Hühner wären schön! Das finden immer mehr Gartenbesitzer. Die private Hühnerhaltung hat in den letzten vier Jahren zugenommen. Im Jahr 2019 hielten im Kanton Bern 1100 Personen 13 594 Hühner. Im letzten Jahr betreuten 2010 Halter 20'137 Hühner. Der Kanton Bern ist flächenmässig der zweitgrösste der Schweiz.

Das Federvieh weckt die Sehnsucht nach dem Leben als Selbstversorger. Hühner zu beobachten ist zudem interessant und amüsant. Sie beleben den Garten,liefern Eier und sind ein Verbindungsglied zur Landwirtschaft. Doch vor der Anschaffung türmen sich Fragen. Ein Basiskurs für Einsteiger schafft Klarheit. «Die Kursteilnehmerinnen wissen nachher, wie Hühner artgerecht gehalten werden», sagt Jean-Maurice Tièche.

Er ist seit Kinderzeit von Hühnern fasziniert und züchtet verschiedene Rassen in einem grossen Kleintierhaus mit vielen Ausläufen ausserhalb von Le Locle NE, dort, wo er als Kind mit seinem Vater schon Geflügel betreute. Seit Jahren ist Tièche Präsident von Rassegeflügel Schweiz, dem Fachverband für die Geflügelhaltung und -zucht, der die Basiskurse für Geflügelhalter anbietet. Und er beurteilt als Experte Rassegeflügel von verschiedenen Züchtern, dies auch international. Auch er habe zu Beginn viele Fragen gehabt, erinnert sich der pensionierte Hühnerfreund.

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Besucher des Grundkurses zur Geflügelhaltung lernen auch verschiedene Rassen kennen. Welche passt am besten? Jean-Maurice Tièche stellt klar: «Die Auswahl einer Rasse ist etwas sehr Persönliches, ja, sie ist eine Herzensangelegenheit.» Mit den Hühnern sei man tagtäglich zusammen, da sei es entscheidend, eine Rasse auszuwählen, die einem gefalle und sympathisch sei. «Natürlich muss ein Liebhaber die Eigenschaften einer Rasse kennen, bevor er sie auswählt.» Züchter- und Ausstellungsbesuche und das Studium von Fachliteratur helfen bei der Auswahl.

Qual der Wahl

Einige, die sich für Hühner entscheiden, nehmen etwa ehemalige Legehennen auf. Anstatt dass sie getötet werden, dürfen sie ihren Lebensabend in einem Auslauf verbringen. Eine schöne Idee, doch Jean-Maurice Tièche warnt: «Solche Hühner wurden auf Höchstleistung getrieben. Sie legten innert kurzer Zeit viele Eier.» Das lauge aus und wirke sich negativ auf den Knochenbau, die Federbildung und auf die Gesamtgesundheit aus. Der auf Vögel spezialisierte Exotentierarzt Dr. Peter Sandmeier aus Baden-Dättwil AG bestätigt, dass viele solcher Hühner bei ihm in der Praxis vorgestellt werden, weil sie an gesundheitlichen Problemen leiden.

Rassehühner von Liebhaberzüchtern sind robuster. Sie legen entsprechend dem natürlichen Zyklus Eier. Oft werden solche Hühner mehr als sechs Jahre alt. Legehennen hingegen werden nach einem Jahr geschlachtet oder vergast. Biobetriebe setzen sie etwas länger ein. Hühner beginnen im Alter von sieben bis acht Monaten mit dem Legen. Bei den privaten Rassegeflügelzüchtern können von Bruteiern über Küken bis zu acht Monate alte Hühner erworben werden. Wer acht Monate alte Hühner anschafft, kennt das Geschlecht zweifelsfrei. Hähne zeichnen sich durch die Kämme und Befiederung aus. Schon im Alter von sechs Wochen sind ihre rötlich schimmernden Kämme zu erkennen.

Ideal sind vier Hühner und ein Hahn. Hähne werden in Wohnquartieren oft zum Problem, da sich Nachbarn am Krähen stören. «Es ist problemlos möglich, Hühner ohne Hahn zu halten», sagt Jean-Maurice Tièche. Der Hahn sei gut für die Hierarchie in der Gruppe, wer züchten wolle, komme nicht um ihn herum, doch notwendig zum Glück der Hühner sei er nicht.

