Haben Sie sich schon immer ein frisches Frühstücksei aus dem eigenen Garten gewünscht, nur das passende Hühnerhaus fehlte noch? Dann wird Sie das Projekt «City Chicken» interessieren. Vorgestellt wird es an der Zürcher Landwirtschafts-Ausstellung, kurz Züla, die am 29. September in Zürich-Oerlikon startet. Erwartet werden dabei über 100 000 Besucher. Dort feiert ein stadttauglicher, kleiner Stall für drei bis vier Hühner Premiere. Auf Initiative der Zürcher Kleintierzüchter wurde er eigens für die Messe geschaffen. Über die Namenswahl, der Stall heisst ebenfalls «Züla», haben sich die Organisatoren der Ausstellung besonders gefreut.

Nachdem insektizidbelastete Eier in den Regalen der Grossverteiler aufgetaucht waren, sei die Idee für diesen Stall entstanden, sagt Urs Weiss, Kantonalpräsident der Kleintierzüchter. Nach dem Motto: «Mach es selbst, dann weisst du, was du hast.» An der Züla zeigen die Hobbygeflügelzüchter, wie man auf einer Fläche von 20 bis 30 Quadratmetern Hühner halten kann, inklusive fachkundiger Beratung. Dazu gibt es viel Hintergrundinformation. Etwa, dass die Entstehung eines Eis 24 Stunden dauert. Dass dabei zuerst der Eidotter gebildet wird und es erst am Schluss   von der sicheren Kalkschale umhüllt ist. Oder dass Hühner, damit sie regelmässig ein Ei legen, frisches Wasser, Hühnerfutter und ein Legenest brauchen. 

Tierliebhaber, die nur einen Balkon und keinen Garten haben, müssen nicht unbedingt auf eigene Hühner verzichten. Zahlreiche Orts- und Quartiervereine betreiben Kleintieranlagen, die es der urbanen Bevölkerung ermöglichen, auf diese Weise Kleintiere zu halten. Hühner sind besonders interessant, weil sie ein Stück Natur und bäuerlicher Kultur in die Stadt bringen. 

Im Winter ist trockene Kälte besser
Im Vorfeld der Messe konzipierte der Vorstand von Kleintiere Zürich zusammen mit der Firma Leuenberger Holzbau im zürcherischen Schalchen ein Hühnerhaus. Dabei flossen viel Wissen, viele Erfahrungen und erprobte Ideen der Hobbyhalter ein. Die Projektierungsphase dauerte rund zwei Wochen. 

Als Herausforderung stellten sich bei der Ausführung Ritzen und andere mögliche Verstecke für die Rote Vogelmilbe heraus. Deswegen ist das Hühnerhaus auch nicht isoliert. Es wurde aus Dreischichtplatten hergestellt. Es ist daher absolut winddicht und genügend warm. «Hühner brauchen im Winter nicht warm, sondern eine trockene Kälte», sagt Kantonalpräsident Urs Weiss. Je nach Situation müsse der Aussenklimabereich links, rechts oder hinten angebracht werden. Sinnvoll sei es, eine circa zwei Quadratmeter gros­se, gedeckte Voliere anzubauen. 

Das Ziel der Macher war, ein schlichtes und praktisches Hühnerhaus zu schaffen. Die Bodenfläche ist mit einer herausnehmbaren Kotschublade ausgerüstet und somit einfach zu reinigen. Das Fenster ist zugleich die Tür zum Stall. Die Luftregulierung erfolgt durch das Schrägstellen des Fensters, wobei ein feinmaschiges Gitter vor unerwünschten Fressfeinden schützt.

Natürlich musste das Hühnerhaus so konzipiert werden, dass es alle Anforderungen der Tierschutzgesetzgebung erfüllt. So sind zum Beispiel die Sitzstangen auf zwei unterschiedlichen Höhen angebracht und mindestens 30 Zentimeter von der Rückwand entfernt. Eine künftige Zertifizierung als besonders tierfreundlicher Stall durch Kleintiere Schweiz ist möglich. 

Anlässlich der Messe in Zürich wird nicht nur der Stall vorgestellt, sondern auch die Baupläne dazu werden veröffentlicht. «Einfache Baupläne werden per Ende September auf der kantonalen Website hochgeladen und sind somit für die Öffentlichkeit verfügbar», sagt Weiss. Den Erschaffern gehe es nicht darum, Hühnerställe zu verkaufen, sondern künftigen Hühnerhaltern den Einstieg zu erleichtern.

Die Produktionskosten lagen unter 1000 Franken. Der Stall selbst ist nicht käuflich, doch dank des Plans kann man zumindest einen Schreiner oder Holzbauer aus dem Dorf mit dem Bau beauftragen. Wer handwerklich begabt ist, kann Materialkauf und Bau natürlich selbst in die Hand nehmen. Urs Weiss rechnet für die Erstellung mit rund zwei Arbeitstagen. Der Musterstall an der Züla ist rund 60 Kilogramm schwer und kann gut von zwei Personen getragen werden, sofern das Dach erst am Schluss montiert wird. Es braucht also keinen Kran, um das neue Hühnerhaus im Garten zu platzieren.

Ein bunter Eierkorb
Keine Sorgen über die Herkunft und den Inhalt von Eiern müssen sich Hobbyzüchter machen. Sie holen ihre Eier aus dem eigenen Garten und unterstützen dabei die Erhaltung der Biodiversität. Für einen bunten Eierkorb sorgen die ursprünglichen Lege­rassen wie Rhodeländer, New Hampshire und Welsumer. Weil der «Urban Farming»-Trend anhält, ja gar zunimmt, werden genau diese Legerassen in Zürich im neuen Hühnerhaus gezeigt. 

Als es noch keine Hochleistungs-Hybridhühner gab, die in ihrem kurzen Leben von nur 15 Monaten fast täglich ein Ei produzieren, züchteten die Mitglieder des Dachverbands Rassegeflügel Schweiz bereits jene ursprünglichen Rassen, die heute von ihren Nachgängern (ebenfalls) vor dem Aussterben bewahrt werden. Die altbewährten Rasse­hühner legen über mehrere Jahre Eier, so auch die ebenfalls ausgestellten Appenzeller Zwerg-Barthühner. Sie haben dafür jedoch mit 120 Eiern pro Jahr eine geringere Legeleistung als Hybridhühner. 

Einige der über 150 verschiedenen Rassen sind spezialisiert auf das Ausbrüten von Küken und bescheren so jeder Familie ein einzigartiges Erlebnis. Jede Grossrasse gibt es auch in kleinem Format, als Zwergrasse, mit ähnlichen Leistungsmerkmalen.