Wir Menschen verbinden mit den Jahreszeiten ganz individuelle Gefühle. Jetzt im Herbst und Winter sind diese für Freunde des Sommers oft bedrückend. Die Tage werden kürzer, nicht selten sind sie neblig und feucht. Wenn der Regen gar nicht mehr aufhören will, sehnt sich manch einer regelrecht nach dem Frühjahr. Dann grünt und spriesst es wieder an allen Ecken. Und Taubenzüchter können ihre Tiere wieder mit frischem Grün versorgen. Die Auswahl ist dann riesengross. Sind die Tauben Grünfutter gewohnt, so sind sie völlig erpicht darauf und fressen alles. 

Jetzt im Herbst sieht das etwas anders aus. Die Vegetation geht langsam in die Winterruhe und man muss schon genau suchen, um noch etwas Grünes zu finden. Es wäre schade, würde man darauf verzichten. Im Gegensatz zu künstlichen Präparaten sind Vitamine in natürlicher Form immer zu bevorzugen. Doch nicht nur als Vitaminspender ist Grünfutter erste Wahl. Nicht selten sind weitere Inhaltsstoffe für den Organismus wichtig und unterstützen ihn in vielfältiger Weise. 

Nach gemähten Wiesen suchen
Wer derzeit mit offenen Augen durch die Natur spaziert, entdeckt noch immer üppige Brennnesselflächen. In der Regel handelt es sich dabei um die Pflanzen aus dem Frühjahr, die nun stark verholzt sind. Die Brennnesseln zeigen zwar noch einige Blätter, die sind aber meist sehr gross und grob geworden. Auch wenn man solche Pflanzen verfüttern kann, sind sie nicht die optimale Lösung für Tauben. 

Junge Brennnesseln haben hochwertigere  Inhaltsstoffe und sind überall dort zu finden, wo sie im Sommer einmal gemäht worden sind. Das ist oft an Wegrainen, aber auch auf Wiesen der Fall. Die Brennnessel entwickelt sich selbst dann noch, wenn andere Pflanzen sich schon längst auf Winter eingestellt haben. Sie bleibt in bester Verfassung, bis Nachtfröste sie schliesslich verkümmern lassen.

Die jungen Herbst-Brennnesseln sollte man als Züchter unbedingt sammeln und seinen Tauben anbieten. Am besten geht das natürlich frisch. Dazu nimmt man die Brennnesseln und schneidet sie klein. Wenn sie es gewohnt sind, nehmen die Tauben die Blätter problemlos auf. Als kleinen Tipp kann man über die Brennnesseln eine Prise Salz streuen. Spätestens dann sind die Tauben völlig vernarrt darin. Und kennen sie die Brennnesseln erst einmal, braucht es bald auch kein Salz mehr. 

Getrocknet und als Pesto
Nicht nur frisch sind Brennnesseln ein gefragtes Taubenfutter. Eine gute Variante ist, die Brennnesseln samt etwas Öl in einem Mixer zu zerkleinern. Das so hergestellte «Brennnessel-Pesto» kann aufbewahrt werden. Selbst wenn draussen Schnee liegt, wertet es jedes Körnerfutter auf. Ein bis zwei Esslöffel pro Kilo Futter reichen aus. Danach ist das Futter abzubinden. Ideal ist dazu Futterkalk oder auch Bierhefe. Dadurch verschmieren sich die Tauben auch das Gefieder nicht.

Wem der Aufwand mit dem Brennnessel-Öl-Gemisch zu aufwendig ist, der kann sie auch trocknen. Genauso, wie es die Hühnerzüchter schon immer machen. Dazu bindet man am besten frische Bündel und hängt sie zum Trocknen an einen luftigen, regengeschützten Platz. Einmal getrocknet, können die Brennnesselblätter mit der Hand einfach und gefahrlos abgezupft werden. Denn während man bei frischen Brennnesseln immer Handschuhe anziehen sollte, brennen die Nesselhaare getrocknet nicht mehr. 

Eine interessante Alternative ist es, die ganzen Bündel oder Teile davon den Tauben zum Picken anzubieten. Die Tauben lieben es regelrecht, wenn sie sich ihr Futter zur Abwechslung einmal erarbeiten müssen. Das getrocknete Brennnessel-Laub kann aber auch einfach über das Körnerfutter gestreut werden, wenn vorher etwas Öl oder auch nur Wasser gegeben wurde, damit es haftet.

Im Grund ist es völlig egal, für welche Zubereitungsweise sich der Züchter entscheidet. Den Tauben zumindest ist das völlig gleichgültig. Dass sich der Aufwand aber lohnt, steht ausser Frage. Gerade im Eiweissgehalt sind vor allem die jungen Brennnesselpflanzen regelrechte Bomben. Dazu kommen hohe Vitaminwerte.