Chantal Ruppen aus Waltenschwil im Kanton Aargau hat mit ihrer Mischlingshündin Zita die Höhen und Tiefen eines Hundelebens in allen Facetten durchlebt. Als sich im Alter von 15 Jahren ein Tumor in Zitas Körper ausbreitete, versuchte die Hundebesitzerin alle Therapien, die im Sinne ihres Hundes waren, in Anspruch zu nehmen, um Zita Erleichterung zu verschaffen. «Es brach mir fast das Herz, meinen Hund so leiden zu sehen», erinnert sich Ruppen. 

Und dann drückten sie auch die Sorgen um die hohen Kosten. «Aber es war mir sehr wichtig, den für Zita richtigen Moment für die Euthanasie zu erkennen», erzählt Ruppen. Dazu müsse man sich rechtzeitig mit verschiedenen Szenarien auseinandersetzen, sonst verpasse man womöglich den richtigen Moment, weil man nicht loslassen könne. «Es dauerte auch bei mir eine Weile, bis ich die Gewissheit hatte: Jetzt ist es so weit. Ich erkannte es an ihren Augen. Und liess sie gehen.»

All das war finanziell eine grosse Herausforderung. «Damals waren Krankheits- und Unfallversicherungen noch kein Thema. Ich musste mir jede Therapiesitzung regelrecht vom Mund absparen», erinnert sich Ruppen. Manchmal sei ihr nichts anderes übriggeblieben, als um Teilzahlungen zu bitten. 

Vorsorge ist das A und O
Heute hat Ruppen wieder eine Hündin: Amy, einen Malinois-Boxer-Mischling. Sie hat aus der Krankengeschichte von Zita ihre Lehren gezogen und für Amy eine Kranken- und Unfallversicherung abgeschlossen. «Jeder Hundehalter muss sich ernsthaft mit der Kostenfrage auseinandersetzen, ein Budget aufstellen und sich des gesamten Umfangs der möglichen Kosten bewusst sein», sagt Ruppen. 

Die Versicherung für Amy hat sich übrigens bereits gelohnt. «Letztes Jahr bekam sie Probleme mit der Läufigkeit. Die Kosten der Untersuchungen und der anschliessenden Kastrations-OP lagen bei rund 2800 Franken.» Die Versicherung habe 80 Prozent der Kosten übernommen. Dennoch stösst sich Ruppen daran, dass die Kostendeckung der Versicherer sehr undurchsichtig sei und keine Möglichkeit der klaren Vergleichbarkeit unter den Anbietern herrsche. 

Dass die Kosten ein omnipräsentes Thema sind, bestätigt Eva Luchsinger, seit 2013 Mitinhaberin der Tierarztpraxis Duovet im bernischen Säriswil. Oft würden bereits die Futterkosten unterschätzt. Und bei einem Hund ab acht Jahren komme doch das eine oder andere an Aufwendungen zusammen. «Ob es vorübergehende Krankheitsbilder sind oder chronische: Mit Schmerzmitteln oder unterstützenden Massnahmen ist man schnell mal bei 50 bis 100 Franken monatlich zusätzlich zu den Grundhaltungskosten», sagt Luchsinger. Bei alten Hunden kommt hinzu, dass Tumore, Herz-, Leber- und Nierenerkrankungen sehr häufig sind.

Aber auch das Skelett zeigt Abnutzungserscheinungen. «Für all diese Erkrankungen braucht es Abklärungen, die sich gerne im Bereich um 1500 Franken bewegen, wenn Röntgenbilder, Laboruntersuchungen oder Computertomografien notwendig werden.» Weiterführende Massnahmen wie zum Beispiel Akupunktur, Chiropraktik oder Physiotherapie schlügen sehr individuell zu Buche, abhängig von der Intensität, der Wiederholungsfrequenz und der Lebensdauer des Patienten. 

Hilfe bei finanziellen Engpässen
Tierarztpraxen sind sich der Zahlungsengpässe mancher Tierhalter durchaus bewusst. Als beste Lösung sieht Luchsinger die rechtzeitige Versicherung, die in der Regel bis zum vierten Altersjahr des Hundes problemlos abgeschlossen werden könne. «Damit unsere Kunden nicht in die Schuldenfalle laufen, sprechen wir sie auf die Kostenfolge an und arbeiten Kostenschätzungen aus.»

Auch in Tierkrematorien kennt man die Problematik der zahlungsunfähigen Kundschaft. «Es ist sehr schwierig, mit trauernden Menschen über Kosten sprechen zu müssen», sagt Brigitte Hartmann Imgrüt, Geschäftsführerin des Tierkrematoriums Kirchberg BE. Dennoch klärten die Mitarbeitenden die Tierhalter über die ungefähre Kostenhöhe auf, sofern diese das Tier selber überführten oder anriefen. Über die Hälfte der Aufträge würde allerdings über Tierärzte abgewickelt.  

Brigitte Hartmann Imgrüt ist selber mehrfache Tierhalterin. «Wir bringen den Tierhaltern viel Empathie und Verständnis für finanzielle Nöte entgegen und sind gerne bereit, individuelle Finanzierungsmöglichkeiten zu erarbeiten.» Zurzeit prüft sie einen Sparplan zur Vorfinanzierung der Kremationskosten.  Aber es gebe immer wieder Kundschaft, welche ihr Tier kremieren lasse, sich eine teure Urne aussuche und sich dann um die Rechnungsbegleichung drücke. «Das bedrückt uns», sagt Hartmann Imgrüt. Es gelte: Wer sich ein Tier anschafft, muss die Verantwortung dafür tragen. Bis zuletzt.