Andrea Trueb freute sich während sechs Jahren an ihren munteren Wellen- und Nymphensittichen. Sie hatte ihnen eine schöne Gartenvoliere gebaut. Die kleinen Australier knabberten an Ästen, flogen ihre Runden und tauschten untereinander Zärtlichkeiten aus. Sie hatten ein rundum glückliches Leben. Bis sich eines Nachts das Drama ereignete. An einem Sommermorgen der Schreck für die Aarauer Vogelhalterin: Bis auf einen lagen alle vier Wellen- und die zwei Nymphensittiche tot oder verletzt am Boden. Was war passiert?

Vermutlich war ein Marder dem Gitter entlanggeklettert. Wären die Sittiche still auf ihren Ästen oder im Schutzhaus sitzen geblieben, hätte er ihnen nichts anhaben können. Doch sie wurden nervös, flatterten in der Voliere umher und krallten sich in ihrer Aufregung ans Gitter; ein normales Verhalten für Vögel, die bei Gefahr flüchten. Das war der Moment, in dem das kleine Raubtier zuschlug. «Das Gitter war engmaschig», sagt Trueb. Dem Marder gelang es trotzdem, eine Zehe zu fassen. So riss er einigen Wellensittichen die Beine aus. Trueb: «Während sechs Jahren verlief alles problemlos, und dann plötzlich das!»

Leider machen viele Vogelhalter diese schreckliche Erfahrung. Man wähnt die Vögel in der Voliere in Sicherheit, doch Raubtiere wie Marder, Füchse oder Katzen klettern am Gitter entlang und versetzen die Vögel in Schrecken.

Das soll nicht wieder passieren. Andrea Trueb hat darum im Abstand von einigen Zentimetern ein zweites Gitter um ihre Voliere gespannt. Dadurch sind die Vögel geschützt, denn ein am Gitter kletternder Marder kann sie nicht mehr erreichen. Wer Aussenvolieren baut, muss daran denken, dass auch nachts Marder, Füchse und Katzen um die Volieren schleichen. Wer kein doppeltes Gitter möchte, sollte unten einen Elektrozaun installieren, wie er von Bauern verwendet wird, um Kuhweiden einzuzäunen.

Drei Elektrodrähte übereinander
Ein einziger Draht in Bodennähe hilft aber meistens nicht, denn Marder und Katzen können darüberspringen. Der Vogelzüchter Pierre-André Chassot aus Grolley FR hat darum drei Elektrodrähte in einigem Abstand übereinander angebracht. «Kein Marder klettert hier empor», sagt er. Bei einem Elektrozaun ist es wichtig, dass keine Pflanzenblätter den Draht berühren und so Strom ableiten. Er muss insbesondere nachts eingeschaltet sein. Katzen, Marder oder Füchse, die mit einem Stromschlag Bekanntschaft machen, werden keinen zweiten Versuch mehr wagen, die Voliere zu erklimmen. Solche Elektrodrähte verhindern zudem, dass Katzen auf die Voliere klettern und zum Zeitvertreib auf die Vögel herunterschauen. Auch wenn sie die Vögel nicht behelligen, bedeutet das grossen Stress für die Gefiederten.

Eine andere Lösung hat Christian Wey aus Holzhäusern ZG gefunden. Vor seinen Aussenvolieren führt ein vergitterter Gang durch. Er funktioniert als Schleuse, sodass der Züchter durch die Fronttüren Äste auswechseln kann, ohne dass Vögel entweichen können. Er hat oben zwei Elektrodrähte um die Voliere gespannt, sodass weder Katzen, Füchse noch Marder auf das Volierendach klettern können.

Die Rahmen der Aussenvolieren sollten auch nicht nur auf das Erdreich gestellt werden. Der Boden ist uneben, viele Vögel graben, sodass sie entschlüpfen könnten. Aber auch Marder und Füchse können sich so leicht unter dem Rahmen durchgraben. Daher gilt: Die Voliere steht auf einem geraden, betonierten Sockel, oder aber auf Stellriemen, die mindestens einen halben Meter ins Erdreich eingelassen sind. Aussenvolieren, deren Böden betoniert sind, können mit Pflanzen in Kübeln bereichert werden, die ausgewechselt werden. Manche Vogelhalter bevorzugen dieses System, da sie so weniger Probleme mit Würmern haben. Auch Schalen mit Gras und Sand können auf dem Betonboden platziert werden. Die meisten Vögel benötigen Grit und Sand für ihre Verdauung. Zudem geniessen sie es, im Gras und Sand zu nesteln.