Ein Hund gilt als übergewichtig, wenn er etwa 20 Prozent über seinem Idealgewicht liegt. Beträgt das Idealgewicht des Vierbeiners also beispielsweise 10 kg, hat er mit 12 kg schon 2 kg zu viel auf den Rippen. Doch wie kann es überhaupt dazu kommen? Das Körpergewicht geht zwangsläufig nach oben, wenn die tägliche Kalorienaufnahme längerfristig den Energiebedarf des jeweiligen Individuums übersteigt. Dies ist nicht nur bei einer generell zu gut gemeinten Fütterung erkennbar, sondern auch sehr oft nach einer Kastration, mit zunehmendem Alter oder bei manchen hormonellen Störungen. Gerade nach einer Kastration, aber auch im Alter verändert sich der Stoffwechsel des Hundes dahingehend, dass der Kalorienverbrauch des Tieres sinkt. Zudem werden die Fellnasen dann in der Regel auch ruhiger und bewegen sich folglich weniger.

Andererseits kann sich nach einer Kastration das Hungergefühl verstärken, eine Tatsache, die häufig eine extra grosse Portion Disziplin vom Hundehalter verlangt. Auch gibt es bestimmte Rassen, denen gänzlich ein Sättigungsgefühl zu fehlen scheint. Beim Labrador und Beagle beispielsweise. Dies erklärt auch, warum es gerade unter ihnen überdurchschnittlich viele übergewichtige Tiere gibt, zumal ausgerechnet sie obendrein oft noch einen herzerweichenden Bettelblick aufsetzen. Keine Kostverächter sind auch etliche Vertreter der kurznasigen Rassen wie Mops, Englische oder Französische Bulldogge. Bei ihnen ist jedes Gramm Übergewicht besonders schlimm, da diese Hunde oft durch das brachycephale Syndrom sowieso schon unter Atemnot leiden. Zudem können Krankheiten oder die Gabe von Medikamenten wie Cortison zu Übergewicht führen.

Auf die Bewegung kommts an

Hunde, die einen höheren Grundumsatz haben, wie sehr lebhafte Vierbeiner, oder arbeitende Gebrauchshunde (Jagdgebrauchshunde, Schlittenhunde in der Rennsaison etc.) vertragen natürlich mehr Kalorien, ohne dick zu werden, als sehr ruhige Fellnasen, die sich nur wenig oder im normalen Mass bewegen. Wie dem auch sei: Meistens wird schlicht und einfach zu viel gefüttert oder das Falsche. Häufig ist nicht einmal das Hauptfutter das Problem, sondern die noch zusätzlich über den Tag verteilten Leckerchen, hinter denen sich oft wahre Kalorienbomben verstecken. So kann, je nach Grösse des Hundes, schon ein einziger Kauknochen oder ein getrocknetes Schweineohr über die Hälfte des Energiebedarfs des Vierbeiners decken. Dies ist mal kein Problem. Wird solch ein zusätzlicher Snack aber zur Regel, verdoppeln sich die Pfunde ganz schnell.

«In den meisten Fällen wird dem Hund schlicht und einfach zu viel gefüttert.»

Nach dem Motto «Wehret den Anfängen» heisst es also: Aufgepasst mit der Gabe solcher Kauartikel. Trotzdem braucht ein Hund natürlich immer wieder die Möglichkeit, zu kauen. Zum einen zur Zahnpflege, andererseits aber auch, um Stress abzubauen, denn Kauen beruhigt. Inzwischen gibt es eine Auswahl an diverse kalorienarme Kauartikel wie Kauwurzeln, nicht splitternde Hölzer, Geweihstücke oder verschiedenes Beissspielzeug aus Hartgummi. In diesem Zusammenhang sei auf die generelle Wichtigkeit eines optimalen Leckerlimanagements hingewiesen, denn schnell sind über den Tag verteilt neben dem Hauptfutter plötzlich noch diverse Belohnungshäppchen im Hundemagen verschwunden. Gerade für Erziehungszwecke bedarf es immer wieder einiger belohnender Futterbröckchen.

