Der Ofen läuft auf Volldampf. Bei 700 Grad züngeln die Flammen – zu beobachten durch das Guckloch im Kleintierkrematorium Duggingen BL. Nach der Kremation kommen die sechs Katzen zurück zu ihren Besitzern: eingeäschert, in einem Säckchen, im Holzkästchen oder in einer kunstvollen Urne. Diese werden manchmal vergraben, meistens aber zu Hause aufgestellt. Sie sind mittlerweile Deko-Objekte, die als Urnen nicht zu erkennen sind. Ihre Formen reichen von der Holzkugel übers Herz bis zum Hund (siehe unten).

Seit 1998 ist das Kleintierkrematorium Duggingen für viele Haustierbesitzer ein wichtiger Halt. Hier wissen sie, was mit ihrem Liebling passiert – und vor allem bekommen sie ihn wieder zurück, sie behalten also die Kontrolle. Das Tier in die Kadaverstelle zu bringen, erscheint vielen unwürdig. So erging es auch Bianca Vitelli: «Vor etwa 20 Jahren starb mein Kater. Ich gab ihn in die Kadaverstelle. Er wurde entsorgt – wie Abfall. Das tut mir heute noch weh.» Tiere seien Familienmitglieder; für diese wünsche man sich auch nach dem Tod einen würdevollen Umgang. Ihr nächstes Haustier, das starb, liess Vitelli kremieren. Doch nirgends habe sie eine Urne gefunden, die zum Tier gepasst habe. Und so lässt Vitelli nun eigene Tierurnen herstellen, die sie unter ihrer Firma Kanopet vertreibt.

2500 Tiere kremierte Marco Casartelli im letzten Jahr. «Die Zahl steigt jährlich um etwa fünf Prozent», sagt der Inhaber des Dugginger Krematoriums. Tierurnenhersteller bestätigen eine zunehmende Nachfrage. Der Grossteil der eingeäscherten Tiere sind laut Casartelli Katzen, gefolgt von Hunden. Er kremierte auch schon Papageien, Meerschweinchen und Hamster. Je kleiner das Tier, umso unklarer ist allerdings, ob beim Verbrennen etwas übrig bleibt. Denn nur das Skelett wird zur Asche – der Rest verbrennt komplett.

Dank einer Kupfermünze findet jedes Tier wieder zu seinem Besitzer zurück
Es besteht die Wahl zwischen Einzel- und Sammelkremation. Bei der Sammelkremation werden die Tiere miteinander sorgfältig in eine grosse Stahlwanne gelegt. In Duggingen wird die Asche danach auf dem Grundstück des Kleintierkrematoriums verstreut. Bei einer Einzelkremation hingegen liegt das Tier in einem abgetrennten Fach, mit dabei eine Kupfermünze mit einer Zahl. Diese Nummer wird auf einem Begleitschein notiert, wo auch Alter, Gewicht und Name des Tiers aufgeschrieben sind. So ist garantiert, dass jedes Tier zum richtigen Besitzer zurückfindet. Die Preise orientieren sich am Gewicht. «Eine Katze um die vier Kilo kostet rund 140 Franken», sagt Casartelli.

Er arbeitet nicht nach Bürozeiten. Wenn abends ein Tier stirbt, ist der 45-Jährige auch dann für die Halter da. Er hört ihnen zu. «Tiere sind Familienmitglieder», weiss er, der selber vor einigen Jahren seinen Hund verlor. Loslassen brauche Zeit.

