Zusammensetzung: Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (unter anderem vier Prozent Huhn). Analytische Bestandteile: Sieben Prozent Rohprotein, drei Prozent Roh­asche, 0,6 Prozent Rohfaser. So oder ähnlich steht es auf handelsüblichen Heimtierfuttern. Aber was heisst das genau? Eine wichtige Regel ist, dass der Hauptbestandteil jeder Nahrung zuerst genannt werden muss. Vier Prozent stellt das Minimum dar, um ein Produkt in der Europäischen Union als «mit Huhn» oder etwa «mit Wild» bezeichnen zu dürfen. Bei einem 15 Kilo Sack sind das aber lediglich 600 Gramm. Was ist mit den restlichen 14,4 Kilo? Da hat es viel Platz für andere Fleischsorten – oder für tierische Nebenprodukte (TNP) als günstige Füllstoffe.

Letztere können in erster Linie alles sein, was beim Schlachten übrig bleibt. Bestenfalls handelt es sich bei den Nebenerzeugnissen um Lunge und andere Innereien. Darunter fallen aber auch Blut, Hufe, Borsten, Hörner, Federn, Fischabfälle oder Eierschalen und Eintagsküken. Was unschön klingt, kann sehr gesund sein. So weist Annette Liesegang, Direktorin des Instituts für Tierernährung an der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich, etwa auf den Kalziumgehalt in Eierschalen und das Eisen im Blut hin.Die vermeintlichen und häufig publizierten gesundheitlichen Risiken der TNP relativiert sie. «Jedes Protein kann Allergien auslösen. Auch auf hochwertiges Fleisch können Allergien entstehen. Auf die Gesundheit haben diese keinen Einfluss. Schauen Sie sich Wildkatzen an, die fressen auch alles.» 

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Tiermehl und Fleischmehl
Bei der Verarbeitung gilt die «Verordnung über tierische Nebenprodukte» (VTNP) des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Diese teilt die TNP in drei Risikokategorien ein. Die Kategorie 1 ist die gesundheitlich bedenklichste. Für die Verwertung in Heimtierfutter vorgesehen ist lediglich die Kategorie 3 (siehe Box). Produkte der ersten beiden Kategorien werden etwa zu Biogas oder Düngemittel verarbeitet. 

TNP sind also nicht zwangsweise schlecht für das Büsi. Experten raten daher auf eine detaillierte Deklaration zu achten. Seien die Inhaltsstoffe nicht auf den ersten Blick erkennbar, sollten die Produkte im Regal stehen gelassen werden. Die meisten Zutaten landen getrocknet als Pulver oder Mehl im Futter. Daher können auch die Begriffe Tier- oder Fleischmehl auf der Verpackung auftauchen. Während sich im Tiermehl das komplette Tier wiederfindet, sprich auch die bereits erwähnten und eher unappetitlichen Teile, darf beim Fleischmehl nur sein Fleisch verarbeitet werden. Um welche Tierarten es sich im Detail handelt, bleibt in der Regel offen.

Schwer verdauliche Begriffe
Doch es stehen noch weitere Zutaten auf den Verpackungen: darunter Rohasche, Rohprotein und Rohfaser. Diese zählen zu den analytischen Bestandteilen im Katzenfutter. Sie variieren je nach verarbeiteten Zutaten und können sowohl wichtige Mineralstoffe, aber auch Sand und andere Verunreinigungen beinhalten. Im Detail bedeuten die Begriffe Folgendes: Rohfaser bezeichnet hauptsächlich in Pflanzen vorkommende Ballaststoffe, die für Katzen schlecht verdaulich sind. Das, weil sie anders als Menschen einen kurzen Darm haben und somit auf tierische Proteine gepolt sind. Bei Rohfasern handelt es sich in der Regel um billige, pflanzliche Füllstoffe wie Zellulose, die in der Natur häufig vorkommen. Das Holz der Laub- und Nadelbäume besteht beispielsweise fast zur Hälfte aus Zellulose, ebenso wie die Halme der Getreidepflanzen und Baumwolle. 

