Die Bartagame liegt auf dem Felsvorsprung und äugt in die Terrarienlandschaft. Sie hat einen wachen Blick, ein breites Maul, einen schuppigen Bart, gelblichen Körper und dicken Bauch. Nichts scheint sie aus der Ruhe zu bringen. Es handelt sich um die Dicke Bertha bei Zoo Thun, einem Zoofachgeschäft. «Sie ist sehr beliebt, besonders auch bei Kindern», sagt Christian Grimm. Der Zoofachhändler ergänzt, dass bei Zoo Thun derzeit junge Bartagamen aufgezogen würden. Bertha hat sich mit einem rötlichen Männchen verpaart. «Die Eier brüteten wir im Inkubator aus.» Würden sie im Terrarium belassen, wäre der Schlupferfolg gering, Luftfeuchtigkeit und Temperatur liessen sich im Brutapparat besser regulieren. «Wir pflegen die roten und gelben Farbformen der Streifenköpfigen Bartagame», so Grimm.

Die Dicke Bertha legt bis zu 25 Eier in eine selbst gegrabene Mulde im Sand, die sie anschliessend wieder verschliesst, das Substrat mit dem Kopf festdrückt und über die Stelle scharrt, sodass sie Feinde nicht finden. Anschliessend sind die Eier sich selbst überlassen. Unter australischer Sonne würden die Jungen nach ungefähr neunzig Tagen schlüpfen.

Kein Wunder sind die Bartagamen bei Zoo Thun Publikumslieblinge. Sie leben in einem offenen Eckterrarium, klettern auf waagrechte Korkäste und auf Steinaufbauten, um in den Raum zu äugen. Am liebsten liegen sie irgendwo in der Höhe, dort haben sie den Überblick. «Sie sind sehr zahm», sagt Christian Grimm, der ihnen beispielsweise Heimchen aus der Hand offeriert. Bartagamen bauen eine Beziehung zu ihrem Pfleger auf. Grimm betont, dass sie bei guter Pflege zehn bis fünfzehn Jahre alt werden. Das offene Terrarium ist mit seitlich glatten Wänden und Ästen so ausgestattet, dass die Echsen nicht entweichen können. Auch der sandige Bodenbereich ist mit glatten Platten begrenzt. Die Agamen haben den Vorteil, dass sie so die gesamte Raumhöhe nutzen können.

Christian Grimm sagt, dass Kräuter wie etwa Löwenzahn allgemein ein wichtiges Futter für Bartagamen seien. Salat mit Bitterstoffen wie Endivien oder Rucola könnten ebenfalls verfüttert werden. Insekten gehören auch zum Speiseplan. Grillen, Heuschrecken, Heimchen und Mehlwürmer werden mit dem breiten Maul gepackt und verschlungen. Da Mehlwürmer sehr fetthaltig sind, sollten sie nur als Leckerbissen gereicht werden.

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Australische Trockenlandschaft im Terrarium

Christian Grimm betont, dass Insekten vor dem Verfüttern mit einem Kalziumvitaminpräparat überpulvert werden sollten. Junge Bartagamen würden mehr Insekten fressen als Alttiere. Und natürlich gehört auch eine Wasserschale in jedes Bartagamen-Terrarium.

Die Streifenköpfige Bartagame ist die häufigste Art im Heimtierhandel und wird sechzig Zentimeter lang. Es sei falsch zu meinen, die Zwergbartagame brauche weniger Platz, sagt Grimm. «Sie wird zwar nur etwa dreissig Zentimeter lang, doch ist sie sehr aktiv, klettert viel und braucht darum ein geräumiges Terrarium.» Grimm empfiehlt für Zwergbartagamen die Mindestgrösse von 120 x 60 x 80 Zentimeter. Streifenköpfige Bartagamen könnten in einem Terrarium mit den Massen 170 x 75 x 90 Zentimeter gepflegt werden. Solch ein Terrarium koste mindestens 1500 Franken.

