Würden Sie jahrein jahraus zweimal am Tag eine Schale Früchtemüsli essen wollen? Nein? Dennoch gibt es für die meisten Hunde jeden Tag das Gleiche zu Fressen: Trockenfutter. Reicht man es dazu auch noch ausschliesslich im Futternapf, stumpfen unsere Hunde geistig regelrecht ab, meint die Sankt Galler Tierpsychologin und Hundetrainerin Manuela Albrecht. «Gerade bei Trockenfutter ist die Gefahr hoch. Unsere Hunde verblöden dann regelrecht vor der Futterschüssel.» Bei Hundehaltern ist das praktische Futter jedoch sehr beliebt, denn es verdirbt nicht, ist gut portionierbar und riecht kaum.

Aus der Sicht des Hundes allerdings sei Trockenfutter extrem langweilig. «Sicher freut sich der Hund über das Futter im Napf, schliesslich ist er ja hungrig. Als Futterschlinger schluckt er die trockenen Brocken allerdings sofort runter. Ohne Herausforderung, körperliche oder geistige Arbeit ist seine Mahlzeit in Sekundenschnelle vorbei.» Noch mehr freuen würde sich der Hund, wenn er sich geistig und / oder körperlich für sein Futter anstrengen müsste, so Albrecht. «Beim Fressen kann nämlich auch Kopfarbeit trainiert werden.» Dafür müssen sich unsere heutigen Haushunde ihr Futter nicht gleich selbst aufspüren und reissen. Laut der Expertin gibt es viele günstige und weniger günstige Varianten, wie sich unsere Stubenwölfe einigermassen artgerecht mit ihrem Futter auseinandersetzen können.

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Impulskontrolle trainieren

Auch Albrecht hat nichts gegen für den Hund individuell geeignetes Trockenfutter einzuwenden. «Nur bitte nicht im Napf.» Das Ziel ist stets: Der Hund soll sich möglichst lange mit dem Futter beschäftigen. Am besten, er erarbeitet es sich. Schon mit einfachen Mitteln gestaltet Albrecht das morgendliche Trockenfutter herausfordernd für ihre eigenen Hunde. «Das kann ein Futterball sein oder ein Tuch zum Einwickeln oder Verknoten, eine Schachtel mit zerknülltem Papier oder Korken.»

Viele dieser Sachen lassen sich laut Albrecht ohne viel Arbeit selbst herstellen. Erhält der Hund jeden Tag sein Futter auf eine andere Art und Weise, bleibt es für ihn spannend und er muss überlegen, wie er ans Essen kommt. «Lässt man den Hund zusätzlich etwas warten, bevor er loslegen darf, trainiert man gleichzeitig seine Impulskontrolle.» Für wichtig erachtet die Hundetrainerin hierbei, dass man nicht vor lauter Begeisterung jeden Tag das Gleiche anbietet. «Das wäre rasch wieder langweilige Gewohnheit für den Hund.»

Video: Beuteltraining richtig aufbauen

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Nicht jeden Tag das Gleiche

Sieben bis zehn alternative Fütterungsmethoden hält Albrecht bereits für ausreichend, um Langeweile zu vermeiden. Hierbei dürfen Hundehalter ihrer Fantasie freien Lauf lassen (für Anregungen siehe Kasten). Fehlt am Morgen die Zeit fürs Bestücken der Utensilien, kann das Trockenfutter laut Albrecht auch mal in den Rasen oder auf den Sitzplatz gestreut werden — schon ist der Hund beschäftigt. Die Expertin empfiehlt Hundehaltern, sich eine individuelle Liste mit allen Möglichkeiten zu machen, wie das Trockenfutter ohne Napf in den Hund kommt. «Viele Hundehalter bekommen wirklich Freude daran, ihren Hund so zu beschäftigen.»

Ab und an eine Mahlzeit mit frischem Fleisch und Gemüse zu ersetzen, ist für viele Hunde eine willkommene und abwechslungsreiche Alternative zum gewohnten Futter. Bei Albrecht zu Hause besteht die zweite Hundemahlzeit daher stets aus einer frischen Proteinquelle und Bio-Gemüse. «Meine Hunde sind Gourmet-Hunde! Die essen Raclette-Käse und Kartoffeln, Fleisch und Fisch in Abwechslung mit Eiern oder Hüttenkäse. Zudem erhalten sie viel Gemüse.» Selbst diese Leckereien kommen bei Albrecht nicht nur in den normalen Fressnapf. Mal verabreicht sie das Futter im Antischlingnapf, mal auf einer Leckmatte oder in einem Kauspielzeug, in dem Futter versteckt wird.

Spassige FuttersucheFür Abwechslung in der Fütterung kann Trockenfutter so gereicht werden:

Im Futterbeutel: Dieser eignet sich zum Werfen und Apportieren, zum Verstecken und Suchen, für die Reizangel und zum Trainieren der Impulskontrolle; in einen Lappen oder in ein Tuch eingewickelt, verknotet, gebunden; in einem Futterspielzeug oder Intelligenzspiel; im Garten, im Rasen oder auf einer nicht zu hochgewachsenen Wiese verstreut; in einer verschlossenen Schachtel; in einem grossen Karton, der mit Korken, Papierkugeln oder WC-Papier-Rollen gefüllt ist; in einem Eierkarton, mit und ohne Papierkugeln 

Hundefutter selber machen will gelernt sein

Übrigens lässt sich so auch Dosenfutter herausfordernder servieren. Sorgen, dass das Reinigen der Näpfe und Matten beschwerlich sein könnte, braucht man sich laut Albrecht nicht zu machen. «Die Utensilien werden so sauber ausgeleckt, dass nicht viel Arbeit bleibt. Es reicht, sie einfach auszuspülen oder in den Geschirrspüler zu tun.»

Davon, einfach etwas für den Hund zusammenzuschnipseln oder zu kochen, hält Albrecht aber nichts. «So, wie wir die Etiketten mit der Zusammensetzung von Trockenfutter studieren, will auch Barf oder Selbstzubereitung gelernt sein. Zuerst sollte man sich daher über die individuell korrekte Zusammensetzung für den eigenen Hund informieren.» Als Goodies für Zwischendurch gibt es in Albrechts Hundehaushalt übrigens Wurst- oder Käsewürfel.