Wenn ein Vogelpaar brütet und Junge aufzieht, ist das schon mal ein schöner Erfolg. Stressig wird es aber oft, wenn die Jungen ausfliegen. Das ist eine heikle Phase im Leben eines Vogels. In der Natur fällt er dann meist Feinden zum Opfer. Erprobt er erstmals das Fliegen so landet er oft unsanft in einem Strauch oder direkt auf der Erde. Als schlechter Flieger wird er von Raubvögeln erbeutet, oder am Boden wird er zum Opfer von Raubtieren. Das alles bleibt Jungvögeln in Volieren erspart. Doch auch in Volieren lauern Gefahren, die aber mit einfachen Hilfestellungen weitgehend vermieden werden können.

Junge Sittiche beispielsweise wachsen in einem Nistkasten heran und wissen nicht, dass ihre neue Welt, die sie durch das Einschlupfloch im Nistkasten erspähen, begrenzt ist. Sie fliegen aus und prallen gegen das Gitter. Das kann zu Verletzungen führen. Gerade Sittiche, die schnelle Flieger sind, werden oft in schmalen, langen Volieren gehalten. Während die Altvögel sehr wohl wissen, wie sie ihre Bewegungen im Flug zu koordinieren haben und ihre Voliere gut kennen, gewinnen die Jungen an Schwung und prallen in das Frontgitter. Wenn das Ausfliegen naht, sollte darum das Frontgitter mit belaubten Ästen oder mit Tannenästen versehen werden. Damit entsteht eine für die jungen Sittiche gut sichtbare Begrenzung.

Junge Vögel sind ungelenk, rutschen an den Volierenwänden ab und landen meistens am Boden. Dort ist es kälter als auf erhöhten Stellen. Es gibt auch Elternpaare, die ihre Jungen nicht mehr füttern, wenn sie auf dem Boden sitzen. Offenbar ist es ihnen zu gefahrvoll, denn in der Natur halten sich die meisten Vogelarten nur ganz kurz am Boden auf. Darum ist es wichtig, dass kurz vor dem Ausfliegen Äste angebracht werden, die schräg bis zum Boden reichen.

Zuerst in Absetzkäfig
Ein gesunder Jungvogel wird schnell auf einen solchen Ast klettern und daran hochklettern und -hüpfen. Er ist jetzt vom kalten Boden weg und wird sicher wieder von seinen Eltern gefüttert. Solche Äste sollten immer auch bis zum Futterbrett reichen, damit die Jungvögel selber dorthinklettern können. Denn sie beginnen jetzt, selbstständig Futter aufzunehmen.

Heikel ist die Phase des Ausfliegens besonders auch bei den Prachtfinken und Weichfressern, wenn die Jungen in der Aussenvoliere ausfliegen. In den Sommermonaten kann es immer wieder kühle und regnerische Phasen geben. Sitzt der ausgeflogene Jungvogel bei solchem Wetter in der Aussenvoliere im nassen Gras, wird er nicht lange überleben. Viele Züchter bepflanzen darum die Aussenvolieren nur spärlich, damit die Vögel dort keine Nester bauen können, und stellen zahlreiche Nistmöglichkeiten innen zur Verfügung. Manchmal gelingt es auch, die Jungen zurück ins Nest zu setzen.

Wer beispielsweise Kanarienvögel und Wellensittiche in Boxen züchtet, setzt die Jungen nach dem Selbstständigwerden nicht gleich in eine grosse Voliere, sondern hält sie in einer Box oder einem Käfig, wo sie besser überwacht werden können. Erst nach etwa drei Wochen werden sie in grössere Volieren gesetzt.

Bei manchen Arten wie etwa den asiatischen Yuhinas, müssen die Jungen sofort, nachdem sie selbstständig geworden sind, entfernt werden, denn für die Männchen werden sie dann zu Konkurrenten, sodass sie getötet werden. In der Natur würden sich die Jungen ja auch davonmachen, um neue Gebiete zu besiedeln.

Wenn die Jungen ausfliegen, ist also nicht das Gröbste überwunden, sondern es beginnt eine heikle Phase.