Die Hühnerschar läuft scharrend durch den Hühnerhof. Pickt hier und da nach einem feinen Leckerbissen in der Erde oder rennt einem anderen Huhn nach. Meist steht ihnen dabei nichts im Weg. Was für jeden Züchter und Hühnerliebhaber interessant zum Zuschauen ist, da freie Sicht auf das Federvieh herrscht, entspricht nicht unbedingt den Vorlieben der Hühner. 

Hühner bevorzugen einen strukturierten Hühnerhof, der möglichst oft unterteilt ist, sodass sie auf verschiedenen Wegen zu den hintersten Ecken im Auslauf gelangen können. Das gibt den Tieren das Gefühl, mehr Platz zu haben. Nach Rangkämpfen ziehen sich Hühner zudem gerne an einen Ort zurück, an dem sie sich unbeobachtet fühlen. Oft gehen sie schon vor einer möglichen Konfrontation mit einem anderen Herdenmitglied ausser Sichtweite, um einen allfälligen Kampf zu vermeiden. Daher hilft ein unterteilter Hühnerhof, den Sozialstress in der Hühnerschar abzubauen. 

Ein attraktiv bewachsener Hühnerhof sorgt für Abwechslung und Spannung im Leben eines Huhnes. Hühner gehen nicht gerne weit weg vom Stall, womöglich weil Hühner kurzsichtig sind und nicht weiter als 50 Meter gut sehen können. Daher sollte der Auslauf nicht schmal und lang, sondern eher quadratisch sein. Grössere Ausflüge unternehmen Hühner hauptsächlich in den frühen Morgenstunden, mittags und auch am späten Nachmittag. 

Junge Hühner lieben Schaukeln
Sitzstangen im Hühnerhaus sind gesetzlich vorgeschrieben. Sie können aber auch zusätzlich draussen aufgestellt werden und für Abwechslung im Hühneralltag sorgen. Denn obwohl längst nicht mehr alle Hühnerrassen fliegen können, begeben sich die meisten noch immer gerne flatternd oder hüpfend auf erhöhte Positionen. Je höher, desto besser. Denn dies ist ein Zeichen einer Machtposition. Statt einer Sitzstange im Aussenbereich können es auch grosse Steine, ein zusätzlicher Unterschlupf oder ein kleines Häusschen sein. 

Etwas ungewöhnlich, aber bei den Hühnern durchaus beliebt, ist die Hühnerschaukel. Dank ihrer leicht aufgerauten Oberfläche ist es den Hühnern möglich, sich darauf festzuklammern. Besonders junge Hühner sind verspielt und neigen dazu, neue Dinge auszuprobieren. Hühner werden zwar nicht richtig Schwingen auf der Schaukel, aber sie haben Spass, wenn es etwas hin- und herschaukelt. 

Ideal ist zudem ein überdachter, trockener Platz vor dem Eingang des Hühnerstalles. So gelangt bei schlechtem Wetter nicht die ganze Feuchtigkeit mit in den Hühnerstall. Denn dies kann zu gesundheitlichen Problemen bei den Hühnern führen.

Ein Sandbad und Beerensträucher
Auch eine Wellnessoase darf in einem Hühnerhof nicht fehlen. Am liebsten überdacht, damit die Tiere keine Angst haben müssen vor Fressfeinden aus der Luft. Das Staub- oder Sandbad ist wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Dabei wird zuerst eine Mulde gegraben beziehungsweise freigescharrt. Mit den nachfolgenden Scharrbewegungen schleudert das Huhn Sand, Erde und Einstreu über sich. Die Partikel setzen sich so im Gefieder fest. Das Huhn pickt anschlies-send mit dem Schnabel auf die Erde und setzt sich dann in die Mulde. Es wälzt und dreht sich, bis es am Ende in die entgegengesetzte Richtung schaut. Danach wird das Bad für zirka 30 Minuten in reglosem Zustand genossen. Zum Schluss befreit das Huhn durch Schütteln das Gefieder von den Partikeln und ordnet gleichzeitig die Federn. Untersuchungen zeigen, dass ein Sand- oder Staubbad Stress abbaut, was sich darin zeigt, dass Hühner, denen ein solches Bad verwehrt ist, zu Aggressivität neigen. 

Sträucher und Büsche sind nicht nur dekorativ. Sie sind Rückzugsorte und ein guter Sichtschutz vor Fressfeinden aus der Luft. An heissen Tagen spenden die Grünpflanzen zudem Schatten. Und wenn es regnet und stürmt, schützen sie die Hühner vor Wind und Nässe. Eine dicht bewachsene Umgebung entspricht den Hühnern sowieso, da sich ihr ursprünglicher Lebensraum in gemäs-sigten und tropischen Klimazonen Asiens befindet, wo sie das Unterholz und die Waldränder bewohnen. Sträucher mit Beeren sind auch für den Hühnermagen gut, die Tiere lieben Beeren – egal ob Kirschen, Johannisbeeren oder Heidelbeeren.  

Flugfreudige Rassen wie beispielsweise das Appenzeller Spitzhaubenhuhn würden sich wohl einen oder mehrere richtige Bäume in ihren Auslauf setzen. Sie machen sich einen Sport daraus, auf Bäume zu fliegen. Doch Achtung: Hier wird es anfangs schwierig sein, die Tiere bei der Dämmerung in den Stall zu bekommen, da sie sich auf dem Baum sicher und wohl fühlen und gerne gleich dort die Nacht verbringen. 

Gras im Auslauf ist optisch schön und Hühner fressen es auch gerne. Das unermüdliche Scharren der Hühner belastet jedoch die Grasnarbe enorm. Besonders am Morgen, wenn die ersten Tautropfen noch auf den Grashalmen liegen, suchen die Hühner nach Würmern und Schnecken.

Ein Ort zum Scharren
Trotzdem: Gras ist wichtig im Hühnerauslauf – und am besten ist nicht nur Gras, sondern eine kräuterdurchsetzte Wiese. Sie bringt dem Gaumen viel Abwechslung. Besonders Klee und Löwenzahn lieben die Hühner wegen des bitteren Geschmackes. Grünfutter ist obendrein sehr wichtig für die Gesundheit der Hühner. Es ist reich an Mineralstoffen, Vitaminen und Eiweissen. Ein Ort in der Wiese sollte Platz bieten für ein Sonnenbad. Meist sehen die Tiere dabei leblos aus, weil sie sich für längere Zeit kaum bewegen und einfach nur die Sonne geniessen. 

Dass Hühner die Möglichkeit zum Scharren haben, ist nicht nur wichtig, weil dies die angeborene Verhaltensweise ist, wie sie sich ihr Fressen suchen. Sie drücken mit dem Scharren oft auch Verlegenheit oder Ungeduld aus, wie Carl Heinrich Engelmann, der ehemalige Abteilungsleiter des Instituts für landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen im deutschen Jena, in seinem Buch «Leben und Verhalten unseres Hausgeflügels» schreibt. Und nicht zuletzt darf auch ein Ort mit hartem Untergrund nicht fehlen. Denn irgendwo müssen sich die Hühner ihren Schnabel abwetzen können, weil dieser ansonsten immer weiter wächst.