Der Tag der Operation ist vorbei und das Schlimmste an Aufregung und Stress – zumindest für den Katzenbesitzer – scheint überstanden. Nach schweren Verletzungen, Operationen mit aufwendiger Nachbehandlung oder für die Intensivbetreuung ist es für die Katze fast immer besser in stationärer Behandlung in der Klinik zu bleiben. Auch wenn es sich schlimm anfühlt, die Katze in einer Klinikbox zu wissen – auf diese Weise ist eine durchgehende Überwachung möglich und die Therapie kann falls nötig jederzeit angepasst werden. Aber sobald es etwas aufwärts geht und die weitere Pflege zu Hause möglich ist, fühlen sich die meisten Katzen in ihrer vertrauten Umgebung zu Hause viel besser und genesen schneller. Doch die nächsten Wochen können dabei anstrengender werden, als gedacht. Je besser man sich und die Katze auf diese Situation vorbereitet, desto leichter wird die häusliche Pflege.

Nach einer Unterbrechung ihres Tagesablaufs – sei es für einen kurzen Besuch beim Tierarzt oder einen längeren stationären Aufenthalt in der Klinik – versuchen Katzen sobald wie möglich wieder an ihre Alltags-Gewohnheiten anzuknüpfen. Nach einer Narkose sollte dennoch für einen 24-Stunden-Hausarrest gesorgt werden. 

Bist du es?

Katzenfell nimmt sehr schnell fremde Gerüche an. Das kann dazu führen, dass die Patientin nach ihrer Rückkehr nach Hause von der Partnerkatze schlicht nicht mehr erkannt wird. Bei einem Mehrkatzen-Haushalt ist es darum wichtig, dass die heimkehrende Katze möglichst bald wieder «normal» riecht. Dieser Prozess wird beschleunigt, wenn man die Rückkehrerin mit einer zuvor benutzten Decke abreibt. Die erste Begegnung sollte zu einem gewohnten Tagesordnungs-Fixpunkt wie der Fütterung und unter aufmerksamer Beobachtung stattfinden. Erst wenn die Katzen sich freundlich begrüsst haben, ist die Heimkehrerin wieder aufgenommen. Bei Fauchen oder Knurren sollten die Katzen hingegen noch eine Weile getrennt bleiben.

Nach Operationen, Verletzungen oder anderen schmerzhaften Erkrankungen sollte die Katze unbedingt schmerzstillende Medikamente bekommen – auch wenn ihr Leiden vielleicht nicht offensichtlich scheint. Als einfache Grundregel gilt: Was immer einem Menschen wehtäte, schmerzt die Katze auch – sie zeigt es nur anders oder versucht, ihren Zustand zu verbergen. Der früher oftmals übliche Verzicht auf Schmerzmedikation – damit sich die Katze nicht zu viel bewegt – ist überholt. Er führt zu unnötigem Leiden und stört den Heilungsprozess. 

An Body oder Halskrause gewöhnen

Idealerweise hat die Katze bereits gelernt, sich Tabletten oder flüssige Medikamente eingeben zu lassen. Mit kleinen Leckerbissen als Tabletten-Dummys oder leckeren Flüssig-Snacks kann dies geübt werden, lange bevor der Ernstfall eintritt. Ansonsten bleibt den Besitzern nicht viel anderes übrig, als die Medikamente im Futter zu verstecken. 

Die meisten Chirurgen bestehen konsequent darauf, dass die Katze bis mindestens zur Nahtentfernung (10 bis 12 Tage) durchgehend eine Halskrause tragen muss. Abgesehen von einigen wenigen besonders kritischen OP-Wunden (Augen und Ohren sowie bei Penisamputationen) lassen Katzen ihre Wunden in der Regel in Ruhe – sofern die Wunde in Ordnung ist, das heisst schmerz- und entzündungsfrei sowie ohne Infektion. Interessiert sich die Katze zu viel für eine Wunde, ist es ratsam noch einmal genauer hinzusehen und sie nicht einfach nur mit Halskrause daran zu hindern.

Auch wenn die Katze in den ersten Stunden verzweifelt erscheint und sich der Alltag anfangs mit Halskrause schwierig gestaltet, muss der Schutz sein. Schon innerhalb weniger Tage hat sich die Katze an ihr neues Format gewöhnt und kommt damit gut zurecht. Leider gilt auch hier für die Katze das Ausgangsverbot. Am meisten fühlen sich Katzen jedoch durch die fehlende Möglichkeit zur Fellpflege beeinträchtigt.

Alternativen zur Halskrause sind Bodys oder auch Silikon-Krallenkappen, die an die Krallen der Hinterpfoten geklebt werden. Beides kann – mit geringerer Beeinträchtigung – die Katze genauso gut am Lecken beziehungsweise Bekratzen einer Wunde hindern wie eine Halskrause.

Ist eine Operation längerfristig geplant, kann man die Katze schon einige Wochen vorher mit der Halskrause oder dem Tragen eines Bodys vertraut machen, damit sie dieses Gefühl schon kennt und nicht von allem, was auf sie einwirkt, überfordert wird. Für Kitten ist das Tragen von Bodys, kleinen Pfotenverbänden oder einer Halskrause ein lustiges Erlebnisspiel, das zum Lernprogramm des Katzen-Kindergartens gehört. Einmal im lustigen Zusammenhang erlebt, sind diese Erfahrungen bekannt und verlieren ein wenig von ihrem Schrecken.

Bettruhe zum Heilen

Manchmal bekommen Katzen nach einer Operation Käfigruhe verordnet, weil Knochen, Sehnen und Bänder selbst nach einer Stabilisierung durch Platten, Schrauben oder einem sogenannten Fixateur externe eine gewisse Zeit der Ruhe zum Heilen brauchen. Bei der Käfigruhe wird die Katze durch einen sehr stark verkleinerten Raum, zum Beispiel eine grosse Hundefaltbox (und eben nicht durch fehlende Schmerzmedikation) in ihrer Bewegung begrenzt. Es ist erstaunlich, wie schnell sich sogar aktive Katzen mit ihrer Boxenruhe abfinden und diesen Wohnraum dann sogar später auch freiwillig immer wieder aufsuchen.

Die Innenausstattung einer Wohnbox sollte alle wichtigen Ressourcen enthalten: eine weiche, kuschelig begrenzte Liegefläche, die auch etwas erhöht sein darf (20 bis 40 Zentimeter), Futter und Wasser, eine Katzentoilette sowie eine Kratzmöglichkeit (zum Beispiel aus Pappe) zum Dehnen, Abreagieren und Kratzen. Natürlich sind Krankenbesuche befreundeter Katzen in diesen Boxen erlaubt, wenn die Patientin das mag.

Eine Katze in die häusliche Pflege zu übernehmen – sei es nach einer einfachen Kastration oder mit einem Fixateur externe – ist immer aufregend. Was muss gemacht werden, welche Medikamente soll die Katze wie oft bekommen und wann ist der nächste Kontrolltermin? Am besten bekommt man alle diese Infos in schriftlicher Form, darunter ein Telefonkontakt, der für Notfälle oder normale Nachfragen zur Verfügung steht. So kann sich die Besitzerin oder der Besitzer in der emotionalen Ausnahmesituation auf das konzentrieren, was die Katze nun am meisten braucht: liebevolle Aufmerksamkeit.