milben handelt es sich um sogenannte Kalkbeinmilben. Der unsichtbare Parasit sitzt unter den Beinschuppen fest. Die beste Behandlung ist ein Bad in Glyzerin oder ein regelmässiges Bad in Salatöl. Taucht man die Läufe in Öl, sieht man sogleich, wie Luftblasen aufsteigen und die Hohlräume unter den Schuppen ausgefüllt werden. Dabei kriegen die Milben keine Luft mehr und sterben ab. Die Behandlung ist mehrmals notwendig und muss in regelmässigen Abständen durchgeführt werden. So lange, bis die Beine wieder schön beschuppt sind. Ein Bad in lauwarmem Wasser hilft zudem, die Krusten aufzuweichen und die Bildung neuer Schuppen zu beschleunigen. Dieser Milbenbefall kann nicht auf den Menschen übertragen werden, doch auf andere Hennen im Hühnerhaus schon. Deshalb wird der Stall am besten mit einem Desinfektionsmittel behandelt, um möglichst alle Milben abzutöten und einem neuen Befall vorzubeugen.