Von den winzig kleinen Spechtpapageien Neuguineas von gerade mal acht Zentimeter Länge bis zum Hyazinth­ara aus Brasilien mit einem Meter Körperlänge umfasst die Familie der Papageien einen grossen Arten- und Formenreichtum. Nicht alle Papageien sind bunt, lange nicht alle sind gelehrige Imitatoren. Die schwarzen Vasapapageien Madagaskars sehen Krähen ähnlich, die bunten Rosellasittiche lernen kaum sprechen. Verzehren manche mit ihren wuchtigen Schnäbeln vorwiegend Nüsse, züngeln andere nach Nektar in Blüten. Keas rutschen über Eisfelder, Blaubartamazonen fliegen in feucht-heissem Klima über das Kronendach des Waldes. Der Ausspruch «Papageien sind bunt und stammen aus den Tropen» trifft nur bedingt zu.

Hier ein Überblick über die wichtigsten Punkte, die vor einer Papageienhaltung geklärt werden sollten, und das Notwendigste, das bedacht werden muss.

Kann ich einen Papagei einzeln halten?
Nein! Das ist gesetzlich verboten. Papageien sind soziale Vögel. Die meisten Arten sollten zu zweit gehalten werden. Bei vielen Arten können problemlos gleichgeschlechtliche Vögel zusammen gehalten werden, nicht aber bei den Langflügelpapageien aus Afrika, wie etwa dem Mohrenkopfpapagei. Kleinere Arten wie Agaporniden können gar in einem Schwarm gepflegt werden, wenn die Voliere gross genug ist.

Ich möchte sprechende Papageien
Das darf nicht der Anreiz sein, Papageien zu halten. Viele lernen nie sprechen, beeindrucken aber mit drolligem Verhalten. Viel eher krächzen Papageien laut. Das ist ihr normales Verhalten, das man als Halter in Kauf nehmen muss.

Was muss ich über Papageien wissen?
Lesen Sie Fachbücher zur Papageienhaltung. Ein Buchhändler kann Ihnen Auskunft über die verschiedenen lieferbaren Titel geben. Informationen aus dem Internet oder aus Vogelforen sind oft widersprüchlich und ein schlechter Pfad. Im Herbst finden überall in der Schweiz Vogel­ausstellungen statt. Dort bieten sich Gelegenheiten, mit Züchtern zu reden, Fragen zu stellen und eine grosse Palette an Arten zu bewundern. Wenn man weiss, welche Arten man halten möchte, wird auch die Auswahl der Fachliteratur einfacher. In der «Tierwelt» werden wöchentlich Fach­informationen publiziert. Zudem gibt es Zeitschriften ausschliesslich für Vogelhalter.

Welche Art eignet sich für mich?
Wer in einem Haus mit Garten wohnt, kann ein Vogelhaus mit Aussenvoliere bauen. Eventuell lässt sich auch an einen Parterre-Raum eine Aussenvoliere anbauen. Sind Nachbarn in der Nähe, stellt sich rasch die Frage nach dem Lärm. Fast jeder Papagei macht sich durch rufen, zetern, pfeifen oder krächzen bemerkbar. Doch es gibt Arten wie Grassittiche aus Australien, die nur dezente Lautäusserungen von sich geben. Wer eine Wohnung bewohnt, muss nicht auf die Haltung von Papageien verzichten. Viele kleinere Arten wie beispielsweise Sperlingspapageien aus Südamerika oder Unzertrennliche aus Afrika, die in einer Zimmervoliere leben können, bereiten viel Freude.

Wo kaufe ich Papageien?
Am besten direkt beim Züchter. An Vogelausstellungen können Kontakte geknüpft werden oder durch Inserate in der «Tierwelt» findet man Züchter. Geduld ist besser, als möglichst rasch Papageien zu kaufen. Es macht nichts, wenn die Zimmervoliere einige Monate oder gar ein Jahr lang leer steht.

