Eier dienen der Fortpflanzung. In nur 21 Tagen entsteht in ihnen ein neues Leben. Immer vorausgesetzt, das Ei ist auch befruchtet und die optimale Bruttemperatur wird eingehalten. Doch merkwürdigerweise legen Hühner auch dann Eier, wenn sie sich gar nicht fortpflanzen wollen, beziehungsweise kein Hahn in der Hühnerschar lebt, der zur Befruchtung beitragen könnte.

Die Eiablage beschränkt sich üblicherweise auch nicht allein auf eine Jahreszeit. Also nicht nur im Frühling, wenn es für die Aufzucht von Küken klimatisch am günstigsten ist. Der Grund dafür ist wohl auf einen erblichen Faktor zurückzuführen, wie Esther Verhoef und Aad Riis in ihrer «Hühner-Enzyklopädie» schreiben. Diese Disposition ist im Laufe der Jahre durch gezielte Selektion weggezüchtet worden. 

Eine Leghornhenne, die in Japan gehalten wurde, hält den Weltrekord im Eierlegen mit 365 gelegten Eiern pro Jahr. Hybridhühner in Legebatterien kommen diesem Resultat zwar sehr nahe, doch auch sie legen längst nicht täglich ein Ei. Bei Rassehühnern wie den Phönix muss man sich mit etwa 45 Eiern pro Jahr begnügen, während eine Italienerhenne auf beachtliche 190 Eier kommt. Egal, ob ein Huhn nun wenige Eier pro Jahr legt oder eher viele, Eier werden nicht in regelmässigen Abständen gelegt, sondern in Serien. Diese können unterschiedlich lange dauern.

In der ehemaligen deutschen Bundesforschungsanstalt für Kleintierzucht in Celle (heute: Institut für Tierschutz und Tierhaltung) wurde unter der Leitung von Geflügelexperte Alfred Mehner mithilfe eines Registriergerätes der Zeitpunkt der Eiablage genau evaluiert. So konnte festgestellt werden, dass der Abstand der Eiablage in einer Serie in der Mitte am kleinsten ist und gegen Ende der Serie zunimmt. Laut Mehner dauerte die längste Legeserie einer Leghornhenne in seinem Versuchslabor 235 Tage, während denen sie jeden Tag ein Ei legte. 

Eier zu legen, birgt Gefahren
Das erste Ei einer Legeserie wird am frühen Morgen abgelegt. Jedes weitere Ei einer Serie wird am Tag etwas später abgelegt, da das Ei mehr als 24 Stunden braucht, bis es alle Stationen des Legeapparates durchlaufen hat. Je näher der Abstand der Eiablage bei 24 Stunden liegt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Legeserie lange andauert. Dies hat einen einfachen Grund, denn je länger das zweite Ei einer Serie bis zur Eiablage hat, desto später am Tag wird es abgelegt. Erreicht ein Ei einer Serie einmal den späten Nachmittag, findet danach keine Ovulation mehr statt. Es tritt also kein Ei mehr aus dem Eierstockfollikel, womit die Legeserie beendet ist. Die Anzahl Eier, die ein Huhn in seinem Leben legen wird, ist bereits beim Schlupf vorprogrammiert. Jede Henne hat eine Anlage für eine bestimmte maximale Anzahl an Dottern. Wie viele es jährlich sind, hängt ganz von der Rasse ab. Man kann zwar die Eiab­lage beeinflussen, das heisst mit viel Licht dafür sorgen, dass Rassehühner auch im Winter Eier legen, dies ändert aber nichts an der Gesamtzahl der Eier, die ein Huhn in einer Legeperiode, also in einem Jahr, legt.

Das Eierlegen wird bei Hennen zwar als selbstverständlich angeschaut, es können dabei aber Komplikationen auftreten, die das Leben der Tiere gefährden. Eine häufige Erkrankung der eibildenden Organe ist die Eileiterentzündung, die sogenannte Salpingitis. Sie kommt vor allem bei legenden Hennen vor. Ihre Ursache liegt hauptsächlich in einer Störung der Eiablage und der Eibildung. Fütterungsfehler und Infektionen können ebenfalls zu einer Eileiterentzündung beitragen. Häufig geraten Schmutzkeime von der Kloake auf die Eileiterschleimhaut, während diese beim Legeakt vorgestülpt ist. Von da aus können sie sich dann weiter ausbreiten und für Entzündungen sorgen. Die Folge davon sind Eimissbildungen oder im schlimmsten Fall ein kompletter Legestopp. 

Zu erkennen ist diese Krankheit anfangs nur schwer. Die Tiere scheinen zunächst kaum beeinträchtigt und in einem stabilen Gesamtzustand. Mit der Zeit kommt es aber zu einer verminderten Futteraufnahme, zu Durchfall, Müdigkeit, Trägheit und zu Absonderung weisser, schleimiger Massen aus der Kloake. Auch verschmutztes Gefieder rund um die Kloake ist ein Indikator für eine Eileiterentzündung. Im späteren Verlauf der Krankheit kann zudem eine Vergrösserung des Bauchumfanges festgestellt werden. Führt die Krankheit zum Tode, wird bei einer Obduktion meistens festgestellt, dass der Eileiter mit anderen Organen verklebt und stark vergrössert ist. Eine Behandlung ist zwar möglich, die Erfolgschancen sind aber eher gering. Nebst der Abgabe von Antibiotika wird empfohlen, die Kloake zu reinigen und den unteren Eileiterabschnitt mit warmem Salzwasser zu spülen. 

Manche Eier bleiben stecken
Im Weiteren kann eine Henne unter der sogenannten Legenot leiden, eine Krankheit, die sehr schnell zum Tode führt. Hierbei kann das Huhn ein Ei, das sich bereits im Legeapparat befindet, nicht ablegen. Die Ursache hierfür kann beim Huhn liegen oder aber beim Ei. Letzteres kann eine abweichende Form aufweisen oder in der Grösse und Festigkeit ungeeignet sein. Beim Huhn kann eine zu geringe Elastizität der Kloake, eine Entzündung oder eine Beeinträchtigung des Legedarms vorliegen. 

Die Behandlungsmethoden sind hier sehr eingeschränkt. Durch eine leichte Massage der Bauchdecke kann versucht werden das Ei herauszumassieren, ebenso soll ein Dampfbad die Eileitertätigkeit anregen. Stülpt sich die Kloake nach aussen, wird mit dem Zeigefinger und dem Mittelfinger der rechten Hand der ringförmige Wulst der vorgeschobenen Schleimhaut des Eileiters hinter dem Ei umfasst und das Ei herausgedrückt. Bleibt all dies erfolglos, kann noch versucht werden, das Ei vorsichtig zu zerdrücken, ohne die Schleimhaut zu verletzen. 

Ein Ei sollte also nicht als eine Selbstverständlichkeit angeschaut werden. Und es wäre sicherlich spannend, in der bald startenden Legeperiode einmal zu beobachten, wie viele Eier ein Huhn in einer Serie legt. Und ob sich diese Serie mit der Zeit verändert.