Um die Fütterung von Rassetauben wird in den letzten Jahren ein wohl etwas zu grosser Trubel betrieben. Es wurden viele Ansätze aus der Brieftaubenszene übernommen und versucht, sie auf Rassetauben zu übertragen. Besonders die Fütterung ist davon betroffen. Dabei gilt es diesbezüglich ganz genau zu unterscheiden, schliesslich sind Rassetauben verglichen mit Brieftauben eher Laiensportler. Oder anders ausgedrückt: Brieftauben sind absolute Profis – und zwar in den anstrengendsten Disziplinen, die man sich vorstellen kann.

Es steht ausser Frage, dass derartige Spitzenleistungen nur mit optimaler Ernährung zu erreichen sind. Selbstverständlich müssen da auch die Nährstoffzusammensetzungen genau stimmen. Bei Rassetauben ist das anders. Ihre Leistungen sind äusserst begrenzt. Die meisten werden heutzutage in Volieren gehalten, sodass sich der Energieverbrauch durch das Fliegen in Grenzen hält. Da aber noch immer die meisten Rassetaubenfuttermischungen auf Brieftaubenmischungen aufbauen, ist der Energiegehalt in aller Regel zu hoch.

Körner sind nicht trocken
Das kann für Rassetauben durchaus negative Folgen haben. Wir alle kennen aus unserem Leben, dass eine zu fett- und energiereiche Ernährung Probleme mit sich bringen kann. Das gilt auch für die Tauben. Viele Taubenhalter strecken die handelsüblichen Futtermischungen deshalb mittlerweile mit Weizen und vor allem Gerste. Damit sind sie für unsere unsportlichen Rassetauben nach wie vor völlig ausreichend.

Weizen, Gerste – und manchmal auch Kornmais – werden nicht selten beim Landwirt zugekauft. Gerade wenn ein Taubenhalter grössere Bestände pflegt, kann das die Kosten für die Fütterung erheblich senken – und zwar ohne Einbussen in einer artgerechten Haltung der Tauben. So ganz nebenbei geht das aber in den wenigsten Fällen. Schliesslich gibt es Getreide meist nur in grösseren Mengen zu kaufen. Eine Lagerhaltung ist deshalb unumgänglich. Über die sollte sich der gute Taubenhalter seine Gedanken machen. Denn werden in der Lagerung von Getreide Fehler gemacht, kann dies für die Tauben schädliche, im schlimmsten Fall sogar tödliche Auswirkungen haben.

Gemeinhin nimmt man an, dass Körner trocken sind. Jeder, der sich aber schon einmal mit Weizenprodukten beschäftigt hat, weiss, dass das nicht der Fall ist. Körnerfutter hat eine gewisse Restfeuchte. Frisch vom Mähdrescher ist diese deutlich höher, als wenn man das Getreide noch etwas lagert. Aber auch dann sollte das Futter fachgerecht untergebracht werden.

Regelmässige Schimmelkontrolle
An erster Stelle ist darauf zu achten, dass das Getreide auch wirklich  luftig gelagert wird. Gerade bei relativ frischen Körnern ist das unverzichtbar, ansonsten kommt es zu Schwitzwasser, was das Getreide schimmeln lässt. Und verschimmeltes Getreide sollte auf keinen Fall an Tauben verfüttert werden, denn nicht nur für uns Menschen ist Schimmel an Lebensmitteln schädlich. Wer zu Hause Getreide lagert, sollte sich regelmässig die einzelnen Körner, gerade auch an den Spitzen, anschauen, um sicherzustellen, dass nichts befallen ist.

Die Lagerung in Kunststoffbehältern, unter Umständen gar mit einem verschliessbaren Deckel, ist ebenfalls völlig ungeeignet. Am besten sind noch immer die klassischen Jute- oder Leinensäcke. Darin kann das Getreide Feuchtigkeit abgeben und «atmen». Aber aufgepasst: Genauso, wie es Feuchtigkeit abgeben kann, kann es auch Feuchtigkeit ?aufnehmen. Je nach Witterung ist deshalb ein Aufstellen der Säcke unter einem Dach im Freien keine gute Lösung.

Eine valable Alternative zu den Stoffsäcken sind Säcke aus Papier. Das Futter aus dem Handel wird grundsätzlich darin angeboten, sodass man als Züchter eigentlich immer einige davon auf Vorrat hat. Diese Säcke können ruhig für das gekaufte Getreide verwendet werden.

Obwohl in Säcken in den allermeisten Fällen eine sehr gute Lagerung möglich ist, sind sie für ganz frisches Getreide nicht optimal. Sind die Körner noch sehr feucht, müssen sie möglichst breitflächig ausgelegt werden, bis ihr Feuchtigkeitsgehalt gesunken ist. Erst dann dürfen sie in die Säcke umgefüllt werden. Viele Landwirte haben Feuchtigkeitsmessgeräte und helfen gerne weiter. Überhaupt sind die Bauern die Spezialisten, wenn es ums Getreide geht; nutzen Sie also ruhig deren Wissen und fragen sie um Rat.

Oben rein – unten raus
Auch direkt an einer Wand ist kein optimaler Lagerplatz für Futtersäcke. Dort kann es Kältebrücken geben, die wiederum Feuchtigkeit zur Folge haben. Das gilt selbstverständlich auch für den Boden. Aus diesem Grund sollten die Säcke nie direkt auf dem Boden stehen. Eine handelsübliche Holzpalette ist sehr gut geeignet, um für einen Abstand zu sorgen. Der Hohlraum unter den Paletten ist allerdings ein wahres Paradies für Mäuse. Denn selbst beim sorgfältigsten Abfüllen rieseln immer wieder mal ein paar Körner hinunter. Klar ist deshalb: Spätestens bei einer neuen Lieferung ist Zeit für eine Putzaktion unter den Paletten.

Auf jeden Fall sollten Taubenhalter die Futterbehältnisse ihrer Tiere immer ganz leeren. Nur dann haben sie nämlich die Gewähr, dass das Getreide immer gleich frisch ist. Das gilt ganz besonders für die Futterkiste, in der das fertig gemischte Taubenfutter gelagert wird. Wo immer möglich, sollte deshalb das neue Futter immer oben in die Futterkiste gefüllt und unten entnommen werden. Denn selbst wenn es keine Probleme mit dem Feuchtigkeitsgehalt gibt, würde bei Kunststofffässern sonst immer ein Rest bleiben, auf den man frisches Futter schütten würde.

Die richtige Lagerung von Futter ist nicht so schwierig, wenn ein paar wichtige Aspekte berücksichtigt werden. Mit gesundem Menschenverstand kommt der Taubenhalter hier problemlos weiter. Da die Folgen einer schlechten Lagerung sehr krass sein können, sollte alles getan werden, um diese zu verhindern.