Wer ein Musikinstrument lernen möchte, beginnt während der Schulzeit mit Blockflöte und nicht mit dem Spielen der Kirchenorgel. Darum sollte man auch nicht mit Grosspapageien in die Vogelhaltung einsteigen, sondern mit Arten, die seit Generationen unter Menschenobhut gezüchtet werden. Sie sind an das Leben beim Menschen angepasst. Vom Wellen- und Nymphensittich sowie vom Zebrafinken gibt es viele Zuchtformen, sodass diese Vögel als domestiziert angesehen werden können.

Ihre Haltung ist auch im Wohnbereich gut möglich. René Jutzeler, erfahrener Züchter von seltenen Prachtfinkenarten und Referent des Grundkurses für Vogelhalter, empfiehlt diese drei Arten Neueinsteigern. Er streicht einen positiven Aspekt heraus: «Sie vermehren sich unter Menschenobhut problemlos.» Es sei motivierend für Neueinsteiger, wenn ein Zuchterfolg gelänge. Paul Hofstetter, Leiter des Grundkurses für Vogelhalter (siehe auch «Kleintierzüchter» Nr. 29), betont die Verantwortung eines Züchters und berichtet von seinen eigenen Erfahrungen. «Als Schuljunge erhielt ich einst zwei Paare Zebrafinken. Sie vermehrten sich unkontrolliert.» Das sei nicht das Ziel. Zucht sei sinnvoll, aber nur, wenn man ausreichend Platz oder gute Abnehmer für die Jungen habe.

Es ist ein interessantes und erfüllendes Erlebnis, junge Wellensittiche zu züchten, doch nach einer Brut muss der Nistkasten entfernt werden. In einer Zimmervoliere von drei Metern Länge, einem Meter Breite und einem Meter Höhe können etwa acht Wellensittiche leben. Mehr sollten es nicht werden. 

Friedliche Arten
Alle drei Vogelarten, die sich für Einsteiger eignen, stammen aus eher trockenen Gegenden Australiens. Wer von der Papageienhaltung träumt, sollte sich bewusst sein, dass Wellensittiche zur grossen Familie der Papageien gehören und teils gleiche Verhaltensweisen an den Tag legen wie grosse Papageien. Vielleicht fühlt man sich vom graziösen Wesen der Kakadus angezogen. Nymphensittiche sind kleine Kakadus mit dekorativen Hauben, die sie bei Erregung aufrichten. 

Zebrafinken gehören zu den Prachtfinken. Das interessante Sozialverhalten und die Brutbiologie können im Wohnzimmerkäfig beobachtet werden, da sie sehr brutwillig sind. Alle drei Arten brüten in Nistkästen, Zebrafinken auch in solchen, die halb offen sind. Zebrafinken bauen in den Kasten ein Nest, Wellen- und Nymphensittiche legen die Eier auf Sägespäne oder Holzschnitzel, in die sie eine Mulde graben. Alle drei Arten können einfach bei Züchtern oder an Vogelbörsen erworben werden.

Sie gehören aber nicht in kleine Käfige, sondern sollten mindestens einen Meter Flugstrecke absolvieren können. In einem Käfig von 100 x 80 x 80 Zentimeter kann ein Paar Wellensittiche oder Zebrafinken gehalten werden, Nymphensittiche sollten in Zimmervolieren von zwei Meter Länge untergebracht werden oder täglich Freiflug erhalten. Alle drei Arten sind friedlich untereinander. Wer nicht züchten will, sollte nur Männchen halten oder die Nistgelegenheiten entfernen. Bei allen drei Arten lassen sich äusserlich die Geschlechter gut unterscheiden. Zebrafinken werden fünf, Wellensittiche um die 13 und Nymphensittiche über 20 Jahre alt. Es gibt auch Individuen, die älter werden.