Der Bündner Langläufer Dario Cologna fährt von den Olympischen Winterspielen 2014 mit zwei Goldmedaillen und einem Muskelkater nach Hause. Beim Zürcher Snowboarder Iouri Podladtchikov kam zur Goldmedaille ein Kater von der anschliessenden Feier. Der amerikanischer Skiprofi Gus Kenworthy holte in Sotschi eine Silbermedaille auf der Piste und eine Streunerhündin mit vier Welpen von der Strasse. Und Snowboarderin Lindsey Jacobellis fliegt ohne Medaille, aber ebenfalls mit einem Streunerhund zurück in die USA.

Bereits Monate vor dem Start der Olympischen Spiele hatte Russland eine rigorose Tötungsaktion gegen herrenlose Vierbeiner in Sotschi gestartet. Die neuen Lieblinge von Gus Kenworthy und Lindsey Jacobellis sind der Beweis dafür, dass trotzdem auch heute noch Hunde durch die Strassen von Sotschi streunen. Für kurze Zeit waren die Streuner Medienstars, nun werden sie vergessen und niemand schreit mehr auf, wenn sie geschlagen oder umgebracht werden. Es geht ihnen also wieder gleich wie den Streunern in allen anderen Ländern der Welt, wo derzeit nicht gerade ein Sportgrossanlass stattfindet.  

In Sotschi sollen es rund 2000 herrenlose Hunde sein. Davon ziehen wir die sechs ab, die von amerikanischen Spitzensportlern gerettet wurden, und sind damit bei – na ja, immer noch rund 2000 Hunden. Da diese es nun wieder ungestört in jeder Ecke wie die Hunde treiben dürfen, werden sie bald wieder so zahlreich sein, wie vor der Säuberungsaktion.  

Es sei denn, sie werden kastriert. Doch das kostet. Bei 50 Franken pro Tier werden für Sotschi satte 100'000 Franken benötigt.  

Nun kamen ja gerade eben in Sotschi einige hübsche Stücke Edelmetall unters Volk. Die drei Kilogramm Gold zum Beispiel, mit denen den Siegermedaillen der gewisse Glanz verliehen wurde, haben insgesamt gut 100'000 Franken gekostet. Doch lassen wir den Sportlern ihre «Plämpu» (so bezeichnete Tanja Frieden, Snowboardcross-Olympiasiegerin 2006, einst ihre Medaille), deren wahrer Wert sich ja nicht in Geld beziffern lässt.  

Richten wir unser Augenmerk stattdessen auf die Siegesprämien. Zusätzlich zur Medaille gab es für all jene Schweizerinnen und Schweizer, die es auf den obersten Podestplatz schafften, das hübsche Sümmchen von 40'000 Franken. Ich schlage vor, dass sie nun alle die Hälfte davon abgeben, um Kastrationen streunender Hunde zu finanzieren. Auch wenn wir Doppelgoldgewinner Cologna dabei nur einmal zur Kasse bitten, reicht es, um das Streunerproblem in Sotschi ein für allemal zu lösen.  

Da wir nun die Streuner in Russland gut versorgt wissen, wenden wir uns nochmals denjenigen Hunden zu, die mit Gus Kenworthy beziehungsweise Lindsey Jacobellis nach Amerika auswandern. Dem neuen Herrchen und dem neuen Frauchen sei an dieser Stelle herzlich gedankt für ihren Einsatz für das Tierwohl. Unbestätigten Gerüchten zufolge werden die beiden künftig auf ausgiebige Schneesporttrainings und internationale Wettkämpfe verzichten. Bewegung und frische Luft holen sie sich stattdessen bei Spaziergängen mit den Hunden.