Auf den Schweizer Feldern wachsen die verschiedensten Getreidekulturen. Es gibt unterschiedliche Vorstösse und politische Initiativen, um den Anbau im eigenen Land zu fördern – eine Absicht, die zweifellos besser ist als Getreide zu importieren, und seien die Qualitäten von Transport und Verarbeitung auch noch so gut zertifiziert. Allerdings führt bislang kein Weg daran vorbei, Futtermittel mit importierten Bestandteilen zu verwenden. Einerseits lassen sich gewisse Pflanzen wie etwa Soja in der Schweiz nur schwer anpflanzen. Andererseits schlägt die Politik teilweise bewusst einen anderen Weg ein.

Die wichtigen Futtergetreidesorten gedeihen in der Schweiz in der Regel allerdings problemlos. Zu unterscheiden sind sie normalerweise an den Grannen, den borsten- oder fadenförmigen, gewöhnlich etwas starren Fortsätzen des Samenkörpers. So weist etwa die Gerste extrem lange Grannen auf, Weizen hingegen zeigt nur kurze Haare, und der Hafer ist grannen- und haarlos.

Früher galt Gerste als das Getreide des armen Mannes. Heute wird sie als Futtergetreide angebaut, doch auch hier bekommt sie je länger desto mehr Konkurrenz vom Weizen. Wären da nicht die Bierbrauereien, die für gutes Bier eine einwandfreie Braugerste für die Malzherstellung benötigen, die Gerste hätte einen noch schwereren Stand. Sie lässt sich in der Schweiz zwar bis in höhere Lagen anbauen. Weil sie nicht backfähig ist, hat sie aber einen entscheidenden Nachteil. Höchstens in Notzeiten erinnert man sich an sie. Demgegenüber ist der Weizen nährstoffreicher und kann dank seiner guten Backeigenschaften vielfältiger auch in der menschlichen Ernährung eingesetzt werden.

In vielen Futtermischungen wird Auswuchsgetreide eingesetzt. Wenn die Erntebedingungen für den Weizen schlecht sind und das Getreidekorn bereits zu keimen beginnt, dann ist die geforderte Backqualität nicht mehr vorhanden und das Getreide dient nur noch als Futter. Dies war übrigens auch im vergangenen Jahr wieder der Fall. Die Qualität als Tierfutter wird dadurch nicht beeinträchtigt. Doch wenn grössere Mengen solchen deklassierten Brotweizens anfallen, drückt dies auf den Preis, sodass Futterweizen unter Umständen günstiger zu haben ist als Futtergerste. So gesehen findet deklassierter Brotweizen immer noch Verwendung als Futter. Es wird allerdings für die Tierernährung auch eigens Futterweizen angebaut.

Politik fördert Getreideimport
Der Anbau von Futtergetreide und -eiweisspflanzen wird weitgehend politisch gesteuert. Je nach der Unterstützung, die den Landwirten zugesprochen wird, richten diese ihre Produktion aus. «Dank» dieser Steuerung ist der Gerstenanbau in der Schweiz um über zehn Prozent zurückgegangen. Noch stärker war der Rückgang beim Futterweizen. Wenn dieser Trend nicht gestoppt wird, wird die Schweiz bezüglich Futtergetreide künftig noch mehr vom Ausland abhängig. Die Frage, ob dann ökologische Kriterien noch einen Stellenwert besitzen, bleibt offen.

Weit schwieriger als die Versorgung mit Getreide ist diejenige mit Eiweisspflanzen. Wohl gibt es in der Schweiz immer wieder Anstrengungen, Eiweisspflanzen selbst zu produzieren, etwa Eiweisserbsen, Ackerbohnen oder Lupinen. Doch keine dieser Kulturen konnte sich bisher durchsetzen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es bei Soja; diese Kultur ist in den letzten fünf Jahren um fast 500 Hektaren gewachsen. Der Ertrag aus dieser bescheidenen Fläche ist, gemessen am Bedarf, verschwindend klein und reicht nirgends hin. Paradoxerweise wären viele Schweizer Landwirte bereit, mehr Soja zu produzieren, doch wird ihr Vorhaben an der Politik scheitern.

