Ob Katzen eher in Gesellschaft oder alleine leben sollten, ist umstritten. Klar ist hingegen, dass bei einer geplanten Zusammenführung von zwei Katzen bereits im Vorfeld einiges beachtet werden muss. So sollten sich die Besitzer bewusst sein, dass die neue Katze ziemlich sicher zuerst einmal als Eindringling und damit als Bedrohung gesehen wird. Das ist ganz natürlich. Schliesslich betritt ein fremder Artgenosse nicht nur das Revier, sondern schleppt auch noch fremde Düfte, genauer gesagt Pheromone, ein. Diese Botenstoffe brauchen die Tiere nicht nur zur Kommunikation, sondern auch um sich wohlzufühlen, weshalb sie ihr Heim damit markieren. 

Leben in dem Haushalt bereits mehrere Katzen, wird es noch spannender. Denn mit jedem Neuzugang werden die Beziehungen aller Katzen untereinander neu gemischt. Die Tierpsychologin Gloria Isler aus Baar ZG kennt dieses Phänomen und sagt: «Es kann passieren, dass sich zwei befreundete Katzen auf einmal anfauchen. Ausserdem gibt es keinen ständigen Chef, sondern nur situationsabhängige. Das bedeutet, dass die eine Katze zum Beispiel beim Fressen der Chef ist, beim Spielen aber die andere. Auch diese Rollen können durch einen Neueinzug verändert werden.» 

Grundsätzlich hängt vieles auch vom Verhalten des Halters ab, denn die feinfühligen Tiere bemerken jede Nervosität und Anspannung. Die folgenden Tipps und Tricks tragen dazu bei, dass Halterinnen und Halter das Abenteuer Zusammenführung entspannt angehen können. Sinnvoll ist nicht zuletzt, dass mit dem ehemaligen Besitzer der Katze vereinbart wird, dass dieser das Tier zurücknimmt, falls das Zusammenleben trotz allen Bemühungen nicht klappt. 

Tipp 1: Düfte austauschen 
Bereits vor dem ersten Treffen den beiden Katzen für ein paar Tage Decken oder Ähnliches des jeweils anderen Büsi zum Schnuppern hinlegen. 

Tipp 2: Katzen separieren
Die Katzen sollten sich erst mal allein mit dem neuen Zuhause vertraut machen, also in getrennten Zimmern bleiben. Für Gloria Isler ergibt dies aber nur Sinn, wenn sich die Katzen durch ein Netz, das etwa in den Türrahmen gespannt wird, beobachten und riechen können. Zudem rät die Tierpsychologin, die Katzen zur gleichen Zeit zu füttern und die Näpfe so zu platzieren, dass sich die beiden sehen können. Nach und nach sollten die Näpfe näher ans Netz herangerückt werden. «Durch das positive Erlebnis des Fressens wird eine angenehme Atmosphäre geschaffen», sagt sie. 

Der Verein Katzenfreunde Schweiz sieht das lockerer. Laut Manuela Gutermann gibt es auch sehr offene Katzen, die man direkt auf eigene Faust losschicken darf, ohne jegliche Abtrennung. Woran man diese Exemplare erkennt? «Sie werden mit hoch erhobenem Schwanz aus der Transportbox kommen und ihre Erkundungstour starten.» Sollte die bereits vorhandene Katze allerdings aggressiv oder unsicher reagieren, ist sie ebenfalls für eine räumliche Trennung.  

Entscheidet man sich anfangs für eine Trennung, bestimmen die Katzen das Tempo. Je nach Alter und Vorgeschichte brauchen die einen wenige Stunden, die anderen mehrere Wochen, um sich einzugewöhnen. Auf keinen Fall: Die neue Katze in der Box eingesperrt ihrem Artgenossen präsentieren.

Tipp 3: Neue Situationen 
Mit neuem Spielzeug oder einem neuen Kratzbaum schafft man eine gleichberechtigte Situation für beide Katzen. Die Dinge riechen neutral und wecken die Neugier, was zum besseren Kennenlernen beiträgt. 

Tipp 4: Positive Verstärkung 
Jedes erwünschte Verhalten mit Leckerchen und Loben belohnen, damit die Tiere es mit etwas Schönem und Angenehmem verbinden. Auf Negatives dagegen besser nicht eingehen. 

Tipp 5: Bevorzugung
Um Eifersucht zu vermeiden, sollte man die alteingesessene Samtpfote durch viel Zuwendung verwöhnen und sie stets als Erstes begrüssen. «Dies ist besonders wichtig, wenn zu einer älteren Katze junge Katzen dazugenommen werden», weiss Gutermann.

Tipp 6: Katzenpheromone 
Da bei Katzen alles über das Geruchsorgan geht, empfiehlt Isler Folgendes: Der einen Katze mit einem Baumwollwattebausch am Unterkiefer entlangstreichen, da sich dort die Pheromondrüse befindet. Nun diesen am Hals und an der Schulter der anderen Katze reiben und umgekehrt. «Dies hat eine beruhigende Wirkung.» Wem das zu kompliziert ist, dem rät Gutermann, ein getragenes T-Shirt zu nehmen und alle Katzen damit mindestens zweimal abzureiben. Unterstützend kann man auch Pheromonstecker einsetzen.

Tipp 7: Spielen
Man sollte versuchen, alle Katzen in möglichst viele Spiele zu integrieren, sodass sie anfangen gemeinsam zu jagen und sich dadurch näherkommen. Um den Neuling auch gleich an den Zweibeiner zu gewöhnen, eignen sich laut Gutermann vor allem Angelspiele, «da man die Katze über seine ausgestreckten Beine springen lassen kann, ohne dass sie Vorsicht walten lässt.»
Auf keinen Fall: Eine Katze dazu zwingen. So manch eine möchte anfangs eher zuschauen.

Tipp 8: Nähe 
Neben der Annäherung zwischen den Katzen ist auch ein Vertrauensaufbau zwischen Halter und Neuling wichtig, damit sich Letzterer geborgen und sicher fühlt. Dafür kann man ihm zum Beispiel etwas vorlesen, damit er sich neben dem Geruch auch an die Stimme gewöhnt. 

Tipp 9: Alter
Man sollte dem Alter entsprechend vergesellschaften und beispielsweise keiner älteren Katze einen Welpen vor die Nase setzen. Dann besser eine gleichaltrige Partnerin suchen oder zwei Jungtiere aufnehmen. «So können die Jungspunde zusammen toben und die ältere kann sich einbringen, wenn sie möchte. Wenn sie nicht will, kann sie dem Treiben zuschauen und hat damit ihre Ablenkung», sagt Gutermann.

Tipp 10: Tierpsychologin 
Klappt es trotz allem nicht mit der Zusammenführung, kann die Beratung durch eine Tierpsychologin helfen.