Kastration ist etwas, das viele Leute als Erstes mit dem männlichen Geschlecht in Verbindung bringen. Bei der Sterilisation hingegen denkt man oft an das weibliche. Auch bei Katzen glaubt man häufig: Kater werden kastriert, Kätzinnen sterilisiert.

Stimmen tut dies nicht. Man kann sowohl männliche als auch weibliche Tiere kastrieren oder sterilisieren. Der Unterschied: Bei der Kastration werden die Keimdrüsen entfernt – also die Organe, in denen die Samen- oder Eizellen sowie viele Geschlechtshormone gebildet werden. Beim Kater sind dies die Hoden, bei der Kätzin die Eierstöcke. Bei der Sterilisation dagegen werden nur die Transportwege für die Samen oder Eizellen durchtrennt. Die Hormone bleiben erhalten – und damit das Sexualverhalten der Tiere.

Das ist für die Halterin oder den Halter mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden. Unkastrierte Kater markieren im Haus, sind oft weg und prügeln sich mit den Nachbarskatern. Kätzinnen dagegen werden alle 14 Tage rollig, miauen sich dabei die Seele aus dem Leib und bringen ihre Besitzerinnen um Schlaf und Nerven. «Wir raten von einer Sterilisation dringend ab», sagt deshalb auch Iris Reichler, Leiterin der Abteilung für Kleintierreproduktion am Zürcher Tierspital.

Das Argument, wonach Katzen ihr natürliches Verhalten ausleben dürfen sollen, lässt sie nicht gelten: «Die Katze hat als domestiziertes Tier einen anderen Fortpflanzungszyklus als die Wildkatze.» Diese pflanze sich nur saisonal fort, und zwar dann, wenn das Nahrungsangebot gross genug ist, um Junge aufzuziehen. Die Hauskatze kann sich als Anpassung an die stets vorhandene Nahrung ganzjährig fortpflanzen. «Das wurde von der Natur nicht so vorgesehen.»

Kastrierte Katzen seien anhänglicher und umgänglicher, sagt Reichler. Und auch gesundheitlich profitieren sie: Das Risiko, sich mit Viruserkrankungen wie Leukose oder Katzen-Aids anzustecken ist geringer, ebenso das Risiko für Brustkrebs oder Gebärmuttervereiterungen. Medizinische Studien sind sich einig: Kastrierte Katzen leben länger.

Übergewicht vermeiden
Kastrierte Katzen neigen allerdings zu Übergewicht, was wiederum zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Dies, weil sich mit der Kastration die Stoffwechselrate verändert. Laut Reichler kann man dem aber vorbeugen, indem man gleich nach dem Eingriff die Futtermenge um einen Drittel reduziert und allenfalls vermehrt mit der Katze spielt und sie in Bewegung hält. 

Die Operation an sich geht «ruckzuck», wie Reichler sagt. Beim Kater dauert sie 15 Minuten, bei der Kätzin 30. Davor muss in einer Allgemeinuntersuchung erst abgeklärt werden, ob die Katze gesund ist und operiert werden kann. Kostenpunkt im Tierspital Zürich: 140 Franken für den Kater, 195 Franken für die Kätzin. Im Preis enthalten ist die Voruntersuchung, Schmerzmittel und Anästhesie sowie ein Body für die Zeit nach der Operation. «Bei einer korrekt geimpften und entwurmten Katze sowie guten Allgemeinuntersuchung sind die Risiken bei der Operation gering», sagt Reichler. «Allerdings ist eine Narkose nie ganz ohne Risiko.» Wenn alles gut gegangen ist, erholen sich die Büsi auch wieder schnell. Eine Nacht und einen Tag sollten sie daheim bleiben und müssen noch Schmerzmittel nehmen. Danach sind sie bereits wieder fit genug, um rauszugehen.

Iris Reichler empfiehlt, die Kastration durchzuführen, wenn eine Katze etwa halbjährig ist, bei einem Gewicht von zwei bis zweieinhalb Kilogramm. Bei einem Weibchen sollte sie vor der ersten Rolligkeit stattfinden. Bei einem Kater darf auch etwas länger gewartet werden. Man sollte aber spätestens dann kastrieren, wenn der Kater zu markieren beginnt. Sonst könnte er anfangen, kämpferische Verhaltensweisen zu zeigen.