600 Mal pro Stunde
Pinguine schlafen nur sekundenlang
Um Fressfeinde abwehren zu können, schlafen brütende Zügelpinguine jeweils nur wenige Sekunden, dafür bis zu 10'000 Mal am Tag.
Alle Tiere müssen schlafen, ob sie wollen oder nicht. Nebst den vielen Vorteilen und der Notwendigkeit von Schlaf, birgt er jedoch auch Gefahren. Wer schläft, nimmt seine Umwelt nur noch bedingt wahr und kann nur verzögert auf mögliche Bedrohungen reagieren. Zügelpinguine haben für dieses Problem offenbar eine Lösung gefunden: Sie schlafen meistens nicht mehr als vier Sekunden am Stück, jedoch bis zu 600 Mal pro Stunde, und erhalten so in der Summe 12 Stunden Schlaf pro Tag.
Obwohl solcher Sekundenschlaf wenig erholsam scheint, schaffen es die Pinguine, ihren Nachwuchs erfolgreich aufzuziehen. Das deutet darauf hin, dass die erholsamen Funktonen des Schlafs auch durch Mikroschlaf erreicht werden können. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern des Neuroscience Research Centre of Lyon, des Korean Polar Research Institute und des Max-Planck-Instituts für biologische Intelligenz. Das besondere Schlafmuster ist wahrscheinlich eine Anpassung an die ständige Anwesenheit von Eiräubern wie den Braunen Skuas und eine Reaktion auf Lärm und Aggressionen durch andere Pinguine in der Kolonie.
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Die Forscher zeichneten das Verhalten und die Gehirnaktivität von wild lebenden Zügelpinguinen auf, die auf King George Island in der Antarktis brüten. Dazu benutzten sie speziell angefertigte Datenlogger, die die Gehirnaktivität registrierten. Diese Aktivitäten wurden elf Tage lang an Land und auf See aufgezeichnet, wo die Pinguine bis zu einer Tiefe von 200 Metern tauchten. Die Forscher untersuchten dann, wie sich das Nisten am Rande der Kolonie, wo die Pinguine Braunen Skuas ausgesetzt sind, im Vergleich zum geschäftigen Treiben im Zentrum der Kolonie auf den Pinguinschlaf auswirkt. Dabei entdeckten sie auch, dass Zügelpinguine nicht nur sehr kurz schlafen, sondern auch nur eine Gehirnhälfte schlafen lassen können, während die andere wach bleibt.
Insgesamt zeigt diese Studie, dass Zügelpinguine in der Lage sind, sich unter erschwerten ökologischen Bedingungen erfolgreich fortzupflanzen, obwohl sie ihren Schlaf nur durch sekundenlange Mikroschlafphasen erreichen. Die anhaltende Schlaffragmentierung, die Pinguine unter allen Bedingungen an Land zeigen, ist wahrscheinlich eine Anpassung an die visuelle Überwachung der Umgebung auf Raubtiere und Artgenossen. Zumindest bei Zügelpinguinen lässt sich somit darauf schliessen, dass Schlaffunktionen auch durch Tausende von Mikroschlafphasen pro Tag erfüllt werden können.
Auf den Menschen lassen sich diese Ergebnisse jedoch nicht übertragen. Wir brauchen mehrere Stunden Schlaf am Stück, um uns erholen zu können. Ansonsten resultiert das in den gerade im Strassenverkehr gefürchteten Sekundenschlaf, der für uns nicht nur nicht erholsam, sondern sogar gefährlich sein kann.
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