Dass Hunde über einen ausgezeichneten Geruchsinn verfügen, ist bekannt. Sie sind nicht nicht nur in der Lage, Sprengstoff, Drogen, Schmuggelware und seit neustem auch Covid-19 zu erschnüffeln («Tierwelt online» berichtete), sondern nehmen auch Fährten von Tieren auf, teils auch über sehr weite Strecken, weshalb sie den Menschen bei der Jagd schon seit Jahrhunderten zur Seite stehen. 

Wie die Hunde nach solchen Exkursionen wieder zurück zu ihren Halterinnen und Haltern finden, haben nun tschechische Forschende genauer untersucht. Dazu stattete das Team um Kateřina Benediktová insgesamt 27 Jagdhunde von zehn verschiedenen Rassen mit Sendern und Kameras aus und schickte sie in den Wald auf Wege, die sie zuvor nicht kannten. 

Wie sich herausstellte, wendeten die Hunde zwei unterschiedliche Strategien an, um zurückzufinden. Rund 60 Prozent nahmen ihre eigene Fährte auf und kehrten auf gleichem Weg zurück, auf dem sie gekommen waren. 30 Prozent dagegen fanden eine komplett neue Route. Benediktová nennt dieses Verhalten «Scouting» (auskundschaften). Etwa zehn Prozent der Hunde wendeten beide Strategien gleichzeitig an.

Es war das Scouting, das Benediktová interessierte. Denn «scoutende» Hunde waren erstens schneller wieder bei ihren Herrchen und Frauchen. Sie zeigten aber noch eine weitere Besonderheit: Bevor sie sich auf den Rückweg machten, legten die meisten erst eine kurze Strecke zurück, die entlang der Nord-Süd-Achse ausgerichtet war – unabhängig davon, in welche Himmelsrichtung sich die Hunde nachher bewegten. Diesen Lauf über etwa 20 Meter bezeichnen die Forscher in ihrer im Juni im Fachmagazin «eLife» erschienenen Studie als «Kompasslauf». 

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Magnetfeld als Referenz
Wie Benediktová vermutet, dient der Kompasslauf den Hunden dazu, einen inneren Mechanismus zu kalibrieren, der sich am Erdmagnetfeld orientiert. Dies helfe ihnen, über weite Strecken durch unbekanntes Territorium zu navigieren. Durch weitere Untersuchungen und Tests während verschiedenen Wetterbedingungen sind sich die Forschenden sicher, dass es nicht visuelle oder geruchliche Einflüsse der Grund für die konsistente Nord-Süd-Ausrichtung der Kompassläufe sind. Auch die Körpergrösse der Hunde schein keinen Einfluss zu haben. «Der Wald mit seiner dichten Vegetation macht visuelle Orientierung schwierig bis unmöglich, [ ] in vielen Fällen war die Sonne überhaupt nicht zu sehen», heisst es in der Studie. «Im Gegensatz dazu bildet das Erdmagnetfeld eine stabile, stets präsente Orientierungshilfe zu jeder Tages- und Jahreszeit und unter allen Wetterbedingungen.»

Wie die Hunde das Magnetfeld als Referenz nutzen, ist noch nicht bekannt. Benediktová und ihre Kolleginnen und Kollegen glauben aber, dass dieser Magnetsinn bei vielen anderen Säugetieren ebenfalls vorhanden sein müsse und das «wahrscheinlich wichtigste» noch fehlende Puzzleteil in der Erforschung der Navigationsfähigkeiten der Säugetiere darstellt. 

Auch frühere Studien deuteten bereits darauf hin, dass Hunde das Erdmagnetfeld wahrnehmen können. 2014 stellten deutsche Forscher fest, dass sich Hunde beim Pinkeln an der Nord-Süd-Achse ausrichten («Tierwelt online» berichtete). Fünf Jahre später fand ein Team der Max-Plack-Gesellschaft in den Augen der Vierbeiner Cryptochrome. Das sind diejenigen Proteine, die sich auch in den Augen der Zugvögel befinden und von denen angenommen wird, dass sie es diesen ermöglichen, die magnetischen Feldlinien zu sehen (lesen Sie hier mehr dazu).