Vor zehn Jahren noch wäre es wahrscheinlich nur einigen ganz wenigen arachnophilen Menschen in den Sinn gekommen, Spinnen als «süss» zu bezeichnen. Von der grossen Mehrheit wären sie wohl als verrückt erklärt worden. Als Spinner halt.

Mit dem Aufstieg von Social Media hat sich das nun aber geändert. Denn die Nutzerinnen und Nutzer der sozialen Netzwerke möchten – so hat man häufig das Gefühl – vor allem eins: herzige Tiere sehen. Das hat schon einigen zuvor eher wenig beachteten Tierarten zu ungeahntem Ruhm verholfen, zum Beispiel dem nordamerikanischen Seeotter, Faultiere (lesen Sie hier mehr dazu) oder Eulen. Es muss aber nicht mal flauschig oder fedrig sein – auch wirbellose Tiere werden von Internet gehypt, man denke nur an die Bärtierchen (wir berichteten, zum Beispiel hier) oder die Dumbo-Oktopusse (mehr dazu hier).

Die erklärten Lieblinge unter den Wirbellosen sind aber die Pfauenspinnen. Ihren Aufstieg möglich gemacht haben nicht nur die sozialen Medien, sondern auch die immer besser werdende Kameratechnologie. Pfauenspinnen sind nämlich winzig klein – von blossem Auge sehen sie aus wie braune Pünktchen. Schaut man aber genauer hin, erkennt man bei den Männchen jeder Art einen in schillernden Farben glänzenden Schild. Mit diesem und umtanzen sie die Hinterbeine schwingend die Weibchen, um sie von einer Paarung zu überzeugen. Mit Musik unterlegte Videos davon erfreuen sich im Netz grosser Beliebtheit. Dazu kommen vier lustige Glubschaugen im Spinnengesicht und fertig ist der Social-Media-Star.

Die in Australien verbreiteten Pfauenspinnen bilden die Gattung Maratus innerhalb der Familie der Springspinnen. Videos von ihnen dienen nicht nur der Unterhaltung der Netzgemeinde, sondern auch der Forschung. So stieg in den 2010ern die Zahl der bekannten Maratus-Arten um das Elffache an. Und nun sind noch mal sieben neue dazugekommen.

Pfauenspinnen tanzen zum Bee-Gees-Hit «Stayin' Alive»

[IMG 9]

Im Fachblatt «Zootaxa» beschrieben hat sie der 22-jährige Spinnenforscher Joseph Schubert von den australischen Museums Victoria. Bereits zwölf neue Pfauenspinnenarten hat der junge Arachnologe insgesamt schon beschrieben und benannt. Von den sieben Neuen hat er einige selber entdeckt, bei anderen sandten im Pfauenspinnenfans Fotos und Standortdetails zu.

Von den neu entdeckten Arten sei ihm Maratus constellatus die Liebste, sagt Schubert in einer Mitteilung der Museums Victoria. Die Musterung auf dem Schild des Männchens erinnere ihn an die «Sternennacht» von van Gogh. Deshalb habe er der Art auch den Namen constellatus gegeben.

Schubert ist überzeugt, dass es noch viele weitere Pfauenspinnen zu entdecken gibt. «Wir sind noch lange nicht fertig. Es gibt noch so viele Standorte zu erforschen. Ich bin auf jeden Fall immer noch aktiv auf der Suche nach neuen Arten.»

Joseph Schubert über seine neuen Pfauenspinnen (auf Englisch)

[IMG 10]