Sie sind bohnenförmig, immer paarweise im Körper angelegt und haben bei Katzen eine rotgelbe Farbe. Doch wahrhaft faszinierend ist ihr Innenleben, denn Nieren sind hochkomplexe Organe. Und die Produktion von Harn ist ein komplizierter Vorgang, der sich auf den gesamten Körper auswirkt. Nebenbei vollbringen die Nieren wie kleine Kraftwerke weitere lebenswichtige Leistungen. Ihre fünf Hauptaufgaben:

  • Die Ausscheidung von Substanzen, die der Körper der Katze loswerden muss: Die Nieren filtern die entsprechenden Stoffe aus dem Blut heraus. Oft handelt es sich um die letzten, vom Körper nicht mehr verwendbaren Reste von Stoffwechselvorgängen. Beispielsweise wird über die Nieren Harnstoff ausgeschieden, der nach aufwendigen Prozessen bei der Verdauung übrig bleibt.
  • Die Konservierung von Stoffen, die erhalten bleiben sollen und vom Körper weiterverwendet werden können: Diese Stoffe gelangen oft erst gar nicht in die Filteranlage der Niere, sondern werden schon vorher zurückgehalten. Falls sie den Filter doch passieren, werden sie im Anschluss resorbiert und gelangen so zurück in die Blutbahn.
  • Die Regulation des Wasserhaushalts im Körper: Gelangt viel Flüssigkeit in die Nieren, werden grosse Mengen eines stark verdünnten Urins ausgeschieden. Kommt hingegen nur wenig Flüssigkeit in den Nieren an, landen nur kleine Mengen eines stark konzentrierten Harns im Katzenklo. So wird der Flüssigkeitsanteil im Körper immer wieder ins Lot gebracht.
  • Die Regulation des Säure-Basen-Haushalts im Körper: In den Nieren entscheidet sich, ob der Körper verstärkt saure oder alkalische Stoffe abgeben soll, um im Gleichgewicht zu bleiben.
  • Hormonelle Funktionen: Die Nieren dienen als Zielorgan vieler Hormone, sie bauen manche Hormone um und geben selber Hormone ab. Ein Beispiel dafür ist das Blutbildungshormon Erythropoetin, kurz EPO. Weil es aus den Nieren kommt, liegt es auch an ihnen, wie viele rote Blutkörperchen sich im Blut befinden.

Diese Vorgänge alle zusammen sind so stark miteinander vernetzt, dass bei einer Erkrankung der Nieren viele verschiedene Symptome auftreten können und schnell andere Organe, angefangen vom Herz-Kreislauf-System bis hin zu den Nerven, in Mitleidenschaft gezogen werden können. Darum sind gesunde Nieren so wichtig für einen gesunden Organismus.

Für alle ihre Aufgaben muss die Niere optimal durchblutet werden. Bei einer Katze mit einem Gewicht von 3,5 Kilogramm strömen in einer Stunde 20 Liter Blut durch die Nieren, innerhalb von 24 Stunden beachtliche 480 Liter – das macht deutlich, welche Höchstleistungen sie erbringen.

Katzen sind ursprünglich Wüstentiere
Warum sind aber nun ausgerechnet die Nieren der Katzen im Vergleich zu anderen Tieren so krankheitsanfällig? Woher kommt die häufige chronische Nierenschwäche im Alter? Das fragen sich viele besorgte Katzenfreunde – und Wissenschaftler ebenso. Die Antwort hat viel mit dem genetischen Erbe unserer Hauskatzen zu tun. Erst vor fünf Jahren entschlüsselten Forscher der Universität Oxford das Rätsel: Die Vorfahren aller unserer heutigen Hauskatzen stammen aus dem Nahen Osten. Vorher hielt man Ägypten für das Ursprungsland der Hauskatzen.

In ihrer einstigen Heimat war Wasser für Katzen stets knapp, sie waren quasi Wüstentiere. Somit haben sie gelernt, dem Futter grösstmögliche Mengen an Wasser zu entziehen. Besser gesagt: Ihr Körper hat es so eingerichtet. Die kostbare Flüssigkeit durfte nicht gleich über die Nieren wieder ausgeschieden werden. Sie mussten den Harn mehr und mehr konzentrieren, worauf sie im Lauf der Evolution immer stärker ausgerichtet wurden. Die Belastung der Nieren stieg damit stetig – und somit auch ihre Anfälligkeit für Krankheiten.

Ist eine Katze älter als sieben Jahre und wirkt sie schlapp und abgeschlagen, könnte das mit einer chronischen Nierenschwäche zu tun haben. Weitere Symptome sind häufiges Trinken und Pinkeln, Appetitverlust, Erbrechen. Dann ist unter Umständen bereits der zweite von drei Schweregraden erreicht. Das Schlimme daran: Im ersten Stadium bemerkt man von der Nierenschwäche noch nichts, denn das funktionierende Gewebe übernimmt die Arbeit der abgestorbenen Anteile mit. Auffällig wird die chronische Nierenschwäche erst dann, wenn bereits zwei Drittel des Organs defekt sind.

Heilbar ist diese Krankheit nicht, aber mit Hilfe einer strengen (!) Diät und regelmässiger Kontrolle beim Tierarzt lässt sich der Verlauf deutlich verlangsamen.

Besitzer betroffener Katzen können zur Therapie ebenfalls zwei entscheidende Massnahmen beitragen: Erstens darauf achten, dass die nierenkranke Katze viel trinkt. Die zerstörte Niere hat die Fähigkeit verloren, den Harn zu konzentrieren. Die Katze scheidet grosse Mengen an Flüssigkeit aus. Wenn sie nicht genügend trinkt, trocknet sie innerlich aus. Sie braucht also stets frisches Trinkwasser und bekommt am besten Feucht- statt Trockenfutter. Weil viele Katzen fliessendes Wasser zum Trinken bevorzugen, kann es hilfreich sein, den Wasserhahn mehrmals täglich leicht aufzudrehen. Auch ein Zimmerbrunnen kann als Katzentränke funktionieren.

Zweitens gilt es, bei der Futterumstellung mitzuhelfen. Die Sache ist verzwickt: Katzen brauchen Fleisch als Hauptbestandteil der Nahrung. Doch gerade das darin enthaltene Protein belastet die Nieren. Es muss also eine proteinarme Diät her, die der Tierarzt verordnet. Das schmeckt den meisten Katzen gar nicht. Durch diesen Konflikt, Fleisch essen zu müssen und es krankheitsbedingt eigentlich nicht zu dürfen, wird die nierenkranke Katze auf jeden Fall Gewicht verlieren.

Hat sie keine Lust zum Fressen, braucht es viel Liebe und Geduld des Besitzers. Er sollte das Futter leicht erwärmen, damit die Aromen frei werden. Fleisch- oder Fischfonds verbessern die Akzeptanz. Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt sind ebenfalls sinnvoll. Viele Katzen fressen im Zweifel eher aus der Hand als aus dem Napf. Wichtig ist, dass Katzen mit chronischer Nierenschwäche auch wirklich fressen, denn ein Hungerstreik ist schnell lebensbedrohlich.

Regelmässiger Nierencheck
Ab dem siebten Geburtstag der Katze empfiehlt es sich, alle sechs Monate einen Nierencheck beim Tierarzt machen zu lassen, um im Fall des Falles bereits in dem symptomlosen ersten Stadium mit der Therapie beginnen zu können. Je früher die Behandlung startet, desto besser sind die Erfolgsaussichten.