Kletterkünstler
Landeinsiedlerkrebse erfolgreich im Terrarium halten
Nicht alle Krebse sind auf das Meer angewiesen. Landeinsiedlerkrebse haben sichan das Leben in Schneckenhäusern an Land angepasst und können bei genügend Luftfeuchtigkeit auch zu Hause im Terrarium gehalten werden.
Mit ihren grossen Glubschaugen und der Eigenart, ein Schneckenhaus als Unterschlupf mit sich herumzutragen, sind Landeinsiedlerkrebse unterhaltsame Gesellen. Ursprünglich leben sie in der Nähe des Meeres in tropischen Regionen der Erde, halten jedoch immer mal wieder auch Einzug in heimische Terrarien. Entgegen der Annahme, es handle sich dabei um eine einzige Art, gibt es Landeinsiedlerkrebse in verschiedenen Grössen und mit unterschiedlichen Anforderungen im Handel zu kaufen.
#FactsLandeinsiedlerkrebse sind alle Linkshänder. Zur Verteidigung nutzen sie die vergrösserte linke Schere, zur Nahrungsaufnahme die kleinere, rechte Schere.
Wie bei vielen Terrarientieren ist die Mischung aus Terrariengrösse, Bodensubstrat, Wärme, Licht und Luftfeuchtigkeit ausschlaggebend für eine erfolgreiche Haltung. Da Einsiedlerkrebse in der Natur in grossen Gruppen vorkommen, sollte man jeweils mindestens drei Tiere zusammen halten. Dabei gilt: Je mehr Krebse, desto grösser das Terrarium. Dabei muss nicht nur die Grundfläche bedacht werden, sondern auch die Höhe, denn Einsiedlerkrebse sind erstaunlich gute Kletterer. Allerdings beklettern sie Terrarienpflanzen nicht nur, sondern buddeln sie auch gerne aus. Als Bodensubstrat eignen sich feuchtigkeitspeichernde Materialien wie Sand und Mulch. Dabei orientiert man sich am besten am natürlichen Lebensraum der entsprechenden Art. Schalen mit Süss- und Meerwasser sowie regelmässiges Besprühen des Substrats sorgen für die richtige Luftfeuchtigkeit. Denn obwohl Landeinsiedlerkrebse, wie der Name bereits sagt, an Land leben, atmen sie mit Kiemen und reagieren daher empfindlich auf Trockenheit. Je nach Art benötigen die Tiere eine Luftfeuchtigkeit zwischen 70 und 95 Prozent. Mit den feinen Pinseln an ihren Beinen befeuchten sie die für die Atmung so wichtige Kiemenhöhle.
Wenn’s zu eng wird, wird umgezogen
Die vorderen zwei Beine haben jeweils eine Spezialfunktion. Die linke Schere ist grösser und wird zur Verteidigung genutzt, während die rechte, kleinere Schere zur Nahrungsaufnahme verwendet wird. Besonders angriffslustig sind die Tiere jedoch nicht. Lieber ziehen sie sich zu ihrem empfindlichen Hinterteil in das Schneckenhaus zurück, welches sie mit sich herumtragen und gelegentlich auch austauschen, sollten sie eine geeignetere Behausung finden. Dies geschieht insbesondere, wenn die Krebse wachsen und das Schneckenhaus zu klein wird. Der Ruggie-Landeinsiedlerkrebs (Coenobita rugosus) ist dabei wenig wählerisch. In der freien Wildbahn werden öfter Exemplare beobachtet, die Flaschendeckel und andere Plastikstücke als Unterschlupf gewählt haben. Wahrscheinlich resultiert dieses Verhalten aus der Knappheit an natürlichen Unterschlüpfen in der Natur, da es lokal zu wahren Massenvorkommen an Einsiedlerkrebsen kommen kann. Die Art ist in der Terraristik daher besonders beliebt, da sie auch bemalte Häuschen annimmt. Ob dies artgerecht ist oder gar der Würde der Tiere entspricht, ist jedoch umstritten. Mit einer Grösse von maximal drei Zentimetern gehört der Ruggie-Landeinsiedlerkrebs zu einer der kleineren Arten. Grössere Arten wie der Erdbeer-Landeinsiedlerkrebs (Coenobita perlatus) können gar bis zu acht Zentimeter gross werden und brauchen entsprechend auch grössere Schneckenhäuser als Behausung. Gänzlich ohne Haus kommt der grösste Landeinsiedlerkrebs aus, der Palmendieb (Birgus latro). Mit einer stattlichen Körperlänge von bis zu 40 Zentimetern ist diese Art jedoch für die Terrarienhaltung gänzlich ungeeignet.
Einsiedlerkrebse sind Allesfresser. In Terrarien kann man ihnen Obst wie Bananen und Äpfel anbieten sowie Salat und Fleisch- bzw. Fischstücke. Im Handel ist spezielles Trockenfutter für Einsiedlerkrebse erhältlich, welches dem Nährstoffbedürfnis der Tiere entspricht. Für Kinder sind Landeinsiedlerkrebse nur bedingt geeignete Haustiere. Die Krebse sind primär nachtaktiv und werden zudem nicht zahm. Sie mögen es nicht, hochgehoben zu werden, und haben einen ausgeprägten Fluchtinstinkt. Entgegen den viel zitierten Lebenserwartungen von etwa fünf Jahren können die Tiere bei guter Pflege mindestens doppelt so alt werden und stellen daher auch Anforderungen an eine langjährige Verpflichtung seitens des Halters. Wer sich jedoch für die Tiere begeistern kann und sich vorab gut informiert, wird an den lustigen Gesellen über viele Jahre hinweg Freude haben.
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