Im Alter wird vieles etwas schwieriger: Die Beweglichkeit nimmt ab, der Körper ist nicht mehr so stark belastbar, und die Vitalität ist vielleicht auch etwas reduziert. Normale Alterserscheinungen, mit denen alle Katzen konfrontiert werden (lesen Sie hier, wie man diese erkennen kann). Kommt aber ein chronisches Leiden wie eine Arthrose hinzu, sollten die Besitzer handeln.

«Die Arthrose ist weit verbreitet», sagt Anna Geissbühler von der Kleintierpraxis Im Moos in Ins BE. «Bei den älteren Katzen sind es die Hälfte bis zwei Drittel, die betroffen sind.» Diese chronische Erkrankung der Gelenke entwickelt sich schleichend über einen längeren Zeitraum. Entzündungen und Fehlbelas­tungen sorgen dafür, dass der Gelenkknorpel uneben und in der Folge stärker abgenutzt wird und seine Funktion als Stossdämpfer immer weniger wahrnehmen kann. Auch die Gelenksflächen gleiten bei fortschreitender Arthrose nicht mehr schön aufeinander, Knochen und Weichteile verändern sich. Laut Geissbühler kann jedes Gelenk betroffen sein. Am häufigsten trete die Arthrose aber in der Lendenwirbelsäule, in der Hüfte, in den Knien sowie im Sprunggelenk auf. 

Die Katze ist eine Heimlichtuerin
Für Katzen-Besitzer ist es nicht einfach, eine Arthrose zu erkennen. Das liegt einerseits daran, dass die Erkrankung wie bereits erwähnt schleichend kommt. Andererseits verändert sich das Verhalten der Katze aufgrund der normalen Alterserscheinungen ohnehin ein wenig. Und: Katzen verbergen chronische Schmerzen solange wie möglich. «Dies dient dem Schutz vor Feinden», erklärt Geissbühler. «Sie wollen keine Schwäche zeigen.» Um dennoch Anzeichen einer Arthrose erkennen zu können, müsse man sein Tier darum sehr genau beobachten und dabei auf subtile Dinge achten. 

Zum Tierarzt gehen sollte man demnach, wenn die Katze weniger hoch springt oder seltener an erhöhten Liegeplätzen liegt. Weitere Alarmzeichen sind laut Geissbühler, wenn sich die Katze weniger gut putzt (vermehrte Schuppen auf dem Rücken können ein Hinweis darauf sein) oder beim Klettern immer wieder hinunterfällt. Hinken oder ein steifer Gang nach dem Aufstehen sowie Mühe beim Treppenhoch- oder -runtergehen sind ebenfalls Warnsignale. 

Beim Tierarzt kann mit verschiedenen Untersuchungen bis hin zum Röntgen eine Arthrose festgestellt werden. Die Krankheit zu heilen ist allerdings nicht möglich – die meisten Veränderungen an Knorpel und Knochen sind nicht reversibel. Allerdings gibt es eine ganze Palette an Möglichkeiten, die Schmerzen zu lindern und das Leben der Katze möglichst beschwerdefrei zu gestalten. «Entzündungshemmende Medikamente sind eine Möglichkeit», sagt Anna Geissbühler. Auch Physiotherapie, Massage, Akupunktur, Chiropraktik und Osteopathie hätten sich bewährt. «Bei chronischen Schmerzen setzen wir heute meist eine Kombination aus verschiedenen Methoden ein», sagt Geissbühler. «Es gilt, mit dem Besitzer zusammen herauszufinden, was für das Tier am besten ist und welche Methoden es überhaupt zulässt. So ist es zum Beispiel nicht mit jeder Katze einfach, Chiropraktik anzuwenden, weil einige schlicht nicht mitmachen wollen und sich wehren.» 

Auch jüngere Tiere betroffen
Linderung der Beschwerden und mehr Lebensqualität sind bei der Arthrose also möglich. Weiter kann der Katze das Leben erleichtert werden, indem ihre Liegeplätze so eingerichtet werden, dass sie gut hinkommt. Allenfalls ist ein wenig Nachhilfe mit einer Leiter oder einem Hocker nötig, damit sie keine grossen Sprünge mehr machen muss. Vorbeugend empfiehlt es sich zudem, auf das Gewicht der Katze zu achten. Übergewicht erhöht das Arthroserisiko.

Normalerweise gilt die Arthrose als Alterskrankheit. Allerdings gibt es auch jüngere Katzen, die daran leiden. Dies meist als Folge einer Verletzung. «Ich hatte kürzlich eine fünfjährige Katze in der Praxis, die Anzeichen von Arthrose zeigte. Die Ursache war eine Fehlstellung nach einem Unfall, die schliesslich die Arthrose auslöste», erzählt Geissbühler. Bei der Behandlung gebe es dann aber keinen Unterschied zu den älteren Patienten. «Wichtig ist in jedem Fall, dass man eine Arthrose so früh wie möglich erkennt, um die richtigen Massnahmen zu treffen.»