Fertigfutter, Impfungen und Spot-On-Tropfen gegen Zecken – alles unnötig. Jutta Ziegler räumt mit verbreiteten Gewohnheiten rund um die Ernährung und Behandlung von Hunden und Katzen auf. Dafür hat die Tierärztin nach ihrem Buch «Hunde würden länger leben, wenn …» vor Kurzem die DVD «Hunde und Katzen würden länger leben, wenn … – Die Praxissprechstunde» veröffentlicht.

Übersichtlich gegliedert in Szenen aus ihrem Praxisalltag, Kurz-Interviews und «Frage und Antwort»-Einblendungen geht Ziegler darauf ein, dass viele Vierbeiner von klein auf falsch ernährt sowie medizinisch schlecht betreut werden und räumt mit einigen Vorurteilen auf wie der vermeintlichen Salmonellen-Gefahr bei der Rohfütterung. Denn im Vergleich zum Menschen haben Hunde und Katzen eine viel aggressivere Magensäure, die sie gegenüber Bakterien wie Salmonellen widerstandsfähiger macht. Auch ist es laut Ziegler ein Irrglaube, dass man keine Hühnerknochen verfüttern darf. Solange sie roh sind, splittern sie nicht und sind daher unbedenklich.

Ausserdem sind die Tierärzte laut der Autorin zu häufig am Immunisieren: Ein Hund bekommt im Laufe seines Lebens 150 bis 180 Impfungen, sprich Viren und Bakterien eingeflösst, die für Staupe, Parvovirose und andere Krankheiten verantwortlich sein können. Vor den vor allem im Sommer beliebten Spots, Schutzmittel gegen Zecken und Flöhe, warnt Ziegler ebenfalls. Sie könnten Epilepsie verursachen, besser seien dagegen ätherische Öle. Auch monatliche Wurmkuren seien völlig unnötig und eine reine Belastung für die meist durch Fertigfutter bereits geschwächte Darmflora.

Die industriell gefertigte Tiernahrung enthält im Regelfall minderwertige Rohware wie Hufe, Klauen und Federn. Ausserdem gehen Vitamine, Aminosäuren und Mineralien beim Pressen und Erhitzen verloren und müssen im Nachhinein wieder künstlich hinzugefügt werden. Wenn schon Fertigfutter, dann empfiehlt Jutte Ziegler kaltgepresstes, das seine natürlichen Vitalstoffe behält. Wer Nassfutter kauft, sollte zudem darauf achten, dass es keine künstlichen Zusatzstoffe enthält, da diese oft Allergien auslösen.

Antibiotika helfen nur kurzfristig
Eine vermeintliche Lebensmittelunverträglichkeit hatte auch der Englische Setter, der im Alter von zwei Jahren zu Jutta Ziegler in die Praxis kam. Sein Halter war verzweifelt, da sein Hund bereits als Welpe begonnen hatte, sich ständig zu kratzen und die Antibiotika-Behandlungen seines bisherigen Tierarztes immer nur von kurzem Erfolg waren. Ziegler verordnete eine komplette Ernährungsumstellung und führte eine Eigenblut-Therapie durch, um das Immunsystem des Tieres wieder in Gang zu bringen. Und siehe da, der Juckreiz wurde weniger und verschwand schliesslich ganz.

Warum empfehlen so viele Veterinäre dennoch Fertigfutter anstatt rohe oder gekochte Speisen zu verfüttern? «Ihre Praxen werden von der Futtermittelindustrie gesponsert», begründet Ziegler. Wenn sich die Ärzte verpflichteten, eine bestimmte Marke zu verkaufen, bekämen sie grosse Rabatte und andere Vorteile. Doch besonders Katzen würden durch das im Industriefutter enthaltene Getreide oft Nierenschäden bekommen, Diätfutter verursache Leber- und Darmprobleme. Als Alternative zeigt Ziegler, wie einfach es ist, selbst das Fressen für seinen Vierbeiner zuzubereiten: 95 Prozent Fleisch plus 5 Prozent Ballaststoffe wie Karotten oder Zucchini und eine Messerspitze Eierschalenpulver zur Kalziumergänzung. Verschmäht das Tier Rohkost, kocht man das Fleisch einfach ab. Zusammengefasst: «Frischkost ist besser als Fast-Food.»

Weitere Beispiele aus Zieglers Praxis zeigen den oft übertriebenen Einsatz von Antibiotika. So erzählt die Medizinerin von einem Hund, der jahrelang wegen Durchfalls bei einem anderen Tierarzt in Behandlung war und ständig Antibiotika und Cortison verschrieben bekam. Die Heilung setzte zwar nach jeder Gabe ein, hielt aber nur für vier Wochen. Dann ging das Spiel wieder von vorne los. Nebenwirkungen wie Ohrenentzündungen und Ekzeme nicht ausgeschlossen. Statt zu heilen, werden solche Erkrankungen in vielen Fällen chronisch. Warum? Weil die Medikamente nur die Symptome, aber nicht die Ursache behandelten, erklärt Ziegler. Der Schlüssel zur Gesundheit ist eine stabile Darmflora, und die beginnt bei einer ausgewogenen Ernährung.

Jutta Ziegler: «Hunde und Katzen würden länger leben, wenn … – Die Praxissprechstunde», DVD, 82 Minuten, Verlag mvg, ca. 26.-