Es gibt nichts Schöneres, als eine Glucke mit ihren Küken zu beobachten. «Seidenhühner sind als gute Brüter bekannt», sagt der Hühnerspezialist. Generell seien Zwergrassen bessere Brüter. «Es kommt aber bei allen Rassen vor, dass Hennen brüten», bestätigt Tièche. Gängige Legerassen sind Leghorn, Italiener, New Hampshire, Rode Island und Sundheimer. Auch die Wyandoten, Welsumer und Barnevelder seien guteLeger. Das Appenzeller Spitzhaubenhuhn ist gar eine Schweizer Rasse mit attraktiver Haube.

Schon gewusst?
Die Hühnerhaltung ist für alle meldepflichtig. Hühner gelten nicht als Haus-, sondern als Nutztiere. Es müssen mindestens zwei Hühner gehalten werden. Die Kantone bestehen auf der genauen Registrierung, damit im Fall einer Tierseuche alle Tierhaltungen bekannt sind. Die kantonalen Veterinär- oder Landwirtschaftsämter erteilen Auskunft. Auf der Website von Rassegeflügel Schweiz sind Angaben zu Kursen, Rasseklubs, Jungtierschauen, Bruteier- und Kükenmärkten und Geflügelausstellungen aufgeführt:
kleintiere-schweiz.ch unter Rassegeflügel Schweiz

Ein normaler Zaun überfliegt dieses Huhn allerdings problemlos. Appenzellerhühner fliegen sogar auf Bäume, darum muss, wer sie halten will, einen sehr hohen Zaunwählen. Erhöht angebrachte Sitzäste im Hof bewirken, dass die Hühner nicht herausfliegen. Solche Sitzgelegenheiten im Aussengehege sind für alle Rassen empfehlenswert. Mit den Appenzeller Barthühnern oder den weissen Schweizer Hühnern gibt es gar zwei weitere Schweizer Rassen.

Zwerghühner sind für Leute mit weniger Platz gut geeignet. Gewisse Zwergrassen gibt es nur in dieser Form, andere wurden aus grossen Rassen heraus-gezüchtet. Zwerghühner, die eine Fussbefiederung aufweisen, scharren weniger am Boden, zerstören also die Grasnarbe kaum. Ein weiterer wichtiger Punkt. Hühner auf grünem Gras zu sehen ist wundervoll. Ist der Hof klein und mit vier bis fünf Hühnern einer Grossrasse besetzt, ist die Grasnarbe sehr rasch zerstört. Hühner scharren. Jean-Maurice Tièche sagt dazu: «Mir ist ein intakter Grasbewuchs der Ausläufe wichtig.» Darum ergreife er Massnahmen, dass dies so bleibe. «Ich lasse meine Hühner bei schlechtem Wetter gar nicht nach draussen.» Zudem verfügt Tièche über Wechselhöfe. So kann sich das Gras zwischenzeitlich erholen. Ein Hühnerhof sollte Sonne und Schatten, freie Flächen und Büsche aufweisen.

Hühner möchten immer Schutz in der Nähe, denn Gefahr droht durch Raubvögel von oben. Auf offenen Flächen fühlen sie sich nicht sicher. Ebenfalls sollte ein gedeckter Sandplatz vorhanden sein. Das Sandbad ist für die Gesundheit der Hühner wichtig. Hühner brauchen ein Schutzhaus. Das Gesetz schreibt eine Mindestfläche von einem Quadratmeter für sieben Hühner unter zwei Kilo oder für sechs Hühner über zwei Kilo vor. Viel besser und mehr Freude bereiten grosszügigere Platzverhältnisse, selbstverständlich mit einem Hof.

Ein Hühnerhaus im Garten darf nur mit einer Baubewilligung der Gemeinde aufgestellt werden. Es muss erhöht angebrachte Sitzstangen aufweisen, mindestens 50 Zentimeter über dem Boden. Jedes Huhn muss darauf ausreichend Platz haben. Das Gesetz schreibt ein Minimum von 14 Zentimeter vor. Von der Sitzstange bis zur Decke muss nochmals mindestens50 Zentimeter Platz bestehen.

