SteckbriefWissenschaftliche Bezeichnung:Leiothrix lutea
Unterarten: Es werden fünf Unterarten unterschieden. Aufgrund des grossen Verbreitungsgebiets gibt es verschiedene Variationen mit abweichenden Färbungsmustern.
Herkunft: von Pakistan bis ins östliche China verbreitet
Grösse: ca. 15 cm
Wildfarbe: gelbe Kehle, orange Brust und gelbes Flügelmuster, Grundton olivefarben, korallenroter Schnabel
Mutationen: keine
Geschlechtsunterschiede: Weibchen sind etwas kleiner, Scheitel olivgrün, beim Männchen ist der Scheitel gelblich olive. Jungvögel ähneln den Weibchen. Ein wichtiges Identifikationsmerkmal ist auch der Gesang des Männchens.
Ringgrösse: 3,0 mm
Lebenserwartung: ca. 12 Jahre
Platzansprüche: Voliere, im Winter frostfrei oder Käfig/Vitrine von ca. 2 x 0,80 x 0,80 Meter.
Ausstattung: Zahlreiche Pflanzen, Dickichte, natürlicher Boden, Badegelegenheit
Stimme: Männchen singen lieblich
Haltung: paarweise

 

Herkunft und Geschichte

In der Herkunftsregion der Chinesischen Nachtigall haben die Menschen seit jeher eine Affinität zur Vogelhaltung. Die Chinesische Nachtigall wird in ihrem Verbreitungsgebiet darum schon lange als Käfigvogel gehalten. Die Vögel sind insbesondere beliebte Sänger. Chinesische Nachtigallen gelangten 1866 nach Europa. Damals wurden sie erstmals im Zoologischen Garten London gehalten. Seither wurden unzählige Chinesische Nachtigallen wild gefangen und nach Europa eingeführt. Bereits 1873 gelang Dr. Karl Russ in Berlin die Erstzucht. Die Art hat sich in der Zucht bis heute aber nicht etabliert. Es gibt einige wenige Züchter, doch Chinesische Nachtigallen sind aus dem Zoohandel verschwunden, seitdem sie nicht mehr importiert werden dürfen. Sie sind heute auf dem Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens aufgeführt, nicht zuletzt auch wegen des grossen Bedarfes an Wildvögeln in ihren Ursprungsgebieten.

 

Eignung als Heimtier

Chinesische Nachtigallen sind liebliche Volierengenossen. Eine bepflanzte Anlage mit einem Paar dieser Vögel bildet ein Schmuckstück. Aufgrund des grossen Verbreitungsgebiets ist die Art kältetolerant. Das heisst, dass sich Vögel bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt wohl fühlen. Kühle und feuchte Winter entsprechen den Bedingungen im Lebensraum. In unseren Breiten sollten Chinesische Nachtigallen aber immer Zugang zu einem frostfreien Innenraum haben. Ihr wundervolles Aussehen und der herrliche Gesang der Männchen sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Chinesische Nachtigallen, wenn sie in einer Gemeinschaftsvoliere gehalten werden, zu Nesträubern werden können. Gelege von kleineren Vogelarten plündern sie. Darum sollten sie paarweise oder mit Arten vergesellschaftet werden, die sich durchsetzen können. Chinesische Nachtigallen können auch in bepflanzten Innenvolieren oder Treibhausanlagen gepflegt werden.

 

Erwerb

Früher wurden Chinesische Nachtigallen in Zoohandlungen angeboten. Diese Zeiten sind aber lange vorbei. Heute sind sie nur noch über spezialisierte Züchter zu erwerben. Kontakte findet man in den Verbänden Exotis und Ziervögel Schweiz. Auf der Webseite exotis.ch werden verschiedene Vogelarten angeboten.

 

Ernährung und Pflege

Es kommt nicht von ungefähr, dass sich Chinesische Nachtigallen in der Vogelhaltung nie etablieren konnten und immer nur von spezialisierten Haltern gezüchtet wurden. Es handelt sich um Weichfresser, das heisst, dass sie sich von Insekten und Beeren ernähren. Unter Menschenobhut nehmen sie ein kommerzielles Weichfutter für Insektenfresser aus dem Handel. Gefrostete Pinkymaden und Buffalos eignen sich ebenfalls als Futter. Weichfutter kann mit Hüttenkäse angereichert werden. In kleine Stücke geschnittene Früchte, Beeren und Blütendolden, wenn vorhanden, gehören zur täglichen Ernährung. Wenn sie Junge aufziehen, sollten auch lebende Insekten zur Verfügung gestellt werden. Sie können auch durch Pferdemist in der Aussenvoliere angelockt werden. Das Weichfutter führt zu dünnen Ausscheidungen, die gerade bei Innenhaltung regelmässig von Pflanzenblättern geputzt werden müssen.

Chinesische Nachtigallen baden gerne. Darum muss ein Bassin, idealerweise mit durch einen Aquarienfilter bewegtem Wasser, zur Verfügung gestellt werden.

 

Zucht

Im Jersey Zoo auf der gleichnamigen Kanalinsel züchten mehrere Paare Chinesischer Nachtigallen in einer begehbaren und dicht bepflanzten Aussenvoliere. Das Klima auf diesen Inseln ist ähnlich demjenigen im Tessin. Normalerweise sind Chinesische Nachtigallen als Paare aber territorial und sollten in herkömmlichen Volieren paarweise untergebracht werden. Es werden drei bis vier Eier gelegt, die 14 Tage lang von beiden Partnern bebrütet werden. Die Jungen bleiben ungefähr 12 Tage im Nest. Nach dem Ausfliegen werden sie bis zu drei Wochen von ihren Eltern weiter gefüttert, bis sie in die Selbständigkeit entlassen werden. Lebende Insekten sind bei der Jungenaufzucht wichtig.

 

Lustig

Eine vorbildliche und äusserst reizvolle Haltung von Chinesischen Nachtigallen hat der Vogelliebhaber Georges Doppler aus Zullwil (SO). Seine Aussenvoliere zieht sich aussen am Haus über verschiedene Stockwerke. Wenn er im Wohnzimmer sitzt, schauen aussen zum Fenster Chinesische Nachtigallen herein.

 

Namensgebung

Die Gattungsbezeichnung Leiothrix wurde vom Briten William Swainson im Jahr 1832 begründet. Sie stammt aus dem Lateinischen und Altgriechischen. In Lateinisch bedeutet leio «weich», im Altgriechischen heisst thrix «Haar». Die Artbezeichnung lutea von 1786 stammt von Conte Giovanni Antonio Scopoli einem tirolisch-habsburgischen Arzt, der den Vogel in die Wissenschaft einführte. Das Wort lutea kommt vom Lateinischen und bedeutet gelb.

 

Besonderheit

Entwichene Volierenvögel haben sich in verschiedenen Regionen Europas, so etwa in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Grossbritannien, etabliert und breiten sich dort aus.