Während sich beispielsweise das Gefieder der Raubvögel während des ganzen Jahres nach und nach erneuert, damit sie stets ihre volle Flugfähigkeit behalten, fallen viele andere Arten wie Kanarienvögel in eine Mauserphase, die acht bis zehn Wochen dauern kann. Der Halter und Züchter sollte seinen Vögeln während dieser Zeit erhöhte Aufmerksamkeit schenken. Sie benötigen in dieser kräftezehrenden Phase ein proteinreiches Futter, welches das Gefiederwachstum fördert.

Die Mauserphase der Kanarien, ob Altvögel oder Jungvögel, fällt in die Sommer- und Spätsommermonate. Die Natur bietet in dieser Zeit eine Fülle von Wildkrautsämereien im frisch-reifen und halb reifen Stadium. Auch Grünfutterpflanzen wie Vogelmiere, Löwenzahn, Spinat, Salat, Kornblume und Hirtentäschel sind geeignet. Die Kanarienvögel sollten langsam an die Wildkrautsämereien gewöhnt werden. Nasser Salat im Übermass beispielsweise kann Durchfall verursachen. Eifutter, das im Fachhandel fertig erworben werden kann, ist in dieser Phase ebenfalls wichtig. Quinoa aus dem Lebensmittelhandel ist äusserst reich an Mineralien und Eiweiss und kann dem Eifutter und geraffelten Rüebli beigemengt werden. Gerade bei heissem Wetter muss darauf geachtet werden, dass das Futter nicht verdirbt. Flugkäfige sollten täglich gereinigt werden.

Erwachsene Kanarien mausern komplett. Die jungen Kanarienvögel erneuern hingegen nur das Kleingefieder. Schwingen und Schwanzfedern werden erst im kommenden Jahr abgestossen und wachsen neu. Die Jungvögel verlassen das Nest im Alter von 17 bis 18 Tagen. Wenn sie drei bis vier Wochen alt sind, nehmen sie schon selber viel Nahrung auf, werden aber noch immer von den Eltern gefüttert. Einen Monat nach dem Schlupf sind sie meist futterfest. Sie sollten dann in Flugkäfige abgesetzt und genau beobachtet werden. Es ist wichtig, dass die Jungvögel ihre Flugmuskulatur trainieren, damit sie gesund und kräftig werden. Zimmervolieren oder besser noch kombinierte Innen- und Aussenvolieren sind die nächste Stufe und die beste Unterbringungsmöglichkeit. Werden junge Kanarien im Schwarm gehalten, regen sie sich gegenseitig zur Futteraufnahme an. Das Alter zwischen sechs und zehn Wochen ist heikel. Werden die Jungvögel aber mit proteinreichem Futter versorgt, können sie Luft, Sonnenlicht und Regen geniessen und erhalten sie Bademöglichkeiten, so haben sie essenzielle Voraussetzungen, um zu starken, gesunden Kanarien zu werden, die vielversprechend an Ausstellungen abschneiden werden.

Gute Haltung für den Sieg
Werden Kanarien in reizarmer Umgebung gehalten, besteht die Gefahr, dass sie sich gegenseitig das Gefieder rupfen. Natürliche Zweige mit verschiedenen Astdicken, belaubte Zweige, Wildgräser und eventuell sogar immergrüne Thujasträucher, Stellen mit Sand und Erde in der Aussenvoliere strukturieren den Kanarienlebensraum und regen die Sinne der Vögel an. Immer wieder werden gerade Jungvögel, die unter solchen Bedingungen heranwuchsen an Ausstellungen zu Siegervögeln.

Der Berner Kanarienvogelzüchter José Cabaleiro gewährt seinen Vögeln beispielsweise in einer korbartigen Aussenvoliere Zugang zu Sonnenlicht, Wind und Regen und der ebenfalls aus Bern stammende Kanarienspezialist Heinz Kripahle hält viele seiner Kanarien in grosszügigen Innen- und Aussenvolieren. Beide gewannen sogar an Weltausstellungen Preise mit ihren Vögeln.

Während Jungvögel aus einer ersten Brut eine längere Mauserphase durchmachen, sind Jungvögel aus einer zweiten oder gar dritten Brut schneller damit fertig – ein natürlicher Ablauf, insbesondere auch für Zugvögel, damit alle Jungen diesen zehrenden Vorgang vor dem Winter abgeschlossen haben.