Glanz- und Bourkesittiche lassen sich problemlos im Wohnbereich halten. Nachbarn werden kaum etwas von ihnen hören. Sie sind leise und bringen die Farben Australiens in die Wohnung. In einer Zimmervoliere können sie sogar mit Prachtfinken vergesellschaftet werden. Ideal ist, wenn zusätzlich etwa vier Zuchtboxen vorhanden sind, in welchen gezielt gezüchtet werden kann. Doch Glanz- und Bourkesittiche pflanzen sich auch gut in einer Gesellschaftsvoliere fort. Beide Arten, so ähnlich sie in der Grösse und im Habitus auch sind, unterscheidet aber doch einiges. 

In älterer Literatur werden beide unter den Grassittichen (Neophema) aufgeführt, so im 1989 publizierten «Parrots of the World» des Australiers Joseph Forshaw und in «Das Papageien Buch» der Engländerin Rosemary Low, das 1989 erschien. Franz Robiller aber, welcher der Systematik von Wolters folgt, listet nur die Glanzsittiche unter der Gattung der Grassittiche auf, Bourkesittiche führt er als monotypische Gattung unter Neopsephotus. Neuere Fachliteratur folgt dieser Aufteilung, und sie scheint ihre Berechtigung zu haben. Während Bourkesittiche friedfertig sind und in Gruppen gehalten werden können, ist das bei Glanzsittichen kaum möglich.

Der Thurgauer Züchter Walter Küng, der beide Arten hält, betont, dass Glanzsittiche territorial seien. «Bis sie einen Partner gefunden haben, können sie in Volieren ohne Nistkästen zusammen gehalten werden», sagt er. Ein züchtendes Paar Glanzsittiche sollte aber nicht mit anderen Sittichen zusammen gehalten werden und besser auch keinen Sichtkontakt zu anderen Paaren haben.

Prachtfinken können jedoch problemlos in der gleichen Voliere gehalten und gezüchtet werden. Hans Graber aus Bern beispielsweise betreibt in einem Altersheim eine australische Gemeinschaftsvoliere. Sein Paar Glanzsittiche brütet dort in Gemeinschaft von Prachtfinken. 

Unterschiedliche Verdauungssysteme
Ein weiterer Hinweis auf die Verschiedenartigkeit ist auch die Tatsache, dass alle Grassitticharten, also auch der Glanzsittich, hybridisieren, wenn auch die Jungen unfruchtbar sind. Bourkesittiche aber haben sich nie mit Grassitticharten vermischt. Und zuletzt noch eine eigentümliche Tatsache: Walter Küng aus Busswil TG hat festgestellt, dass bei den Glanzsittichen der Nistkasten immer trocken ist, bei den Bourkesittichen aber feucht.

Die Ausscheidungen der Glanzsittiche sind trockene Bällchen, diejenigen der Bourkesittiche sind feucht und schmierig. Das komme daher, weil das Verdauungssystem der beiden Arten unterschiedlich sei, vermutet der britische Experte für australische Sittiche, Colin O’Hara, in einem Beitrag in der englischen Wochenzeitschrift «Cage & Aviary Birds». Beide Arten ernähren sich sehr ähnlich. Sie bevorzugen Grassamen und Hirsesorten, entsprechend ihrem trockenen, kärglichen Verbreitungsgebiet im südlichen Australien, das sich überschneidet. 

Beiden Arten können Nistkästen mit den ungefähren Massen von 12 × 12 × 25 Zentimeter gereicht werden. Hobelspäne eignen sich als Einstreu. Sie sollten gerade bei den Bourkesittichen mindestens einmal während der Brut gewechselt werden. Beide Arten nehmen Kontrollen nicht übel. Die Weibchen beider Arten legen ungefähr fünf Eier und bebrüten sie um die 18 Tage. Die Nestlingszeit dauert vier bis fünf Wochen. Drei Wochen nach dem Ausfliegen sind die Jungen selbstständig. Gerade Glanzsittichjunge müssen aber sofort nach dem Selbstständigwerden von den Eltern getrennt werden, da sie das Männchen plötzlich attackieren kann. 

Im Gegensatz zu Bourkesittichen sind Glanzsittiche diffiziler in der Zucht. Walter Küng hatte die besten Erfolge bei einer kühlen, trockenen Innenhaltung. Ab März steigert er das Licht und erhöht die Temperatur auf 20 Grad. Glanzsittiche reagieren empfindlich, wenn sie bei feuchten, kalten Tagen draussen gehalten werden.