Junge Bartagamen werden bei Zoo Thun für einen Betrag zwischen 100 und 250 Franken verkauft. «Die Beleuchtung ist aufwändig und darum besonders kostspielig», streicht Grimm heraus. Nebst einer Grundbeleuchtung, die mit Tageslichtleuchtstoffröhren vorgenommen wird, benötigen Bartagamen Sonnenersatz, das heisst ultraviolette Strahlen. Das Terrarium sollte verschiedene Klimazonen aufweisen, eben beispielsweise von UV-Lampen bestrahlte Sonnenplätze. Da es sich bei Bartagamen um Bewohner trockener, strauchartiger Zonen Australiens handelt, sollte die Luftfeuchtigkeit zwischen 30 und 40 Prozent liegen. Entsprechende Terrarien mit Reptilienlampen bietet der Zoofachhandel an.

Christian Grimm betont, dass es sich lohne, auch die Rückwand des Terrariums selbst zu gestalten. Auch hierzu sind im Zoofachhandel Hilfsmittel erhältlich. Eine künstlich angefertigte Rückwand kann einem Felsaufbau nachempfunden werden und bietet Klettermöglichkeiten und Ruheplätze für die Tiere. Auch ein solches Schauterrarium gibt es bei Zoo Thun, besetzt natürlich mit Bartagamen.

Schon gewusst?
Die Familie der Agamen gehören zu den Schuppenkriechtieren. Sie leben in grossen Teilen Afrikas, Asiens und Australiens hauptsächlich in Steppenlandschaften und Wüsten, kommen aber auch in Wäldern vor. Die australische Bartagame ist im Heimtierbereich ein bekannter Vertreter. Von ihr gibt es sieben Arten. Meist wird die Streifenköpfige Bartagame (Pogona vitticeps) gehalten, die auch gut nachgezogen wird.

Obwohl Bartagamen Einzelgänger sind, kann ein Männchen mit zwei Weibchen zusammengehalten werden, wenn ihr Lebensraum gut strukturiert ist. Grundsätzlich gilt: «Je grösser ein Terrarium, desto bessere Gestaltungsmöglichkeiten hat man und desto höher ist das Beobachtungsvergnügen.» Terrarien können reizvoll mit Steinen, Sand, Ästen und Wurzeln gestaltet werden. Als Bodensubstrat sollte Reptiliensand aus dem Zoohandel verwendet werden. Gut ist, wenn der Terrarienboden auch Stellen mit feuchterem, lehmhaltigem Sand enthält, der sich besser zum Graben eignet. Denn das ist für einen weiteren Aspekt der Bartagamen-Haltung entscheidend.

Bartagamen halten eine Winterruhe. Dabei handelt es sich nicht um einen Schlaf, sondern die Echsen reduzieren lediglich ihren Körperhaushalt. «Sie graben sich oft selbst ein», sagt Grimm. Er reduziere ab November die Beleuchtungsdauer um zwei Stunden wöchentlich. So sinke nach und nach auch die Temperatur im Terrarium.

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Wichtige Winterruhe

Während Bartagamen in ihrer aktiven Zeit Sonnenanbeter sind und Temperaturen bis 30 Grad Celsius mit lokalen Wärmezonen von 40 Grad schätzen, sollte die Wärme im Winter, während dem sie Ruhe halten, auf etwa 18 Grad abgesenkt werden. Generell kann die Winterruhe durch kürzere Tage und durch geringeres Futterangebot und Temperaturreduktion eingeleitet werden. «Normalerweise ist dies kein Problem, und das Terrarium kann dafür in der Wohnung belassen werden», sagt Grimm. Eine Winterruhe kann zwei bis vier Monate dauern. Wenn sie nicht eingehalten wird, hat das Folgen für die Gesundheit der Tiere. Der Dicken Bertha sieht man hingegen an, dass sie alles vorfindet, was sie benötigt. Sie beobachtet das Geschehen im Laden – und freut sich, wenn Christian Grimm mit einem Leckerbissen zu ihr kommt.