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Leckerlimanagement

Man sollte aber versuchen, Leckerligaben grundsätzlich auf ein Minimum zu reduzieren und stets nur kleine Stückchen zu verfüttern. Ausserdem ist auch darauf zu achten, dass kein Zucker enthalten ist und natürlich wenig Fett. Fellnasen, die Gemüse beziehungsweise Obst lieben, können auch mit Karotten-, Gurken- oder Apfelstückchen belohnt werden. Von solch gesunden Leckereien darf natürlich mehr gegeben werden als von kalorienreichen Hundekeksen. Benötigt man einmal mehr konventionelle Leckerli oder Kauartikel, sollte die normale Futtertagesration des Vierbeiners gekürzt werden. Besonders zu bedenken ist, dass es natürlich deutlich einfacher ist, es gar nicht erst zu Übergewicht kommen zu lassen, als es später wieder loszuwerden. Ob eine Fellnase eine Tendenz zu Übergewicht zeigt oder gar schon zu dick ist, kann ganz einfach festgestellt werden: Zum einen soll von oben gesehen zumindest eine leichte Taille erkennbar sein. Ausserdem kann man bei einem normal gewichtigen Vierbeiner die Rippen am seitlichen Brustkorb bei leichtem Druck gut fühlen. Im Zweifelsfall befragt man am besten den Tierarzt.

Nicht immer die Ernährung
Wird ein alter Hund ganz plötzlich dick, sollte man ihn auf jeden Fall zuerst dem Tierarzt vorstellen, denn bei Seniorhunden kann auch eine zunehmende Wasseransammlung für das vermeintliche Übergewicht verantwortlich sein. Besonders wenn der Vierbeiner zudem Atemprobleme oder sogar eine bläulich verfärbte Zunge zeigt, sollte man stutzig werden und den Hund auf jeden Fall schnell tiermedizinisch abklären lassen. So kann im Fall der Fälle eine gezielte Entwässerungstherapie zu neuer Lebensqualität und zu einem rasch verschlankten Bauch verhelfen.

Ist der Hund tatsächlich zu dick, muss in erster Linie an die Disziplin des Hundehalters appelliert werden. Nie darf vergessen werden, dass Hundehalter seinem vierbeinigen Kameraden keinen Liebesdienst erweisen, wenn sie immer wieder schwach werden und dem Hund kalorienreiche Leckereien zustecken. Übergewicht kann auf längere Sicht zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkproblemen, erhöhter Tumorneigung durch eine verringerte Immunabwehr, erhöhtem Narkoserisiko, Diabetes und vielem mehr. Die Lebenserwartung eines übergewichtigen Hundes ist zudem um etwa 20 Prozent verringert, von deutlich weniger Lebensfreude einmal ganz zu schweigen. Man sollte stets bedenken, dass ein Hund nicht selbst einschätzen kann, wie viel er fressen darf, um eine schlanke Linie zu behalten.

«Die Menschen sind für die Gesundheit ihrer Vierbeiner verantwortlich.»

Herrchen oder Frauchen sind also für die Fitness und die Gesundheit ihres Vierbeiners verantwortlich. Um abzunehmen, wird am besten die Kalorienzufuhr deutlich reduziert, sodass der Hund dann im Idealfall wöchentlich rund 1 bis 2 Prozent abnimmt. Eine zu schnelle Gewichtsabnahme wäre eher kontraproduktiv, weil sie einerseits ungesund ist und andererseits auch das Risiko des bekannten Jo-Jo-Effektes erhöht – wie beim Menschen. Sehr wichtig zu beachten ist, dass das Hundefutter eine hohe Nährstoffdichte aufweist, da insgesamt ja auch weniger gegeben wird. Das heisst aber auch, dass bei gravierendem Übergewicht es nicht sinnvoll ist, nur die bisherige Futterration deutlich zu kürzen, da bei diesem Vorgehen auch alle wichtigen Nährstoffe verringert werden würden.

Viel besser ist es daher, vorübergehend auf ein richtig hochwertiges Spezialfutter umzusteigen, das in seiner Zusammensetzung optimal den Bedürfnissen eines Hundes, der Gewicht verlieren muss, angepasst ist. Um nun das geeignetes Futter zu finden, auch für den Fall, wenn der Vierbeiner normalerweise mit einer selbst zubereiteten Ration gefüttert wird, sei es roh oder gekocht, empfiehlt sich eine kompetente Beratung. Um eine wirkungsvolle Rationsberechnung zu erhalten, ist es für die Hundehalterinnen und -halter am besten, mit einem Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik zu diskutieren. Ergänzend muss das Leckerlimanagement beim Hund angepasst und für ausreichend Bewegung gesorgt werden.