Zwei Dinge sind das A und O für die Kaninchen: Wasser und Futter. Das Trinkwasser soll täglich bereitstehen, frisch sein und aus einem sauberen Gefäss stammen. Das Heu soll ebenfalls zu jeder Tageszeit verfügbar sowie gut und grob strukturiert sein. Doch was genau ist gutes Raufutter für Kaninchen? 

Ein gestandener Kaninchenzüchter würde antworten: Gutes Heu macht man dann, wenn schönes Wetter ist. Tatsächlich kommt es bei der Heuernte auf den richtigen Zeitpunkt an. Dieser ist gekommen, wenn der Grossteil der Gräser blüht oder bereits am Verblühen ist. Wer das Heu zu früh erntet, erleidet Verluste, da es noch nicht voll entwickelt ist. Ebenfalls von Bedeutung ist, dass man das Schnittgut lange genug in der Sonne trocknen lässt. Ist dies nicht der Fall, besteht nämlich die Gefahr der Selbstentzündung nach der Lagerung auf dem Heuboden.

Für die Kaninchen ist es besser, wenn später geerntet wird, auch wenn das Heu dann teilweise schon strohig ist. Am groben Futter können sich nämlich die stetig wachsenden Kaninchenzähne abnutzen und die Tiere können wertvolle Rohfasern aufnehmen. Auch die Art des Heus stellt Kaninchen vor wenig Probleme: Sie sind sehr gute Sortierer und lassen das, was sie nicht mögen, zurück.

Qualitativ hochwertiges Heu sollte ebenso staubarm sein und vor der Verfütterung lange genug gelagert werden. Auch wenn das Heu in der Scheune am Trockenen liegt, darf es nämlich noch nicht verfüttert werden. Denn aufgrund nicht abgeschlossener Fermentationsvorgänge im Heu, der sogenannten Schwitzphase, kann es zu gefährlichen Verdauungsstörungen in den empfindlichen Kaninchenmägen kommen. 

Der Unterschied zwischen Heu und Stroh
Als Heu bezeichnet man die getrocknete oberirdische Biomasse von Grünlandpflanzen wie Gräsern, Kräutern und Hülsenfrüchten. Es dient in der Regel als Futter für Nutz- und Haustiere. Als Stroh bezeichnet man die getrocknete oberirdische Biomasse von Druschpflanzen (Getreide, Leguminosen und Ölpflanzen) nach dem Dreschen – also nach Entnahme ihrer Samen (Ähren, Schoten, Ölsaat).

Früher war es daher üblich, das neue Heu nicht vor dem 1. November zu verfüttern. Heute wird jedoch das eingebrachte Raufutter zusätzlich belüftet und kann somit früher verabreicht werden. 

Aufgepasst beim Heukauf
«Ich verfüttere an meine Kaninchen ausschliesslich unbelüftetes Heu, das mindestens vier Monate gelagert ist», sagt Leo Manz, langjähriger Züchter aus Glis bei Brig VS. Dabei nehme er nur den ersten Schnitt. Dieser umfasse die faser- und kohlenhydratreichen Gräser bis zur ersten Blüte und die typischen Frühlings-Wiesenblumen. Der zweite Schnitt, das Emd, enthalte zwar mehr Kräuter und sei auch nährstoffreicher. «Wegen des hohen Eiweissgehaltes und des niedrigeren Strukturanteils verfüttere ich den zweiten wie auch die folgenden Schnitte jedoch als Grünfutter», sagt Manz. Er habe auch das Glück, Heu von einer Voralp zu beziehen. «Die verschiedenen Alpenkräuter und Gräser haben viele Nährstoffe. Das fressen meine Tiere mit Genuss», sagt er. Er verwende dadurch auch viel weniger Kombifutter. 

Mit zugekauftem Heu geht man allerdings immer auch ein Risiko ein. Wie jener Züchter, der einige Ballen Heu aus Frankreich erwarb. Dieses wurde von den Kaninchen jedoch nicht angenommen. Sie frassen nur einige wenige Halme davon, den Rest verstreuten sie im Stall. Das hatte seinen Grund: Im Heu waren Eisenreste, Blechbüchsen und Plastikabfälle! Nach Rückfrage stellte sich nachträglich heraus, dass das Futter von Strassenböschungen stammte. Minderwertiges Futter lehnen unsere Kaninchen also ab. Beim Heukauf ist es daher von Vorteil, den Bauer zu kennen. Der Erwerb von Gras, das etwa unter gespritzten Obstbäumen gewachsen ist, kann so vermieden werden.

Im Spätsommer und Herbst wird dann vermehrt Gras, Gemüse, Obst oder Getreide verfüttert. Erstens geht das eigene Heu langsam der Neige zu, und zweitens ist davon genügend vorhanden. Für die Kaninchen sind sie leicht verträglich, schliesslich ernähren sich auch Wildkaninchen von Früchten. In freier Widbahn gilt übrigens reifes Getreide als Delikatesse. Dabei beissen die Kaninchen zunächst die Halme ab, um danach an die Körner zu gelangen. 

Interessanterweise befinden sich auf dem Speisezettel dieser Tiere auch Heil- und Giftpflanzen sowie ölhaltige und bittere Pflanzen. Diese helfen beispielsweise bei Verdauungsstörungen.