Ob Kanarienvögel in Boxen oder Volieren gehalten werden, essenziell ist die Beschäftigung. Zwei Sitzstangen und ein volles Futtergefäss reichen nicht aus. In grösseren Volieren lässt sich gut beobachten, wie aktiv Kanarienvögel sind, wie sie jeden Winkel der Voliere nutzen und geschäftig ihre Zeit verbringen. In der Natur sind Vögel während eines grossen Teils des Tages auf der Futtersuche. Das entfällt in der Volierenhaltung. Umso wichtiger ist es, die Sinne der Kanarien wachzuhalten. 

Bruno und Ursula Zettel aus Altbüron LU beispielsweise haben ihren Kanarienvögeln eine ideale Voliere eingerichtet. Sie besteht aus einem geschlossenen Innenraum und einer angrenzenden Aussenvoliere, die ungefähr 2 × 2 × 2 Meter gross und mit einem lichtdurchlässigen Dach versehen ist. Bruno Zettel begann mit einem Männchen und zwei Weibchen. Inzwischen fliegen 17 Farbkanarienvögel in seiner Voliere. Die meisten sind gelb, einer ist orange befiedert. Die Nistkörbchen hat Zettel im Innenraum aufgehängt. «Derzeit züchte ich aber nicht mehr», sagt er. Er freue sich am vitalen Verhalten und am Gesang der Tiere.

Zettel hat die Voliere mit Birkenästen ausgestattet, sodass die Kanarienvögel auf natürlichen, unterschiedlich dicken Ästen sitzen können. Manche Äste hat er auch an dünnen Ketten aufgehängt, sodass sie schwingen, wenn die Kanarien darauffliegen. Kleine Wurzeln schaukeln an Ketten hängend von der Volierendecke. Immer wieder fliegen die Kanarienvögel sie an. Schaukelnd halten sie darauf das Gleichgewicht. 

An einer Schnur ist ein Tannenzapfen am Birkenstamm befestigt. Ein Kanarienvogel ist damit beschäftigt, die Schuppen abzupicken. Oder klaubt er tatsächlich Samen darunter hervor? Auf jeden Fall nimmt der Zapfen seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, derweil gleich drei weitere Exemplare auf ein Dreieck fliegen, das aus Seilen und Ästen hergestellt ist und an der Decke baumelt. Ein Seil oben ist ausgefranst. Ein Kanarienvogel nestelt eifrig darin herum. Seine zwei Kumpane sitzen auf dem schaukelnden Dreieck. 

Frisches Grün belebt die Sinne
Man könnte meinen, Beschäftigung sei hauptsächlich bei der Papageienhaltung wichtig, doch sie ist für alle Vögel wichtig. Kanarienvögel, die sich in der Voliere Herausforderungen stellen dürfen und müssen, sind weniger schreckhaft, vitaler und kräftiger. Das wirkt sich auch positiv auf die Zucht aus. Zettels Vögel sind in ausgezeichnetem Zustand.

Kanarienvögel baden gerne. In Schalen, die auf Steinen stehen, steht ihnen bei den Zettels stets frisches Wasser zur Verfügung. Und die kleinen Sänger mögen Grünes. In Pflanzenkübeln, die mit einem Drahtgeflecht abgedeckt sind, ziehen Zettels Gräser. Im Wechsel stellen sie die Kübel in die Voliere. «Die Kanarien stürzen sich regelrecht auf das Grün», sagt Bruno Zettel. Darum hat er auch leere Rohre seitlich an der Voliere angebracht, in die er frische, belaubte Äste stecken kann. 

Auch wenn Kanarienvögel in Boxen gehalten werden, sollten ihnen regelmässig frische Weiden- oder Buchenzweige gereicht werden. Sie picken an Knospen, zerrupfen die Blätter und krallen sich auf den dünnen Ästchen fest. Frische Gräser mit halb reifen Samenständen, Löwenzahn und Vogelmiere sind für alle Kanarien ein Fest. Sie machen sich gierig darüber her. Es sind nicht nur wichtige Nahrungskomponenten: So dargereichte Gräser aktivieren die Sinne und beschäftigen die Kanarien. Und schliesslich macht es auch viel mehr Freude und ist spannender, die Kanarienvögel vital und in Aktion zu beobachten.