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Ein Brett darunter fängt den Kot auf. Über eine Hühnerleiter erreichen die Tiere ihre Schlafstelle. Legenester sollten tiefer als die Sitzstangen angebracht werden, damit die Hühner nicht darin übernachten und sie verschmutzen. Für fünf Hühner sollten besser zwei bis drei Legenester zur Verfügung stehen, vorgeschrieben ist aber nur eines. In den Innenraum gehören auch Futter- und Wasservorrichtungen, die der Handel anbietet.

Ein vorgelagerter Scharrraum oder eine gedeckte Vorvoliere machen es für Spatzen komplizierter und gefährlicher, ins Haus und an die Futterquellen zu gelangen. Alternativ können auch bewegliche Plastikbänder vor dem Eingang montiert werden. Die Hühner lernen rasch, hindurchzuschlüpfen, Wildvögel aber schreckt das ab. «Ans Hühnerhaus angrenzend sollte eine gedeckte Voliere mit engmaschigem Gitter gebaut werden», schlägt Jean-Maurice Tièche vor. Wegen der Vogelgrippe dürfe Geflügel aufgrund behördlicher Anordnung oft monatelang nicht in die Aussengehege. «Eine gedeckte Voliere, in die keine Wildvögel gelangen können, ermöglicht den Hühnern trotzdem Aufenthalt im Freien.»

Wichtig im Innenraum ist saubere, frische Luft. Es darf keine Zugluft geben. Hühner vertragen Kälte. Es ist unerlässlich, dass die Hühner jeden Abend im Stall eingeschlossen und morgens wieder herausgelassen werden. Ansonsten werden Fuchs und Marder das Federvieh töten. Auch darum ist eine Aussenvoliere mit Fundament vorteilhaft.

Gegen Milben vorbeugen

Ein Huhn, das frei herumstreifen kann, pickt nach Sämereien, Kräutern, Engerlingen, Würmern und Kerbtieren. Im Hühnerhaus sollte ihm ein Standardfutter in Mehlform als Grundnahrung geboten werden. Ein Huhn benötigt Kohlenhydrate, pflanzliches und auch tierisches Eiweiss, Fette, Mineralstoffe, Mühlennachprodukte, Vitamine und Spurenelemente. In einem kommerziellen Futtermittel für Hühner sind all diese Stoffe enthalten. Es ist gut, das Mehlfutter mit einer Getreidemischung zu ergänzen. Sie kann in das Hanfstroh im Stall oder in den Auslauf gestreut werden.

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Die Hühner sind dann sehr mit dem Suchen der Körner beschäftigt. Mit Körnchen lassen sich Hühner auch anlocken, sodass sie handzahm werden. Es gibt aber zutrauliche und wildere Rassen. Unerlässliche Zusatzstoffe sind Grit und Kalzium. Grit besteht aus Magenkieseln und zerkleinerten Seemuschelschalen. Hühner verschlucken wie viele andere Vögel Körner ganz. Um sie im Muskelmagen verdauen zu können, benötigen sie Grit. Zusätzliches Kalzium ist wichtig zur Eierproduktion. Grünzeug können Hühner im Auslaufpicken. Alternativ können ihnen angekeimte Weizen-, Gersten- oder Haferkörner gereicht werden. Wichtig ist sauberes Wasser. Ein Huhn benötigt täglich etwa doppelt so viel Wasser wie Futter. Hühner müssen stets Zugang zu Futter und Wasser haben.

Hühner leben in einer Hierarchie. Darum sollten immer mehrere zusammen in eine bestehende Gruppe eingeführt werden. Ein Problem sind Parasiten wie Milben. Vorbeugung ist am besten. Der Stall darf keine Ritzen aufweisen. Regelmässiges Misten und Reinigen der Sitzstangen ist Pflicht. Kieselgur oder Diatomeenerde sind biologische Methoden, Milben zu bekämpfen. Dabei handelt es sich um eine pulverförmige Substanz, die aus Kieselalgen hergestellt wird. Sitzstangen, Wände und Ritzen sollten damit eingepudert werden. Ins Staubbad können Holzasche und Farnstücke gegeben werden. So gehalten und ernährt, stolzieren Hühner zufrieden im frühlingshaften Garten.