Nicht nur wir Menschen werden im Durchschnitt immer älter, auch bei unseren Haustieren steigt die Lebenserwartung stetig an. Das ist unsere Belohnung für gute Pflege, regelmässige Bewegung, artgerechte Haltung und Fütterung und auch für bessere tiermedizinische Versorgung. Mit zunehmendem Alter können sich unterschiedliche Krankheiten einschleichen, von Rückenschmerzen bis hin zu Alzheimer.

Altern ist ein komplexer biologischer Prozess. Die Fähigkeit des Hundes, mit Krankheitserregern, körperlicher Belastung, mit Kälte, Hitze, schlechter Ernährung oder anderen Stress erzeugenden Faktoren fertig zu werden, nimmt langsam ab. Es kommt zu einem Umbau in den Organen und zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels. Vor allem die Verdauung von Fett verschlechtert sich.  Viele Hunde legen im Alter an Gewicht zu, wenn der Besitzer die Fütterung nicht anpasst. Deshalb gibt es eigene Senior-Futtersorten, die kalorienreduziert sind.

Wer frühzeitig die Anzeichen erkennt, kann seinem Tier Schmerzen ersparen
Grundsätzlich gilt: Grosse Hunde zählen ab einem Alter von sieben Jahren zu den Senioren, kleine Hunde ab neun. Ab diesem Alter brauchen die Tiere regelmässig einen Gesundheitscheck. Es gibt ein paar typische Krankheiten und körperliche Schwachstellen, auf die jeder Tierbesitzer selbst achten kann. Wer frühzeitig die ersten Wehwehchen erkennt, kann beim Tierarzt rasch eingreifen lassen und seinem Liebling damit Schmerzen oder Leiden ersparen.

Rund 80 Prozent unserer Hunde bekommen mit den Jahren Schwierigkeiten mit dem Gebiss. Dabei können die Zähne, das Zahnfleisch oder beides zusammen betroffen sein. Mundhygiene ist für ein älteres Haustier genauso wichtig wie für Menschen, andernfalls kennen wir die Folgen von uns selbst: Zuerst sind es unangenehme Beläge mit Bakterien, die für Entzündungen des Zahnfleisches sorgen. Werden sie übersehen, sind der Bildung von Zahnstein und dem Rückgang des Zahnfleisches Tür und Tor geöffnet. Wird dann nicht reagiert, geht das Drama weiter: Zahnwurzelentzündung, Eiterbildung bis hin zum Durchbruch in die Nasenhöhle können die Folgen sein. Es mag anfangs sonderbar erscheinen, aber tägliches Zähneputzen ist eine wirkungsvolle Prophylaxe. Spezielle Zahnbürsten und Zahncremes mit Fleisch- oder Hühnchengeschmack machen die Sache für Hundebesitzer einfacher.

Neben den Zähnen sollten Besitzer von Seniorenhunden auch an die Augen ihres Lieblings denken. Trübungen der Linse sind im Alter häufig, durch das stetige Dehnen und Zusammenziehen der Linse entstehen Altersreflexe. Im Gegenlicht sieht die Linse dann wolkig-grau aus. Diese Form der Trübung hat kaum Auswirkungen auf die Sehleistung. Der «graue Star» hingegen kann bis zur Erblindung führen, weil gar kein Licht mehr durch die Linse dringt. Wenn Veränderungen im Auge des Haustieres erkennbar sind, kann der Tierarzt abklären, worin die Ursache liegt. Auch gerötete Lider und Bindehäute brauchen eine Behandlung, damit es später nicht zu Schäden an der Hornhaut kommt. Viele Hunde haben im Alter zu wenig Tränenflüssigkeit und benötigen Augentropfen.

Besondere Pflege brauchen Haut und Fell eines alten Hundes. Ölig-fettige oder schuppige Hautveränderungen haben zur Folge, dass sich ein Virus, das Warzen erzeugt, leichter einnisten kann. Zum Glück sind solche Alterswarzen gutartig. Auch Allergien, Haar­ausfall oder Autoimmunerkrankungen nehmen im Alter zu. Dunkle Hunde ergrauen typischerweise am Kopf rund um die Schnauze und um die Augen. Das Haarkleid wird meist schütterer, es verliert an Glanz und fühlt sich eher trocken an. Spezialshampoos helfen dann. Eine tägliche sanfte Massage von fünf Minuten mit einer weichen Bürste regt die Durchblutung der Haut an, stärkt die Abwehrkräfte und sorgt für geschmeidiges Fell.

Bis zu 90 Prozent der Seniorenhunde leiden unter Arthrose in der Hüfte
Im Alter sind Haustiere weniger beweglich und mobil. Sorgen bereiten oft die Gelenke. Knorpelschäden, Meniskusprobleme oder gelockerte Bänder sind eher die Regel als die Ausnahme. Bis zu 90 Prozent der Seniorenhunde leiden unter Arthrose in der Hüfte, 20 Prozent haben Arthrosen im Knie. Darum brauchen ältere Hunde regelmässige, tägliche Bewegung. Ganz schlecht: Während der Woche viel herumliegen und am Wochenende grosse Touren unternehmen. Damit kommt der gealterte Körper nicht zurecht.

Auch Hunde können vergesslich und schusselig werden. Ein Krankheitsbild, das dem menschlichen Morbus Alzheimer ähnelt, ist sogar nachgewiesen. Betroffene Vierbeiner wirken unruhig, sind teils orientierungslos, haben Wahrnehmungsstörungen. Manche finden sich nicht einmal mehr  in der eigenen Wohnung zurecht. Die Prognosen sind sehr verschieden, es kommt darauf an, wie ein Tier auf die Medikamente anspricht. Und auch Verhaltensweisen können sich ändern. Ein typisches Alterszeichen ist ein neuer Schlaf-Wach-Rhythmus. Viele ältere Hunde schlafen tagsüber stundenlang, drehen dann aber nachts ihre Runden und rauben den Besitzern ihren Schlaf. Wer die Anzahl der Spaziergänge erhöht, dafür kürzere Märsche macht, kann dem vorbeugen.