Kann ich mit Grosspapageien anfangen?
Wer noch nie Papageien gehalten hat, sollte sich nicht gleich Grosspapageien zulegen. Kleine Arten legen oft ein genauso reizvolles, verspieltes Verhalten an den Tag und man kann ihnen in der Haltung gerechter werden. Die meisten Züchter haben mit der Haltung von Wellensittichen begonnen, bevor sie grössere Arten pflegten. Wer Erfahrung mit Wellensittichen, Unzertrennlichen oder Grassittichen gesammelt hat, ist geeignet für die Grosspapageienhaltung. Ein Paar Graupapageien können in einer Zimmervoliere von 2 × 2 × 2 Meter gehalten werden. Allerdings pfeifen die Vögel laut, produzieren viel Gefiederstaub und machen Dreck. Ein eigenes Zimmer für die Papageien ist also Bedingung. Amazonen sind im Wohnbereich meist zu laut, eher eignen sich die afrikanischen Langflügelpapageien, die zwar auch kreischen, aber weniger durchdringend.

Wie alt werden Papageien?
Papageien leben sehr lange. 40 Jahre alt kann schon ein kleiner Mohrenkopfpapagei werden. Darum ist es nicht sinnvoll, wenn ein Jugendlicher Grosspapageien erwirbt, wenn seine Eltern nicht bereit sind, die Pflege zu übernehmen. Er tritt in eine Lehre, absolviert Sprachaufenthalte und gelangt in Situationen, die eine Grosspapageienhaltung nicht erlauben. Für Kinder und junge Menschen sind beispielsweise Wellensittiche oder Agapor­niden besser geeignet. Sie werden mit ungefähr 15 Jahren zwar auch alt, doch können sie Wohnortswechsel eher verkraften.

Was muss ich sonst noch beachten?
Papageien sind nicht zufrieden mit zwei Sitzstangen, auch wenn ihre Voliere noch so gross ist. Sie brauchen Wurzelstöcke zum Nagen und regelmässig frische Zweige mit Laub aus dem Wald. Sie knabbern die Blätter ab und nagen an der Rinde. Zudem benötigen sie eine Badeschale. Manche lassen sich gerne mit einer Brause abspritzen. Eine Zimmervoliere sollte am Fenster stehen, das in der warmen Jahreszeit offen sein sollte. Die Luftqualität ist wichtig für Papageien. Zudem sollte die Sonne ungefiltert in das Zimmer scheinen, denn ultraviolette Strahlen sind für Papageien essenziell. Ein Papageienpaar kann plötzlich zur Fortpflanzung schreiten. Wer das nicht will, sollte keinen Nistkasten anbieten.

Zimmervoliere? Kann ich denn die Vögel nicht in einem Käfig halten?
Sicher können ein Paar Wellensittiche, Sperlingspapageien oder Agaporniden in einem Käfig von 80 × 50 × 60 cm gehalten werden. Grössere Freude für den Betrachter und bessere Lebensqualität für die Vögel gewähren aber Zimmervolieren, die nach Mass in Wohnungen gebaut werden. In der «Tierwelt» inserieren Volierenbauer, man trifft sie an Vogelausstellungen oder erfährt ihre Adressen von Züchtern. Eine Zimmervoliere von 2 × 1,5 × Zimmerhöhe bietet beispielsweise mehreren Wellensittichpaaren ideale Bedingungen.

Wie muss ich Papageien füttern?
Viele Papageienarten ernähren sich in der Natur von Früchten und unreifen Sämereien. Körnerfutter, das in Zoohandlungen als Papageienfutter verkauft wird, ist meistens einseitig, da es auf Sonnenblumenkernen basiert. Es gibt spezialisierte Händler für Vogelfutter. Sie bieten auch Keimfutter an, das gerade in der warmen Jahreszeit eine ideale Ergänzung darstellt. Täglich Früchte und Gemüse sind unabdingbar für Sittiche und Papageien.

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