Wer glaubt, dass man sich beim Reiten nur vom Pferd durch die Gegen gondeln lässt, bekommt relativ schnell Ärger mit Pferdemenschen. Um den Equiden gesunderhaltend zu bewegen, braucht es Losgelassenheit, gleichzeitig Körperspannung, Konzentration, Kondition und Balance. 

In der Reitstunde fühlt sich manch einer wie eine Marionette im Sattel. Alles soll gleichzeitig funktionieren und am Ende wartet oft nur Chaos. Das Pferd ist verwirrt, weil es jede Anspannung vom Menschen spürt und versucht, zu reagieren. Der Mensch sitzt mit schweissgebadet obenauf und ist verwirrt, weil Pferdi nicht das macht, was er will. Oder vielmehr, glaubt kommuniziert zu haben. Natürlich, ist Reiten zu einem grossen Teil Kopfsache. Doch wenn der Körper nicht umsetzen kann, was der Kopf denkt, hilft alles nichts. Darum hier einige Übungen, die Sie während der grauen Jahreszeit trainieren können, um im Frühling fit fürs Pferd zu werden.

Kondition: Intervalltraining mit Pferd

Kaum einer hat im Moment die Möglichkeit, bei Tageslicht stundenlange Ausritte zu machen, aber bewegt will das Tier ja werden. Anstatt das Pferd am Abend eine halbe Stunde auf dem Platz kreisen zu lassen und selber nur in der Mitte zustehen, versuchen Sie für sich und Ihren Liebling ein Intervalltraining. Die Grundvoraussetzung dafür ist, dass Ihr Pferd sicher im Gelände am Strick läuft. Fürs Pferd benötigen Sie ein Bodenarbeitsseil, ein Knoten- oder Stallhalfter und, wenn nötig, eine Gerte. Sie rüsten sich mit Handschuhen, Sportkleidern, festen Turnschuhen und einem Timer aus. Für unsere Autorin hat sich die App «Gym Boss» (Link) bewährt. 

Das absolut Wichtigste ist: Der Führstrick darf auf keinen Fall am Menschen befestigt sein — nicht um die Hand, den Bauch oder sonstwo gewickelt werden. Wenn das Pferd sich erschreckt, müssen Sie immer loslassen können. Ausserdem ist es am  Abend unerlässlich, dass Sie sich und Ihr Pferd maximal sichtbar machen. 

So geht's:

Suchen Sie sich eine gerade Strecke mit Wald- oder Feldwegen. Asphalt tut weder Ihren, noch den Gelenken ihres Lieblings gut. Beginnen Sie mit kleinen Intervallen: eine Minute joggen, eine Minute gehen. Wenn Sie merken, dass Sie nicht mehr ausser Atem kommen, erhöhen Sie auf zwei Minuten Joggen und eine Minute gehen und so weiter. 

So werden Sie nicht nur fit, sondern verbessern auch die Beziehung zu ihrem Pferd. Das muss nämlich lernen, ganz genau auf Sie zu achten, da Sie immer wieder das Tempo wechseln. Den meisten Pferden macht das Intervall-Training grossen Spass. 

Video: Joggen mit dem Pferd

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Bergtraining

In der Schweiz haben viele Pferdebesitzer das Glück, in bergigem, oder zumindest hügeligem Gelände zu wohnen. Wer jetzt glaubt, das ist nicht optimal fürs Ausreiten, der irrt! Bergtraining ist nämlich für Pferd und Reiter*in perfekt. Man trainiert Popo und Hinterhand, die Kondition, Beine und Rücken und das sehr effizient in kurzer Zeit. 

So geht's:

Zuerst gelten mal dieselben Regeln wie beim Joggen: Machen Sie sich und Ihr Pferd in der Dunkelheit sichtbar, tragen Sie sicheres Schuhwerk und Sportkleider. Der Vierbeiner muss sicher am Führstrick laufen und Sie dürfen Ihr Tier auf keinen Fall an ihrem Körper befestigen. 

Suchen Sie sich einen möglichst steilen Weg. Am besten der, den Sie normalerweise hoch reiten. 

Bergauf laufen Sie in zügigen Schritt. Achten Sie darauf, dass das Pferd nicht in den Trab fällt oder Sie sich nicht hochziehen lassen. Bleiben Sie in Rücken und Becken aufgerichtet. Fallen Sie nicht zu sehr nach vorne. Sie sollten beide aktiv aus dem «Füdli» und den (Hinter-) Beinen anschieben. Sind Sie zu sehr ausser Atem, laufen Sie langsamer. Nicht stehenbleiben. Achten Sie darauf, dass Sie immer gleichmässig atmen können und kein Seitenstechen bekommen.

Bergab scheint leicht, ist aber ebenso eine Herausforderung. Das Wichtigste: Kippen Sie nicht ins Hohlkreuz und lassen sich «herunterfallen». Das ist Gift für Rücken und Knie. Schieben Sie ihre Beckenknochen vielmehr in Richtung Bauchnabel und diesen in Richtung Wirbelsäule. Bleiben Sie im Rumpf stabil und nehmen Sie die Kraft aus den Oberschenkeln. 

Ihr Pferd sollte ebenfalls nicht zu sehr auf der Vorderhand laufen und sich ihrem Tempo anpassen. Bergab sind die meisten Pferde sicherer, wenn man ihnen genug Raum lässt, um auf sich selber zu achten. Der Hals fungiert als Balancierstange, darum ist es wichtig, den Strick lang genug zu führen. Also kontrollieren Sie lieber sich und lassen Sie ihr Pferd selbstständig laufen.

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Balance: Körpermittentraining

Für unsere Autorin hat sich Pilates als optimales Körpermittentraining bewährt. Die intensiven Übungen trainieren die tiefe Bauchmuskulatur und helfen dabei, den Sitz unabhängig zu halten. Das heisst, dass sie in Balance sitzen und sich nicht mit den Beinen festklammern oder den Händen ausbalancieren müssen. Ihre Wirbelsäule sollte ihre Blancestange sein. Auch bei der Kontrolle des Beckenbodens kann Pilates Wunder wirken. Es gibt Kurse und Workshops, die perfekt sind, um die Grundlagen der Technik zu lernen und das ist wirklich empfehlenswert. Denn die Atmung, das «Power House» und der Wechsel zwischen Muskelanspannung und -dehnung sollte man wirklich von einem Experten lernen. 

Wenn Sie das gemacht haben, können Sie im grauen Winter auch daheim trainieren. Und dazu empfehlen sich folgende Übungen:

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Video: Kleine, aber sehr effiziente Übungen für einen besseren Sitz

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Losgelassenheit und mentale Stärke

Eine Kerze brennt, der Abend ist ruhig und die Pferde sind versorgt. Warum nicht mal den Fernseher ausschalten und meditieren? Diese Entspannungstechnik ist die wohl grösste Herausforderung. Lassen Sie sich langsam an die Meditation heranführen. Für unsere Autorin hat sich die App «Headspace» (Link Iphone und Link Android) etabliert. Hier müssen Sie erst die Grundlagen erlernen. Was sich wirklich lohnt. Anschliessend bieten sich angeleitete Meditationsserien für verschiedene Bedürfnisse an. Um beim Reiten gelassen und sicher im Sattel zu sitzen, eignen sich die Kurse: «Konzentration», «Umgang mit Angst» und «Fokus finden».

Video: Eine kleine Meditationsübung

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