Die Hauptnahrungsquellen frei lebender Pferde sind Gräser und Sträucher. Diese laufen nicht weg im Gegensatz zur Beute von Raubkatzen oder Wölfen, die ihren Hunger nur dann stillen können, wenn sie etwas Fressbares erlegt haben. Als Dauerfresser, dessen Magen-Darm-Trakt auf eine beständige Nahrungsaufnahme ausgerichtet ist, ist das Pferd auf ein ausreichendes Angebot an Futter angewiesen. In freier Wildbahn verteidigt es die besten Futterplätze deshalb auch vor den eigenen Herdenmitgliedern – unabhängig davon, ob die jeweilige Mahlzeit zur Deckung des Bedarfs gerade nötig ist oder nicht. 

Denn der Kampf um die Nahrung dient auch dem Festlegen und Erhalten der Rangordnung innerhalb des Herdenverbands. Eine gewisse Aggressivität beim Fressen, die für uns Menschen wie Futterneid aussieht,
gehört also zum normalen Sozialverhalten des Pferdes. In freier Wildbahn bleibt es jedoch meist bei einem leichten Drohen mit angelegten Ohren und Zeigen der Zähne. Erst wenn das Futter knapp wird, kämpfen Pferde intensiver darum, beissen, keilen aus und verjagen ihre Artgenossen. 

In der modernen Pferdehaltung findet eine Verknappung des Futters aus betriebswirtschaftlichen Gründen statt: Gefüttert wird häufig nur zwei oder drei Mal zu bestimmten Tageszeiten. Bei der Boxenhaltung kommt die erzwungene Nähe zu anderen Pferde dazu. Beim Fressen bevorzugen Pferde einen bestimmten Wohlfühlabstand zu anderen Tieren. Wird dieser unterschritten, fühlen sie sich bedroht. 

Wohlfühlabstand beim Fressen
Rollt der Futterwagen durch die Stallgänge, verwandeln sich selbst die friedlichsten Pferde oft in futterneidische Furien: Sie drohen den Nachbarn, poltern gegen die Boxentür oder schlagen mit solcher Wucht an die Wände, dass sie sich selber verletzen können. Abhilfe schafft in erster Linie eine Änderung des Futterregimes mit der täglich mehrfachen Verabreichung von Raufutter wie Heu oder Silage. 

Auch eine Verlagerung der Futterkrippe – so weit weg wie möglich vom Boxennachbarn – sowie ein Sichtschutz im Fressbereich helfen. Bei der Montage des Troges sollte man darauf achten, dass dieser nicht zu nah an der Wand befestigt ist. Erschrickt das Pferd während des Fressens, verletzt es sich sonst am Kopf. Das ist vor allem bei Eckraufen der Fall, da runde Futtertröge zumindest einen kleinen Sicherheitsabstand gewährleisten. 

Scharfe Ecken und Kanten sowie hervorstehende Nägel und Schrauben an Futterraufen und Tränken bergen die Gefahr von Schrammen und schlimmeren Verletzungen. Vom Material her sind Edelstahl und Aluminium-Guss zu bevorzugen. Sind Futtertröge oder Selbsttränken aus Kunststoff, sollte dieser splitterfrei sein. Wer aus gewöhnlichen Plastikeimern füttert, muss darauf achten, dass diese lebensmittelecht sind und keine Schadstoffe wie Weichmacher enthalten. Bleibt ein Futter- oder Wasserkübel über längere Zeit in der Box oder im Auslauf, darf er keine Metallhenkel haben, da diese ebenfalls eine Verletzungsfalle darstellen. 

Kleinmaschige Heunetze sind eine gute Sache, da sie die Nahrungsaufnahme verlangsamen und das Pferd dadurch länger beschäftigen. Sie sind aber ebenfalls eine Sicherheitsfalle. Hängen sie zu tief, kann sich das Pferd darin mit dem Huf verfangen. Bei einer zu hohen Anbringung frisst das Pferd in einer unnatürlichen und über längere Zeit schädlichen Haltung. 

Ein Fressplatz für jedes Pferd
Die sicherste Art, Raufutter in der Box oder im Offenstall zu verfüttern, ist am Boden. Doch in der Gruppenhaltung passiert es leicht, dass die Pferde das Heu im ganzen Auslauf oder auf der Weide verteilen, in den Matsch treten und es verkoten. In Offenställen oder bei Weidehaltung werden deshalb gerne Heuraufen verwendet, von denen es verschiedene Modelle und Konzepte gibt und die mehreren Tieren unterschiedlichen Rangs gleichzeitig ein sicheres und friedliches Fressen erlauben. Eine gute Raufe ist stabil, robust, kantenfrei und bietet jedem Pferd genügend Freiraum beim Fressen.

Grundsätzlich sollte für jedes Pferd in der Gruppe ein Fressplatz zur Verfügung stehen, sodass es auch rangniedrigen Tieren jederzeit möglich ist, sich mit Raufutter zu versorgen. Runde Raufen haben den Vorteil, dass sich die Hinterteile der Pferde fächerförmig verteilen und diese damit weiter auseinanderstehen als bei viereckigen Raufen. Das Überdachen der Raufen im Freien ergibt Sinn, allerdings sollte das Dach eine Mindesthöhe von 1,5 Mal der Widerristhöhe des grössten Pferdes in der Gruppe haben. Ein zusätzlich angebrachter Dachkantenschutzbügel hilft Verletzungen zu vermeiden.

Wassertränken sollten so weit wie möglich entfernt von den Futterplätzen angebracht werden. Das erhöht zum einen den Anreiz für die Pferde, sich zu bewegen, anderseits verhindert man so, dass Pferde mit Wasser und Futter spielen und so den Futterplatz in ein Matschfeld verwandeln. Pferde trinken bis zu 60 Liter am Tag und sollten rund um die Uhr Zugang zu Wasser haben. In der Box ist diese Wasserversorgung durch Selbsttränken in der Regel gewährleistet, sie ist jedoch auch bei Paddock- oder Weidehaltung ein Muss. Pferde sind Saugtränker, das heisst, sie trinken lieber aus Behältnissen mit stehendem Wasser. Wassertröge sollten jedoch nicht zu niedrig sein, sonst koten beziehungsweise treten die Pferde hinein. Beides ist nicht nur unhygienisch, vor allem Letzteres birgt auch Verletzungsgefahren.