Hühnertürchen auf und hinaus in den grossen Garten – das wäre wohl nicht das ideale Rezept. Schliesslich können Hühner mit ihren Füssen auch eifrig scharren und für Unordnung sorgen. So sollte die Anzahl Hennen auf die Gartengrösse abgestimmt sein. Im Buch «Mein Garten für freilaufende Hühner» schreibt Jessi Bloom, dass auf einem städtischen Grundstück mit Haus und Garten von weniger als 650 Quadratmetern etwa drei bis fünf Hühner gehalten werden können. Bei einem Grundstück mit bis zur doppelten Grösse kann die Anzahl Tiere proportional gesteigert werden. 

Ein Freilauf im Sommer ist oft unproblematisch, weil die Pflanzen schnell nachwachsen. Im Winter aber zeigt sich, ob der Hühnerbestand nicht möglicherweise zu gross ist für den Garten. Eine zu intensive Nutzung könnte im schlimmsten Fall zu einer braunen Erdfläche führen, auf welcher im Frühling nur noch schwerlich Pflanzen wachsen. Der Freilauf im Garten ist deshalb besonders für Liebhaber von wenigen Hühnern geeignet, weniger für den Geflügelzüchter. 

Auslauf ja, aber mit Grenzen
Bevor es losgeht mit dem Freilauf, stellt sich die Frage über die Zugangsfreiheiten der Hühner in den Garten. Dazu erläutert Bloom verschiedene Konzepte. In einer Variante wird der Garten in verschiedene Ausläufe eingeteilt. So können die Hennen nicht immer in jeden Gartenbereich, wobei der beschränkte Auslauf der Vegetation angepasst wird. In das Salatbeet dürfen die Hühner erst nach der Ernte oder bei aufgeschossenem Salat, um die Reste zu fressen. Der Zugang in den Beerengarten ist in der Phase der reifen Beeren nicht gestattet, doch nach der Ernte dürfen die Hennen durchaus heruntergefallene oder weniger schöne Beeren aufpicken. Besonders im Herbst kann ein Gemüsegarten nach der Ernte eine willkommene Abwechslung für die Hennen sein. 

In einem von Stauden und Sträuchern dominierten Garten sind die Zerstörungsmöglichkeiten für die Hühner geringer. Auch wenn der Hühnerkot eine willkommene Düngungsmethode ist, so erfreut es den Besitzer nicht, wenn die Hennen diesen auf den Gartenplatten oder dem Sitzplatz deponieren und er weggespritzt werden muss. In einem solchen Fall könnte den Hühnern nebst dem Stall eine bestimmte Fläche für den Auslauf gewährt werden, die jederzeit zugänglich ist, aber keine Möglichkeiten für Zerstörung bietet.

Der Freilauf in den gesamten Garten wird den Hühnern in Blooms Modell nur während bestimmten Jahres- oder Tageszeiten gewährt. Mit dem zeitlich begrenzten Auslauf wird die Möglichkeit von Schäden durch Scharren eingegrenzt. Ein Auslass ist beispielsweise nur am Wochenende oder während der Anwesenheit des Besitzers möglich. Es empfiehlt sich, diesen gegen Abend vorzunehmen, denn so müssen die Hennen nicht mühsam eingefangen werden. Wegen der einsetzenden Dämmerung suchen die Tiere automatisch den Stall auf. Einzig ein verlockender Ast, welcher höher als die Sitzstange im Hühnerstall ist, könnte die Hennen von der Rückkehr in den Stall abhalten. 

Ein Zugang zum Komposthaufen wäre für die Hühner eine tolle Abwechslung. Hühner benötigen Eiweiss, und so picken sie nach allen krabbelnden Tieren. Auf einem Komposthaufen sorgt der Hühnerkot für zusätzlichen Dünger, und mit dem Scharren wenden die Hennen erst noch das Kompostgut. Hühner im Garten sind sicherlich keine vollwertigen Schädlingsbekämpfer, doch für eine kontrollierte Population sorgen sie allemal. 

Freilauf-Hühner können allerdings auch Schaden anrichten. Sie fressen die Blätter von Pflanzen oder entwurzeln sie auf der Suche nach schmackhaften Insekten im Boden. Neupflanzungen und Sämlinge sind mit einem Gitter oder einer Abdeckung zu schützen, denn gerade die frisch bearbeitete Gartenfläche wirkt wie ein Magnet auf die Hennen. Wie Bloom schreibt, können auch Steine, die in einem Kreis um Pflanzen gelegt werden, dafür sorgen, dass die Hühner dort nicht scharren. Auch ein Netz, das die Vögel von den fruchttragenden Sträuchern oder Bäumen abhält, wirkt gegen die Hühner. 

Sprinkler halten Hühner fern
Hühner lieben das Wasser zum Trinken, nicht aber, wenn sie besprüht werden. Wie Bloom schreibt, kann deshalb auch ein Sprinkler, der mit Bewegungssensoren ausgestattet ist, eingesetzt werden, um die Hühner von einer bestimmten Stelle im Garten zu vertreiben. Eine andere Zaunvariante ist eine dichte grüne Hecke, welche die Hühner vom Zutritt in einen bestimmten Gartenbereich abhält. Als Heckenpflanzen für Hühner eignen sich beispielsweise Buchs, Hainbuche oder Liguster. Vielleicht gibt es auf dem Grundstück auch einen mit Sträuchern bepflanzten Abhang. Hühner lieben solche Waldgärten. Sie scharren im Dickicht dieser Sträucher nach Fressbarem und fühlen sich durch die Pflanzen erst noch geschützt vor Feinden. Je nach Platz könnte auch ein Gartenbereich mit Wildobst wie Holunder oder Sanddorn für Abwechslung auf dem Speiseplan der Hühner sorgen. 

Für einen kleineren Garten empfiehlt sich die Anschaffung von Zwerghühnern. Bei grös-serer Fläche kann auch eine Grossrasse ausgewählt werden. Wie erfahrene Hühnerliebhaber berichten, gewöhnen sich die Hühner sehr schnell an die zeitlich und räumlich gewährte Freiheit. Sie erspähen eine geöffnete Tür innert Kürze, und bei regelmässigem Auslauf entwickeln sie sogar eine bestimmte Route. Dabei suchen sie in einer von ihnen bestimmten Reihenfolge die verschiedenen Orte auf und suchen dort nach Insekten und Würmern. Für den Hühnerliebhaber ist es spannend, die Tiere bei ihrem Freilauf und der Futtersuche zu beobachten und ihre Rituale näher kennenzulernen.

Literaturtipp:
Jessi Bloom: «Mein Garten für freilaufende Hühner», kartoniert, 224 Seiten, Verlag: Haupt, ISBN: 978-3-258-07998-1, ca. Fr. 31.–