Sittiche
Grosse Volieren für kleine Vögel
Katharinasittiche sind zwar klein, doch damit ihre Haltung Freude bereitet, sollten sie grosse Zimmervolieren bewohnen dürfen. So entwickeln sie sich zu faszinierenden Persönlichkeiten, die in der Gruppe gehalten werden können.
Hier wären sie nun irgendwo verborgen im Blattwerk, denke ich, als ich durch den Bergregenwald Monteverdes in Costa Rica streife. Oder habe ich eine Chance, sie an den Hängen des Vulkans Arenal zu beobachten, dort wo vereinzelt verknorrte, von Neoregelia-Bromelien bewachsene Bäume stehen? Oder sind sie jetzt im April doch eher in den Tieflandregenwäldern zu finden, beispielsweise um Tortuguero, wo sich Wasserarme durch den Regenwald schlängeln und wo sich hinter Palmen die Wellen des karibischen Meeres brechen?
Ich konnte seltene Psittaziden wie Blutohr- und Glatzenkopfpapageien beobachten, auch die kleinen, unscheinbaren Tovisittiche zeigten sich mir, doch Katharinasittiche? Es wäre wohl wie Nadeln in einem Heuhaufen zu suchen, wollte man diese kleinen, bestens getarnten, grünen, ruhigen Sittiche in Baumkronen ausmachen. Mir gelang es trotz dreiwöchiger Reise nicht. «Frequentiert die Kronenschicht des Waldes», heisst es im Standardwerk «Birds of Costa Rica» von Gary Stiles und Alexander Scutch. Auch sie geben aber an, dass über die Brut nichts bekannt sei. Darum bin ich jeweils sehr erfreut, diese Sittiche unter Menschenobhut oder an Ausstellungen anzutreffen, denn sie werden in der Schweiz erfolgreich gehalten und gezüchtet.
Meistens können Papageien nur paarweise gehalten werden. Nicht so bei Katharinasittichen (Bolborhynchus lineola), die zur Gattung der Dickschnabelsittiche gehören. Bei ihnen gelingt auch die Gruppenhaltung. Das ist sogar besser, denn erst dann zeigen sie ihr volles Verhaltensrepertoire. Es scheint, dass sie sich im Schwarm erst richtig wohl und sicher fühlen. Meist gibt es keine starke Hierarchie, was die Vergesellschaftung vereinfacht. Bedingung ist aber, dass eine Gruppe Katharinasittiche, beispielsweise sechs Tiere, eine Zimmervoliere von ungefähr 2 × 1,5 Meter × Zimmerhöhe zur Verfügung haben. Katharinasittiche können auch während der Brutzeit zusammenbleiben. Es sollten immer mehr Nistkästen vorhanden sein als Paare.
Ein Paar, das brütet, ist etwas aggressiver und verteidigt seinen Kasten. Es ist wundervoll, einen Schwarm Katharinasittiche zu beobachten, denn die Tiere tauschen auch paarübergreifend soziale Kontakte aus und kraulen sich. Gerne sitzen sie alle eng zusammen. Das Geschlechterverhältnis in der Gruppe sollte ausgewogen sein. Die sicherste Methode der Geschlechtsbestimmung ist die DNA-Analyse. Viele Züchter schauen auch auf die Schwanzfedern. Männchen haben oft mehr als die Hälfte der Federfahne schwarz, wohingegen bei Weibchen nur ein geringer oder gar kein Schwarzanteil sichtbar ist.
Fantasievolle Volieren kommen gut an
Katharinasittiche können gut im Wohnbereich gehalten werden, da ihre Stimmen nicht sehr laut sind. Ein Schwarm plaudert aber besonders morgens und abends, sodass ein gewisser Geräuschpegel vorhanden ist. Wer eine Zimmervoliere für Katharinasittiche gestaltet, der sollte die Fantasie walten lassen, denn diese kleinen Kobolde aus den Regenwäldern Zentral- und Südamerikas erkunden im Schwarm mit Begeisterung Höhlen, nagen an Kork, knabbern an frischen Zweigen, machen sich über eingebrachtes Gras her, turnen und hangeln an Seilen oder wippen auf ganz dünnen Ästchen, bevor sie sie zerbeissen.
Katharinasittiche haben eine Lebenserwartung von etwa 14 Jahren. Oft treten im Alter gelbe Federchen am Kopf auf. Ihr deutscher Name weist auf die kreolische Bezeichnung «Catarina» für Sittiche im Allgemeinen hin. Wenn die wild lebenden Katharinasittiche wegen ihrer Tarnfarbe auch kaum im Blättergewirr von Bäumen zu beobachten sind, so erfreuen die bei uns seit vielen Generationen gezüchteten Vögel umso mehr ihre Pfleger mit interessantem und drolligem Verhalten.
Literaturtipp Sigrid März, (2013): «Katharinasittiche – Aussergewöhnliche Papageien im Kleinformat», broschiert, 80 Seiten, Books on Demand, Norderstedt, ISBN 978-3-7322-3834-7 |
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