Im Vaterunser wird gebetet: «Unser täglich Brot gib uns heute ...» In Süddeutschland wird den Stadtoberen beim jährlichen Maientag Brot und Salz überreicht, auf dass der Stadt nie das Brot ausgehe. Die Bedeutung von Brot für die menschliche Ernährung ist kaum zu übersehen. Alleine deshalb tun wir Menschen uns berechtigterweise schwer, auch nur den kleinsten Brotrest wegzuwerfen. 

Wohl jeder, der als Kind mal lustlos auf dem Brot von gestern rumgekaut hat, erinnert sich an die Aussprüche seiner Eltern: «Sei froh, dass du Brot hast. In anderen Ländern wären sie überglücklich, sie hätten welches». Auf den Punkt bringt es der Satz: «Brot ist nicht hart, kein Brot ist hart.» Das alles zeugt von der grossen Wertschätzung, die wir Menschen dem Brot als Grundnahrungsmittel entgegenbringen.

Dabei ist Brot heute bei Weitem nicht gleich Brot. Unendlich vielfältig bieten es die Bäckereien an. Vom üblichen Weizenmischbrot über Vollkornbrot bis zum Laugengebäck. Brot geht bei uns nie aus und die heutigen Einkaufsgewohnheiten sorgen regelmäs­sig dafür, dass Brotreste in einem Haushalt anfallen. Glücklich kann sich schätzen, wer Kleintiere hält. In der Kaninchenhaltung ist die Gabe von gut getrockneten Brotresten üblich und bekommt den Tieren sehr gut. 

Eingeweicht und ausgedrückt
Beim Geflügel – besonders bei Hühnern, Enten und Gänsen – werden die Brotreste in der Regel zuerst eingeweicht und ausgetrocknet gefüttert. So hat der Halter auch die Chance, unter das krümelige Brot Futterkalk oder andere Zusatzstoffe zu mischen. Aufgrund der Restfeuchtigkeit muss er aber aufpassen, dass die Tiere das Futter möglichst schnell fressen. Sonst kann es zu einer Säuerung oder zu Schimmelbildung kommen. 

Vor Jahren hat ein Züchter seinen Tauben regelmässig eingeweichte Brötchen gefüttert. Er nahm dazu Vollkorn- oder Laugenbrötchen. Diese wurden eingeweicht und dann stark ausgedrückt und den Tauben angeboten. Etwa einmal in der Woche, vor allem während der Zuchtzeit, bekamen die Tauben ein Brötchen. Eins pro zwanzig Tiere. 

Die Tauben nahmen das Futter sofort gerne an und frassen es gierig. Eine Beobachtung, die sonst bei Tauben so nicht festzustellen ist, wenngleich sich Strassentauben von so ziemlich allem ernähren, was eine moderne Wegwerfgesellschaft bietet. Das eingeweichte Brot hatte jedenfalls den Vorteil, dass die Jungtauben im Nest sehr schnell üppig gefüllte Kröpfe hatten und man ihnen beim Wachsen regelrecht zuschauen konnte. Dennoch ist diese Anekdote die Ausnahme; eine gezielte Brotfütterung an Tauben ist in der Regel nicht üblich.

Sonnengetrocknete Pellets
Ein anderer Züchter hat eine andere, ebenso faszinierende wie gleichzeitig überzeugende Methode des Brotfütterns entwickelt. Und er hat sie so perfektioniert, dass er sich bei einer der zwei täglichen Fütterungen komplett auf Brot verlässt. Im Grund produziert er auf einfache Weise Brotpellets. Die Basis dazu bildet gemahlenes Brot und ganz fein geschroteter Mais. 1,5 Liter Brotanteil werden mit 1,5 Liter Maisanteil und einem Liter Wasser vermischt, sodass ein krümeliger Brei entsteht, den man mit den Händen zu festen Knödeln formen kann. Diese werden dann durch Siebe mit einem Drahtgeflecht auf Pappkartons gerieben. Praktisch ist es, wenn das Sieb eine Maschenweite von etwa sechs Millimetern hat.

Die entstandenen Pellets sind nach einem Tag an der Sonne vollständig abgetrocknet und können entsprechend gelagert werden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die so entstandenen Pellets im Sommer zu produzieren. Alternativ kann aber jeder warme Ort oder auch ein Dörrapparat dazu verwendet werden. Die Brot-Mais-Pellets sind von der Grösse her durchaus taubengerecht. Einzig die etwas scharfen Kanten sorgen dafür, dass sie von den Tauben nicht gerne gefressen werden. 

Der Züchter hat dafür eine Lösung gefunden. Die Pellets sind für ihn sozusagen Träger. Jeden Abend nimmt er Pellets und vermischt sie mit klein geschnittenem Gemüse oder Obst. Ein Apfel, Karotten oder Ähnliches sind ideal. Über Nacht nehmen die Pellets die Feuchtigkeit auf und verlieren damit ihre Scharfkantigkeit. Am nächsten Morgen werden sie dann verfüttert und von den Tauben problemlos aufgenommen. Neben allen Vorteilen, die diese Pellets haben, bekommen die Tauben damit gleich noch die vielen gesunden Inhaltsstoffe des Gemüses oder Obstes mit. 

Die Herstellung dieser Pellets ist durchaus mit etwas Aufwand verbunden. Die Vorteile überwiegen aber bei Weitem, gerade während der Zuchtzeit. Solche Brotpellets sind die Erfindung eines Züchters aus der Praxis und für die Praxis. Alternativ kann es aber zum Start auch einmal schlicht das eingeweichte Brötchen sein.