Aus dem Ofen
Von Herzen: Brigitte Bigler Rippstein verlor vor einigen Jahren ihre Hündin Winny. Daraufhin töpferte die selbstständig Erwerbende eine Urne in Herzform; bis heute ziert das Ton-Objekt ihre Kommode. «Tiere geben einem Freude, Wärme, Liebe. Die kann man doch nicht einfach entsorgen.» Viele Menschen fühlen wie sie – so stieg die Nachfrage nach Tierurnen in den letzten Jahren enorm. Die Auswahl an Formen reicht von Kugeln über Katzen bis zu Engeln. Bigler will etwas produzieren, «bei dem man nicht auf Anhieb sieht, dass es eine Urne ist». Denn so könne die Urne ohne Weiteres in der Stube aufgestellt werden, falls es jemand nicht übers Herz bringe, sie zu vergraben. Preise: von 64 bis 150 Franken.

www.tierurne.ch

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Aus der Werkstatt
Von Menschen mit einer Behinderung: In der «Stiftung Behindertenbetriebe Uri» bekommen Menschen mit einer Behinderung die Chance, in Ruhe einer Beschäftigung nachzugehen, haben einen Arbeitsvertrag zwischen 50 und 100 Prozent. Die Tierurnen aus Holz werden auf Vorrat hergestellt. Ein Gruppenleiter betreut die Angestellten und hilft bei den einzelnen Arbeitsschritten. Wer will, kann später selber auf einer bereits ausgefrästen Stelle ein Porträt seines Tiers anbringen. Es gibt die achteckigen Objekte zum Beispiel aus Kirschbaum, Ahorn oder Nussbaum. Gekauft werden können sie direkt bei der Stiftung oder über die Tierkrematorien Kirchberg, Duggingen und Schafisheim. Preise: zwischen 40 und 90 Franken.

www.sburi.ch

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Aus dem Atelier
Von Künstlerhand entworfen: «Urnen sind mein Lebensprojekt», sagt Thomas Schär. Vor über 15 Jahren begann er, unter dem Namen «cosmicball» Menschenurnen zu gestalten. Seit diesem Jahr bietet er kleinere Objekte für Tiere an, die von Hand in der Manufaktur «Urne.ch» hergestellt werden. Die Urnen haben die Form einer Katze oder eines Hundes, sind aus Holz und Ton, manche tragen die Zeichnung eines Vogels oder Kaninchens. «Ich finde es wichtig, dass man eine liebevolle Auswahl hat, um etwas zu finden, das seinem Tier würdig ist», sagt Schär. Die Tierurnen seines Labels «Larry & Daisy» können im Atelier in Zürich oder im Internet besichtigt und gekauft werden. Preise: zwischen 98 und 385 Franken.

www.larryanddaisy.ch

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Aus Holz
Vom Baum in die Vitrine: Hans Haldemann aus Rütschelen BE stellt in seiner Freizeit Urnen her. Alles begann mit Holzkugeln als Deko-Objekt. «So lernte ich zu drechseln, das wollte ich unbedingt lernen», sagt er. Weil seine Schwester sich eine Urne wünschte, die nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen war, höhlte er die nächsten Kugeln aus. Seither fragen immer mehr Menschen nach seinen Urnen, die er auch in kleiner Ausführung herstellt – für Tiere. Haldemann holt das Holz auf der Gründeponie. Damit er es aushöhlen kann, muss es schlagfrisch sein; dann wird die Kugel getrocknet, geschliffen und geölt. Preise: von 80 bis 700 Franken. 

www.sites.google.com/site/formholzch

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Aus biologischem Material
Mit Swarovski-Steinen geschmückt: Bei der neusten Kollektion der Urnesa glitzern Pfoten und Herzen. Erhältlich sind Urnen in allen Formen, von länglich bis rund, aus Marmor, Keramik, Holz oder Metall; im Sortiment sind rund 500 Stück. Geschäftsführerin Kerstin Büstrow verkauft seit rund acht Jahren Menschen- und Tierurnen. Diese importiert sie aus Deutschland; sie sind in den meisten Schweizer Krematorien erhältlich. «Viele meiner Urnen werden ausgestellt», sagt Büstrow. Allerdings gibt es neu auch eine, die sich besonders zum Vergraben eignet: Sie besteht aus gepresster Erde und gepresstem Sand. «Der Boden wird also in keiner Weise belastet.» Preise: je nach Anbieter unterschiedlich. 

www.urnesa.ch

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