Rund zehn Prozent der Bevölkerung leiden an einer Katzenallergie – und reagieren auf die herzigen Vierbeiner statt mit einem «Jö» mit roten Augen und Niesen. Als Hauptschuldiger gilt das Katzenprotein «Fel d1», das in Talg-, Speichel- und Analdrüsen produziert und durch das Lecken auf dem ganzen Fell verteilt wird. Dieses hält sich in den Wohnräumen erstaunlich hartnäckig und kann auch ein Jahr nach Entfernung einer Katze noch nachgewiesen werden. 

Auch wenn der Mensch also nicht auf die Katzenhaare an sich, sondern auf bestimmte Proteine allergisch reagiert, spielen die Katzenhaare eine wesentliche Rolle, indem sie täglich ausfallen und die Allergene damit grossflächig verteilen. Kein Wunder also, werden verschiedene Katzenrassen als «nicht haarend» und damit besonders «allergiearm» angepriesen. Laut Tierarzt Patrick Hensel von der tierärztlichen Spezialpraxis für Allergien in Basel ist dies ein Mythos: «Mir ist nicht bekannt, dass es eine Rasse gibt, die nicht haart.» Zumal das Haaren von diversen Faktoren abhängt, darunter Stress, Jahreszeiten und Gesundheitszustand. Und weil nicht die Haare das Problem sind, können auch haarlose Rassen Allergien auslösen. 

Probeweise nach Hause nehmen
Tatsächlich scheinen betroffene Personen nicht auf alle Katzen gleich stark zu reagieren. Laut dem Allergiezentrum Schweiz hat man beispielsweise festgestellt, dass kastrierte Kater und Weibchen weniger Allergene absondern als der Rest der Katzen. Die «meisten Allergiker» würden aber trotzdem reagieren. Laut Tierarzt Hensel ist es für die Allergiker am sichersten, wenn sie das betreffende Tier zuerst einmal auf Probe nach Hause nehmen: «Um zu schauen, wie man reagiert.» 

Auch die Lösung des Grosshandels, wonach die Katzen mit Anti-Allergen-Shampoos behandelt werden können, ist unter Experten umstritten. «Aus meiner Sicht ist die Anwendung von Katzenshampoos nicht sinnvoll, weil das Hauptallergen auch mit dem Speichel ausgeschieden wird», sagt etwa Martina Schybli vom Schweizer Tierschutz STS. Dazu komme, dass viele Katzen nicht gerne mit Wasser in Berührung kämen: «Ein Shampoo ist deshalb auch für das Tier nicht angenehm.» 

Die Senkung des Allergiepotenzials beim Menschen ist das Hauptprojekt der HypoPet AG. Das Spin-off-Unternehmen der Universität Zürich ist daran, eine Impfung zu entwickeln, die «an der Quelle ansetzt». Konkret soll die Katze gegen das Allergie auslösende Protein «Fel d1» geimpft werden. Pilotstudien wurden laut Gabriela Senti, Direktorin von Forschung und Lehre am Unispital Zürich und Gründerin der HypoPet AG, bereits erfolgreich  – das heisst ohne Nebenwirkungen für die Katzen – durchgeführt. «Dass wir das zeigen konnten, ist uns extrem wichtig», sagt Senti. Eine Markteinführung sei auf 2022 geplant. 

7000 Franken für ein Büsi
Immer mehr Leute lassen sich die Liebe zu Haustieren viel kosten – und rufen damit auch unseriöse Geschäftsleute auf den Plan. So kam im Jahr 2013 etwa die US-amerikanische Firma Allerca in die Negativ-Schlagzeilen. Das Biotechnologieunternehmen hatte vermeintlich allergiearme Katzen für rund 7000 Franken an unter Allergien leidende Katzenfans verkauft. Laut den Enthüllungen des US-Senders «ABC» handelte es sich bei den verkauften Tieren um ganz normale Katzen. 

Weitere US-Unternehmen wie etwa Felix Pets mit Sitz ausserhalb von Denver sind immer noch im Geschäft und versprechen, dass sie kurz davor sind, allergikerfreundliche Katzen auf den Markt zu bringen. Dabei soll das Erbgut der Katze verändert beziehungsweise sollen diejenigen Gene entfernt werden, welche die «Fel d1» aus Katzenzellen produzieren. Wie viel eine derart manipulierte Katze dereinst kosten soll, ist unklar. Klar ist hingegen, dass die Herstellung einer solchen «Genom-editierten» Katze nicht einfach ist, weil dafür entweder Klone erzeugt oder Arbeiten an Katzenembryonen durchgeführt werden müssen. Ausserdem ist nicht bekannt, ob Katzen ohne die betreffenden Gene überhaupt gesund wären.