Vogelhaltung
Ferienparadies für Papageien
Wohin mit den Vögeln in den Ferien? Wer Papageien in einer Zimmervoliere hält, muss sich diese Frage stellen. Hier hilft die Auffangstation für Papageien und Sittiche APS in Matzingen TG. Sie bietet eine Ferienstation an.
Die Ferienstation wird stets beliebter. Wir erhalten immer häufiger Anfragen», sagt Christine Honegger, die Präsidentin der APS. Auch Cathrin Zimmermann, die langjährige Leiterin der Station, bestätigt, dass die Nachfrage nach Ferienplätzen sehr gross ist. «Alle Ferienvögel erhalten bei uns Volieren von mindestens zwei Meter Länge. Die Papageienbesitzer schätzen gerade die Tatsache, dass ihre Vögel bei uns viel Platz haben», sagt sie.
77 Papageien und Sittiche verbrachten im vergangenen Jahr die Ferienzeit ihrer Besitzer in der APS. Dabei kamen sie aus allen Regionen der Schweiz. Die APS will das Ferienplatzangebot aufgrund der grossen Nachfrage weiter ausbauen. Der Raum mit den Ferienvögeln ist von Licht durchflutet, die Wände sind in angenehmen Grün- und Gelbtönen gestrichen.
Ein Gesundheitscheck für jeden Vogel
Ein kleiner Sonderling trippelt an das Gitter einer Ferienvoliere und verengt seine Pupillen. Der Mohrenkopfpapagei mit besonderem Aussehen lebt mit seinem grossen Freund, einem Graupapagei, zusammen. Cathrin Zimmermann spricht sanft mit den beiden und erklärt: «Diese beiden sind regelmässige Feriengäste. Sie kennen die Verhältnisse hier, sodass es für sie keine Aufregung mehr ist, wenn sie in die APS kommen.» Jeder Ferienvogel wird bei Eintritt einem Gesundheitscheck unterzogen, den die Tierärztin Cornelia Christen durchführt. Die APS konnte zahlreichen Papageienhaltern aufgrund dieser Eintrittsuntersuchung Tipps zur besseren Haltung geben. Christen sagt: «Viele ernähren ihre Papageien zu einseitig und insbesondere zu fetthaltig. Das wird sofort ersichtlich, wenn wir die Vögel untersuchen. In Zimmerhaltung ist auch die Aspergillose, eine Pilzerkrankung, ein Problem.»
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Die Vermittlungsstation der APS ist in hellen Farben gehalten und von Licht durchflutet. Bild: Lars Lepperhoff |
Cathrin Zimmermann ist Expertin, was die Ernährung und Beschäftigung von Papageien betrifft. Beides liegt nahe beisammen. Oft sind Papageien unter Menschenobhut unterbeschäftigt. «Die meisten Halter reichen auch heute noch das Futter konventionell in einem Napf», sagt sie. Sie ist dazu übergegangen, den Papageien das Körnerfutter in die Holzschnitzel am Boden zu streuen. «Die Vögel verbringen so viel Zeit mit Suchen. Natürlich muss ich aber bei Neuzugängen aufpassen, dass sie zu ihrem Futter kommen», sagt sie. Ist ein Papagei nicht gewöhnt, für sein Futter zu «arbeiten», kommt er nicht darauf, dass die schmackhaften und oft kalorienreichen Körner in den Holzschnitzeln zu suchen sind. Er lernt dieses Verhalten aber von den anderen und erhält seine Portion anfangs noch immer in einem Napf. Früchte, auch exotische, und Gemüse erhalten die Papageien stets in grossen Mengen, und dies nach wie vor in Näpfen.
Natürlich werden mit Ferienvögeln keine solchen Experimente durchgeführt, wenn sie es nicht gewohnt sind. Doch die Besitzerinnen und Besitzer erhalten in der APS wertvolle Impulse, wie ihre Papageien auch mit dem Futter beschäftigt werden können. Zusätzlich fertigt Fritz Brönimann, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter, Beschäftigungsmöglichkeiten aus Holz und Karton für die Papageien. So haben die Vögel stets etwas zu tun.
In der APS leben aber nicht nur Ferienvögel. Wohl einzigartig in der Schweiz ist auch die Vermittlungsstation. Papageien sind zwar langlebig, doch immer wieder kommt es vor, dass etwa ein Mohrenkopfpapagei oder eine Blaustirnamazone stirbt. Der Partnervogel ist dann alleine und trauert. Wie kann ihm ein Kumpan beschafft werden? Es ist kaum sinnvoll, ihm einen Jungvogel zuzugesellen. Der Altersunterschied wäre zu gross. Natürlich kann er auch nicht alleine gehalten werden.
Andererseits gibt es Halter, die ihre Vögel aus verschiedenen Gründen wie Alter, Allergien oder Veränderungen der Wohnsituation nicht mehr halten können. Sie geben sie in die Vermittlungsstation der APS. «Wir haben zwei Grossvolieren mit ganz unterschiedlichen Papageiengemeinschaften. Manche Vögel wurden abgegeben, weil sie ihre Besitzer nicht mehr halten wollten, andere sind hier auf Brautschau», sagt Cathrin Zimmermann. Die Vermittlungsstation findet wunderbar Anklang bei Papageienhaltern. Einfach ist die Vergesellschaftung von Papageien aber nicht. Es sind besondere Charaktere. Davon kann Zimmermann ein Lied singen. Manche sind streitsüchtig, andere haben eine Phobie vor gewissen Mitbewohnern, wieder andere sind zu aufdringlich. Da ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Zimmermann hat jahrelange Erfahrung. Sie erkennt sich entwickelnde Krisenherde oft im Voraus.
Einäugige Amazone findet sich zurecht
Jeder Papagei ist beringt oder mit einem Mikrochip versehen, sodass er einwandfrei identifiziert werden kann. Zusätzlich trägt jeder Vogel aber auch einen Namen. Zimmermann lacht und sagt: «Ja, es sind halt richtige Individuen, die wir einzeln ansprechen. Viele haben vorher als zahme Vögel gelebt. Da ist es klar, dass wir mit ihnen sprechen und auf sie eingehen. Im Gegensatz dazu sind Papageien, die als Volierenvögel aufwuchsen, viel unabhängiger und selbstständiger.» Die Papageien werden täglich beobachtet. Verhaltensänderungen fallen sofort auf.
In der APS erhält jeder Papagei die medizinische Hilfe, welcher er bedarf. Eine Blau stirnamazone litt unter einem tränenden Auge. APS-Tierärztin Cornelia Christen stellte Mykobakterien und Aspergillose im Augenbereich fest. Ein externer veterinärmedizinischer Ratschlag war, den Vogel einzuschläfern. Christen entfernte das Auge und das drumherumliegende Gewebe weiträumig. Heute sitzt die Blau stirnamazone, wie wenn nichts gewesen wäre, zuoberst auf ihrer Sitzstange in der Voliere in Gemeinschaft mit anderen, macht lautstark im Papageienchor mit und findet sich mit ihrem einen Auge bestens zurecht.
Aufschlussreich sind die Altersangaben von verstorbenen Papageien. So verstarb im letzten Jahr eine Gelbstirnamazone mit Jahrgang 1967. Hoffnungsvoll stimmt die Präsidentin mit ihrer Aussage, dass sie nicht damit rechne, dass weiter so viele Papageien fest aufgenommen werden müssen. «Die Halter in der Schweiz sind heute besser informiert und kaufen nicht mehr so leichtsinnig Papageien, die sie nachher nicht mehr halten können.»
Die Auffangstation |
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