Ganz ohne die erwähnten importierten Rohstoffe wird es nicht möglich sein, ein nährstoffreiches, gesundes Futter für Kaninchen herzustellen. Doch weil das Kaninchen als eines der wenigen Nutztiere auf einen hohen Rohfaser-Gehalt angewiesen ist, kommen als Futterkomponenten auch die verschiedensten Neben- und Abfallprodukte wie Weizenkleie, Spelzen, Obsttrester, Schrote von Soja, Raps oder Sonnenblumen, aber auch Zuckerrübenschnitzel in hohen Mengen infrage.

Algen sind im Kommen
Dank der sogenannten Caecotrophie, bei der Blinddarmkot direkt vom Darmausgang gefressen und abermals verdaut wird, ist die Verdaulichkeit der Rohstoffkomponenten sehr gut. Ähnlich wie Kühe, bei denen im Pansenmagen eine Bakterienkultur die Verdaulichkeit des Futters verbessert, kann das Kaninchen die oft sehr rohfaserhaltigen Nahrungsmittel in seinem Futter so besser verwerten als andere Tiere.

Eine Studie der Universität Zürich hat unlängst gezeigt, dass die Produktivität von Mischkulturen deutlich höher liegt als diejenige von Monokulturen. Dies, eine zunehmende Abhängigkeit von Soja, steigende Futtermittelpreise und ein stetig wachsender Fleischkonsum sorgen weltweit für ein Umdenken und eine Suche nach Alternativen. Vielversprechend sind erste Versuche mit Algen, die über viele wertvolle Inhaltsstoffe verfügen. Dennoch werden Algen den Sojaschrot nicht als Futtermittel ablösen. Die Rolle von Algen als Futterergänzungsmittel wird aber wichtig bleiben, wie ein Vergleich zeigt. Eine Fläche von 10 000 Quadratmetern Weizen erbringt durchschnittlich 3,5 Tonnen Trockenmasse, davon sind etwa 0,4 Tonnen Protein. Bei der Grünalge beträgt die Ernte auf dem selben Platz etwa 45 bis 60 Tonnen Trockenmasse, davon sind ungefähr 22 bis 30 Tonnen Protein. Das von der Webseite www.proteinmarkt.de stammende Beispiel zeigt, dass sich mit Algen deutlich mehr Biomasse produzieren lässt als mit Landpflanzen.

Immer wieder nachfragen
Auch über andere neue Proteinquellen mit Zukunftschancen wird diskutiert. So beispielsweise über Insektenprotein, dessen Einsatzmöglichkeiten allerdings noch weitgehend unerforscht sind. Hier stellt sich zudem die Frage, wie weit es ethisch vertretbar ist, dem Pflanzenfresser Kaninchen tierisches Eiweiss zu füttern.

Wer seine Kaninchen verantwortungsvoll hält, wird die Frage nach der Qualität und der Herkunft des Futters ebenso stellen wie er dies auch bei seiner eigenen Ernährung tut. Letztlich haben es die Konsumenten in der Hand, eine Veränderung im Verhalten der Grossverteiler und der Politik einzuleiten. Das heisst: Immer wieder konsequent nach Produkten fragen, die im Inland oder im nahen Ausland unter ökologischen Gesichtspunkten produziert wurden. Denn Ökologie bedeutet, lokal zu produzieren, statt von weit her zu importieren, um in der Schweiz Blumenwiesen ansäen zu können.

Verantwortungsbewusster Anbau von Soja
Seit 1. Januar 2015 gelten in der Schweiz für Labelprogramme neue Tierfütterungsrichtlinien. Zwar sind dabei vor allem die Nutztiere betroffen, aber die Überlegungen des Soja-Netzwerkes Schweiz, das dahintersteht, sind auch interessant für Kaninchenzüchter.

Wegen des weltweit steigenden Fleisch- und Eierkonsums wurde die Produktion von Soja in den letzten 20 Jahren auf rund 265 Millionen Tonnen verdoppelt. Diese Erhöhung des Anbaus fand vor allem in Südamerika statt, wo grossflächig Tropenwälder und artenreiche Savannen gerodet wurden. Dabei wurden auch oft die Rechte der Arbeiter missachtet.

Ziel des Netzwerkes ist es, in der Schweiz eine hohe Abdeckung mit verantwortungsbewusst und gentechfrei produziertem Soja zu erreichen. Die Schweiz wird damit zur Vorreiterin und hofft, weltweit Nachahmer zu finden.