Tierische NebenprodukteTierische Nebenprodukte der Kategorie 3, die für Tierfutter verwendet werden, stellen gemäss «Verordnung über tierische Nebenprodukte» (VTNP) des Bundesamtes für Lebensmittel-sicherheit und Veterinärwesen (BLV) kein Gesundheitsrisiko dar. Die Inhaltsstoffe sind: 

Schlachttierkörper oder Teile davon aus Schlacht- oder Zerlegebetrieben sowie zur Fleisch-gewinnung getötete Wildtiere oder Teile davon Blut, Plazenta, Häute, Hufe, Hörner, Borsten, Federn, Felle, Pelze und Haare von Tieren aus kommerziellen Gründen getötete Eintagsküken tierische Nebenprodukte von Wassertieren und Wirbellosen, Brütereinebenprodukte, Eier, Ei-Nebenprodukte einschliesslich Eierschalen von Vögeln, Milch, Milchprodukte, Kolostrum, Imkereiprodukte

Warum gibt man der Katze etwas, das sie nicht verdauen kann? Das Kompetenzzentrum Agroscope begründet dies so: «Diese relativ schwer verdaulichen Pflanzenbestandteile übernehmen eine wichtige darmregulierende Funktion bei der Verdauung und unterstützen die Darmflora.» Rohproteine sind laut Agroscope die Summe aller Verbindungen, die Stickstoff enthalten. Dazu gehören sowohl reines Eiweiss als auch Aminosäuren (Eiweissbestandteile) und Peptide. Proteine sind notwendig für die Körpersubstanz und die Bildung von neuem Gewebe. Über die Qualität des Proteins sagt dieser Wert allerdings nichts aus. Es kann sich hierbei um gutes Muskelfleisch handeln, aber auch um Schlachtabfälle.

Rohfett beschreibt den Energiegehalt des Futters und sorgt für ein glänzendes Fell und eine gesunde Haut. Welche Quelle dahintersteckt, sagt diese Angabe jedoch nicht. Um den Rohaschegehalt in einem Futter zu ermitteln, wird eine Futterprobe bei über 500 Grad erhitzt und anschliessend verbrannt. Dabei verbrennen nur die organischen Bestandteile – darunter Rohfett, Rohproteine, Rohfaser, Zucker oder Stärke. Die Überreste, anorganische Substanzen wie Spurenelemente und Mineralien, werden anschliessend gewogen und ergeben den prozentualen Rohascheanteil.

Höchstwerte wünschenswert
All diese Begriffe stossen bei vielen Konsumenten auf Skepsis. Werte, die sagen, wie viel gut fürs Büsi ist, gibt es laut Agroscope nicht. Vorgegeben sind nur die Toleranzen für die auf der Verpackung deklarierten Gehalte. Diese werden im Rahmen der amtlichen Futtermittelkontrolle mittels Laboranalysen überprüft. Gemäss der Seite www.katze.net sollte hochwertiges Katzenfutter folgende Analysewerte aufweisen: Rohprotein zwischen 5 und 15 Prozent, Rohfett zwischen
5 und 8 Prozent, Rohasche (Mineralstoffe) zwischen 1,5 und 2 Prozent, Rohfaser (Ballaststoffe) unter einem Prozent. Diese Angaben sind aber mit Vorsicht zu geniessen.

Tierärztin Julika Fitzi vom Schweizer Tierschutz STS ist sich sicher, dass die Futtermittelproduktion spätestens seit der BSE-Krise vor zwei Jahrzehnten sehr ausgeklügelt sei. «Schliesslich wird alles zuvor gekocht oder technisch so aufbereitet, dass keine Keime oder Erreger mehr im Futter sind», erklärt die Tierärztin.