Katzen machen nicht nur «Musik», sie hören sie auch gerne. Und bevorzugen dabei offenbar klassische Musik – zumindest, wenn sie gerade in Narkose liegen.  Dass dem so ist, hat Miguel Carreirea von der Tiermedizinischen Fakultät der Universität Lissabon entdeckt. Der Tierarzt untersuchte, ob Musik irgendwelche physiologischen Effekte hat auf seine Patientinnen. Dazu stattete er die Katzen mit Kopfhörern aus und beschallte sie während der Narkose mit unterschiedlicher Musik. 

Dabei zeigte sich, dass sich die Katzen unter dem Einfluss von klassischer Musik (Samuel Barbers «Adagio for Strings» Opus 11) in einem besonders entspannten Zustand befanden. Mittel-entspannt waren die Tiere unter dem Einfluss von Pop-Musik («Torn» von Natalie Imbruglia), während die Atemfrequenz und Pupillendurchmesser der Katzen bei Heavy-Metal-Musik («Thunderstruck» von AC / DC) auf Stress hindeuteten. 

Studien sprechen für sanfte Klassik
Laut dem im Fachmagazin «Journal of Feline Medicine and Surgery» veröffentlichten Bericht könnte beruhigende Musik möglicherweise die erforderliche Narkosemittel-Dosis und damit das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen reduzieren und die Sicherheit der pelzigen Patientinnen erhöhen. 

Dass Katzen sanfte klassische Musik bevorzugen, wurde durch eine Untersuchung unter der Leitung von Hermann Bubna-Littitz von der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Wien bestätigt. Während klassische Musik abgespielt wurde, setzten sich die 21 Probandinnen 655 Mal näher als 50 Zentimeter an einen der im Raum aufgestellten Lautsprecher oder gar auf ihn drauf als ohne beziehungsweise mit der «falschen» Musik. Ausserdem änderte sich auch ihr Umgang miteinander: Ohne Musik verzeichnete das Team 28 Fälle von aggressivem Verhalten, mit sanfter klassischer Musik lediglich zwölf.

Ihre Vorliebe für klassische Musik scheinen Katzen mit Hunden zu teilen. So zeigte eine Untersuchung der Queen’s-Universität in Belfast an Tierheim-Hunden, dass diese auf Klassik mit einem ruhigen Verhalten reagierten, während sie bei Heavy-Metal-Musik vermehrt bellten. Laut den Autorinnen der Studie könnte klassische Musik auf zweierlei Weise zu einer besseren Vermittlung beitragen. Zum einen zeigen die Hunde durch die klassische Musik ein besseres Verhalten. Zum anderen sind die Interessentinnen durch die Beschallung zufrieden und entspannt und nehmen das Tierheim und seine Bewohner positiver wahr. 

Katzenmusik von David Teie

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Profi-Cellist komponiert für Katzen
Während Hund und Katz in den genannten Studien für menschliche Zuhörer komponierte Musik abgespielt wurde, verfolgte der Profi-Cellist David Teie vom National Symphony Orchestra einen anderen Ansatz. Unterstützt von Verhaltensmediziner Charles Snowdon von der University of Wisconsin-Madison komponierte er Klänge speziell für Katzenohren, welche Frequenzbereiche umfasst, die für Menschen nicht hörbar sind («Tierwelt online» berichtete). Weil Teie selber zwar Katzen liebt, aber unter einer Katzenallergie leidet, testete er seine Musik jeweils in einem Katzenkaffee. 

Während Sauggeräusche, Katzenschnurren und Vogelgezwitscher die Katzen glücklich machen sollen, hat Teie den Menschen zuliebe noch Cello-Klänge hinzugefügt. Obwohl die Musik aus Sicht der Autorin einigermassen gewöhnungsbedürftig bleibt, war deren Katze der exquisiten Beschallung zumindest nicht abgeneigt – und reagierte mit einem lautstarken, anhaltenden Schnurren.