Lebenserwartung
Rasse- oder Mischlingskatze
Welche Faktoren beeinflussen die Lebenserwartung einer Katze und wie kann ein angehender Katzenhalter diese einschätzen? Eine englische Studie und der Tierarzt Sebastian Arlt von der Universität Zürich geben Auskunft.
Stolze 38 Jahre wurde die älteste Katze der Welt. Creme Puff, so ihr Name, war ein Hauskatzenmischling aus Texas. Ihr gesamtes Leben verbrachte sie bei ihrem Besitzer Jake Perry, dessen andere Katze, Grandpa Rex Allen, eine 34-jährige Sphynx-Mischlingskatze, bereits vor ihr als älteste Katze im Guinness-Buch der Rekorde landete. Solch ein hohes Alter erreichen Katzen nur äusserst selten. Dabei spielen jedoch nicht nur exogene Faktoren eine Rolle, sondern auch genetische.
Die Fédération Internationale Féline, eine Dachorganisation von Katzenzuchtverbänden, kennt 48 verschiedene Katzenrassen. Sie besitzen einheitliche Standards, nach denen gezüchtet wird. In den Rasseporträts, die im Internet sowie in Büchern zu finden sind, werden zudem unterschiedliche Lebenserwartungen angegeben. Diese bieten eine allgemeine Orientierung, wie lange eine Katze einer bestimmten Rasse leben könnte. Die Angaben basieren dabei meist auf statistischen Daten und Erfahrungswerten von Züchtern und Tierärzten. Verlass auf solche angegebene Lebenserwartungen sind jedoch nicht gegeben. Während eine Fülle von Belegen für Zusammenhänge zwischen bestimmten Hunderassen und eingeschränkter Langlebigkeit existieren, sind vergleichbare Informationen bei Katzenrassen äusserst spärlich. Der Tierarzt und Abteilungsleiter der Kleintierreproduktion des Tierspitals der Universität Zürich, PD Dr. med. vet. Sebastian Arlt, weiss jedoch: «Wenn Katzen aufgrund der Zucht anatomische Besonderheiten aufweisen, die Erkrankungsrisiken erhöhen, dann muss eine geringere Lebenserwartung befürchtet werden.» Dies seien beispielsweise Katzen mit sehr kurzen Nasen oder jene mit genetischen Knorpelschäden, wie die Rasse Scottish Fold.
Nur reines Blut entscheidend?
Eine weitere Gefahr für eine geringere Lebenserwartung sieht Arlt bei Zuchten mit zu kleinem Genpool. «Wenn mit verwandten Tieren gezüchtet wird, verkleinert sich der Genpool. Dabei spricht man von einer sogenannten Inzuchtdepression.» Diese hätte zur Folge, dass die Katzen weniger robust wären sowie generell eher zu Erkrankungen und Unfruchtbarkeit neigen. Im Gegensatz hierzu wird Mischlingskatzen oft zugeschrieben, dass sie besonders robust sind. Eine im vergangenen Mai veröffentlichte Studie aus England ging diesem Vergleich nach.
Bei der Auswertung von 7936 verstorbenen Katzen im Zeitraum von 2019 bis 2021 konnte die englische Studie nachweisen, dass Mischlingskatzen rund eineinhalb Jahre länger lebten als reinrassige Katzen. Rassen, wie Bengal und Sphynx, hatten dabei eine besonders kurze Lebenserwartung. Letztere gar eine von gerade mal knapp sieben Jahren. Burma- und Birma-Katzen hatten hingegen die längste mit über 14 Jahren, gefolgt von Mischlingskatzen mit rund 12 Jahren. Der Beleg also, dass Mischlingskatzen robuster sind und länger leben können als die meisten reinrassigen Katzen? Sebastian Arlt warnt: «Angenommen, eine Katzenpopulation ist in einem Tal der Schweiz beheimatet. Dort vermehrt sie sich, wobei sie nur wenig bis keinen Kontakt zu Katzen ausserhalb hat. Diese Population könnte ebenso unter einer Inzuchtdepression leiden.» Es sei damit nicht gesichert, ob die typische Bauernhofkatze das genetisch gesündere Tier ist, so Arlt.
Weibchen leben länger
Neben den genetischen Faktoren haben jedoch auch andere Faktoren entscheidenden Einfluss auf die Lebenserwartung einer Katze. Die Studie konnte demnach ein potenziell längeres Leben von Weibchen gegenüber Männchen sowie kastrierten und sterilisierten gegenüber unangetasteten Katzen aufzeigen. Ein bekanntes Risiko ist zudem Übergewicht durch unpassende Ernährung. Dies gerade bei Nichtfreigängern, wobei Freigänger Gefahren wie Verkehr oder Krankheiten ausgesetzt sind. Schliesslich kommt es immer ganz auf das bestimmte Individuum an. Als Katzenhalter kann man nur hoffen, dass die eigene Katze an das schiere Alter der beiden Katzen von Jake Perry heranreicht.
Manche fragen sich vielleicht, wie es Perry schaffte, seinen Katzen ein solch langes Leben zu ermöglichen. Er achtete stets auf eine ausgewogene Ernährung seiner Katzen. So gab er ihnen eine Mischung aus Trockenfutter mit Brokkoli, Eiern, Geflügelspeck und dazu Kaffee mit Schlagrahm. Zusätzlich baute er sein ganzes Haus in ein Tollhaus um, indem er an den Wänden Holzbretter und -stiegen zum Klettern montierte, in der Garage liefen Naturdokumentationen und er legte einen Auslaufbereich an.
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