Nicht nur bei heutigen Hybridhühnern ist die Leistung das A und O – auch beim Herauszüchten traditioneller Geflügelrassen standen wirtschaftliche Werte oft im Vordergrund. Zum Beispiel beim Rheinländerhuhn. Es enstand, als ein Unternehmer namens Hans Rudolf von Langen in Euskirchen bei Köln gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Leitung einer Zuckerfabrik übernahm. 

Zur Fabrik gehörten auch Hühner aus einem italienischen Import, den von Langens Vorgänger organisiert hatte. Es handelte sich um rebhuhnhalsige Italiener, damals als beste Eierleger bekannt. Doch von Langen war enttäuscht von der Legeleistung dieser Hühner. Per Zufall entdeckte er im Hinterland der Eifel Hühner auf Bauernhöfen. Bei ihrer Gefiederfarbe herrschte ein vollkommenes Durcheinander, doch sie gefielen ihm. Und die Hühner konnten nicht aus italienischem Import stammen, denn die Höfe im Hinterland waren äusserst abgelegen. 

Der gemeinsame Nenner dieser Hühner waren die weissen Ohrscheiben und ein Rosenkamm. Die Hähne zeigten meist schöne Schwänze mit breiten Sicheln. Die Hühner gefielen von Langen wegen ihres auffallenden grünen Glanzes und des munteren, aber zutraulichen Wesens. Wie von Langen später in einem Vortrag sagte, war es nicht einfach, einige dieser Bauernhofhühner zu erstehen: Die Bäuerinnen wollten die Hühner nicht verkaufen, weil sie so fleissig Eier legten. Eine weitere positive Eigenschaft war die Krankheitsresistenz und die Widerstandskraft gegen Ungeziefer. 

Von Langen gelang es schliesslich doch, ein paar der Hühner zu kaufen – und auf der vierten Deutschen Nationalen Geflügelausstellung im Jahr 1897 die ersten Rheinländer im Farbenschlag silberhalsig zu zeigen. Von Langen beschrieb die Rheinländer als fleissige Futtersucher. Der Hahn zeigt eine stolze Haltung mit starker Sichelbildung und einem fasanenartigen Schwanz. Die Flügel waren stets gut ausgebildet und ein prachtvoller Glanz rundete die Gefiederfarbe ab. 

Der silberhalsige Farbenschlag ist allerdings nicht sehr einfach zu züchten und deshalb entstanden aus einer Bergischen Kräherhenne und einer Ramelsloher Henne die ersten weissen und rebhuhnfarbigen Rheinländer. Das Herauszüchten des schwarzen Farbenschlages gestaltete sich hingegen als schwierig. Von Langen entdeckte einen Stamm Mantes, welche von der Figur den Eifeler Hühnern sehr nahe waren. Sie steuerten den Reinländern den intensiven Grünglanz bei. 

Fallnest zur Leistungskontrolle
Schon bald hatte von Langen schwarze Hennen, doch für vollständig schwarz befiederte Hähne brauchte er insgesamt fünf Jahre. Erst 1903 konnte er den ersten schwarzen Rheinländerhahn auf einer Ausstellung zeigen. Noch heute soll der käfergrüne Glanz nicht von violetten Streifen in den Federn durchbrochen werden. An Schönheitskonkurrenzen wird dies mit einem Punkteabzug bestraft. Der schwarze Farbenschlag ist heute mit 53 Prozent Anteil der verbreitetste Farbenschlag in der Schweiz.

Die weissen Eier der Rheinländer waren bereit in den Anfängen 51 Gramm schwer. Heute wird ihr Gewicht im Rassegeflügel-Standard mit 56 Gramm umschrieben – doch viele Züchter berichten sogar von Eiern, die 65 Gramm schwer werden. Ein Umstand, der auf die Einkreuzung der Mantes zurückzuführen ist. 

SteckbriefGrossrasse
Gewicht Hahn: 2 bis 2,75 Kilo
Gewicht Henne: 1,75 bis 2,5 Kilo
Bruteier Mindestgewicht: 56 Gramm
Legeleistung pro Jahr: 180 Eier
Schalenfarbe der Eier: weiss
Farbenschläge: 10  

Zwergrasse
Gewicht Hahn: 1,1 Kilo
Gewicht Henne: 900 Gramm
Bruteier Mindestgewicht: 35 Gramm
Legeleistung pro Jahr: 170 Eier
Schalenfarbe der Eier: weiss
Farbenschläge: 7

Rheinländer haben eine typische Landhuhnform, die einem Rechteck gleicht. Dabei ist das Verhältnis von Höhe und Länge mit dem «Goldenen Schnitt» genaustens festgelegt. Die Proportion des Rechtecks zeigt acht Teile in der Länge und fünf in der Höhe. Dadurch bildet sich eine ideale Form für den Legeapparat, was zu der hohen Legeleistung führt. 

Der Erzüchter las damals auch über die Entdeckung des «Fallnests» in Amerika. Dabei werden die Hennen beim Eintritt in das Legenest eingesperrt, damit die Abstammung des Eis und auch die Wirtschaftlichkeit bis auf die Henne zurückverfolgt werden kann. Wenn Junghennen mindestens 180 Eier pro Jahr legten, wurden sie in den «Elitestamm» für die Weiterzucht der Rasse aufgenommen. 

Ruhm durch Wettlege-Sieg
Die Eiablage in Hans Rudolf von Langens Versuchen schwankte von Henne zu Henne zwischen null und 250 Eiern pro Jahr und lag im Durschnitt bei 160 bis 170 Eiern. Durch die gezielte Leistungszucht ging zudem die ursprüngliche Brutlust bei den Hennen verloren. 

Im Jahr 1907 nahm von Langen am «Deutschen Wettlegen» teil – und siegte über die weissen Wyandotten. Mit der Berichterstattung folgte schnell der definitive Name für die «Rheinländer». Zudem sorgte der Sieg für weitere begeisterte Anhänger der Rasse und führte zur Gründung des Deutschen Sondervereins. Schon bald wurden die Rheinländer auch in der Schweiz heimisch und an der Nationalen Geflügelschau von 1932 wurden 90 Tiere gezeigt. Im Jahr 1950 nahmen dann sogar 146 Rheinländer an einer Nationalen Geflügelschau teil. Danach waren die Rheinländer an den grossen Schauen stets dabei und für einige Jahre war die Zwergversion sogar beliebter als die Grossrasse. 

Von der Form her unterscheiden sich die Gross- und die Zwergrasse kaum. Bei beiden sollten die Steuerfedern sehr breit sein und die Flügel möglichst geschlossen getragen werden. Auf dem Kopf sitzt ein fein geperlter Rosenkamm, welcher der Nackenlinie folgt. Die runden, glatten, reinweissen Ohrscheiben sind ein wichtiges Rassemerkmal und weisen auf die Schalenfarbe der Hühner hin. Die grossen lebhaften Augen sind bei den meisten Farbenschlägen dunkelbraun gefärbt. 

www.rheinlaenderhuhn.ch