Bei jeder Routineuntersuchung hört der Tierarzt das Herz ab. Warum eigentlich, fragen sich viele Hundebesitzer, vor allem, wenn der Hund rundum gesund und nur zum Impfen da ist? Er macht es, weil das Abhorchen wichtige Erkenntnisse über die Herzgesundheit bringt. Die ist nicht zeitlebens gleich, denn nur 15 Prozent der Herzkrankheiten sind angeboren, 85 Prozent entwickeln sich im Laufe des Hundelebens.

Einen wichtigen Hinweis über den Gesundheitszustand des Herzens liefert die Herzfrequenz. Sie liegt bei einem gesunden Hund, der älter ist als sechs Monate, zwischen 60 und 120 Schlägen in der Minute. Bei Aufregung kann die Frequenz auch bis 160 hinaufgehen, ohne dass deswegen eine Krankheit vorliegt. Je kleiner ein Hund ist, desto schneller schlägt sein Herz (siehe Kasten). Bei einem Welpen bis zu sechs Monaten ist es normal, dass das kleine Herz bis zu 210 Mal in der Minute schlägt – beim Einatmen immer etwas schneller als beim Ausatmen. Bei einer Form der vielen verschiedenen Herzkrankheiten kann beispielsweise der Rhythmus langsamer werden – mit teils dramatischen Folgen. Weil der Tierarzt die Frequenz beim Abhören zählt, fällt ihm so ein Krankheitsbild durch diesen einfachen Untersuchungsgang auf. 

Herzschrittmacher hält das Herz auf Trab
Ein Fallbeispiel: Der elfjährige Schäferhund-Mischling Buddy bleibt während des Spaziergangs unerwartet stehen. Plötzlich bricht er zusammen, ist bewusstlos und für seine Besitzerin nicht ansprechbar. Sie schüttelt ihren Vierbeiner, reibt über sein Gesicht und spricht ihn mit lauter Stimme an. Buddy kommt wieder zu sich. Er steht vorsichtig auf und geht auf wackeligen Beinen weiter. Kurz danach hat er sich wieder erholt. Seine Besitzerin geht von einem einmaligen Schwächeanfall aus, doch an den kommenden drei Tagen durchlebt sie mit Buddy noch vier weitere solcher Ohnmachtsanfälle, bis sie die Tierklinik aufsucht.

In Buddys Fall war Folgendes passiert: Das sogenannte Reizleitungssystem, das jeden einzelnen Herzschlag auslöst und dann von den Herzvorhöfen zu den Herzkammern leitet, hatte ein Störung. So kam es, dass Buddys Herz viel langsamer schlug als es sollte. Dadurch entstehen Müdigkeit, Schwäche, Schwindel und in schlimmen Fällen Ohnmachtsattacken, weil das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. 

Buddy ist ein Patient, dem ein Herzschrittmacher das Leben wesentlich erleichtern kann. Bei Hunden werden dieselben Geräte eingesetzt, die auch in der Humanmedizin verwendet werden, aber in der Regel kommen jene Modelle zum Einsatz, die durch laufende technische Neuerungen überholt sind. Für vierbeinige Patienten, die das Gerät aufgrund der niedrigeren Lebenserwartung nicht über Jahrzehnte benötigen, sind auch diese Geräte hervorragend. Wenn nach einer voreingestellten Zeit kein Herzschlag erfolgt, löst der Herzschrittmacher einen solchen aus. Schlägt das Herz selbstständig, tut er nichts. Nach Implantationen erzählen Tierbesitzer immer wieder davon, wie frisch und aktiv der Hund plötzlich sei. Die Liste der positiven Erfahrungen ist lang, weshalb vielleicht auch Buddy einen Schrittmacher bekommen wird. 

Kleine Hunde im Alter oft betroffen
Weitaus häufiger sorgen Probleme mit den Herzklappen für Herzschwäche bei Hunden. Das routinemässige Abhören des Hundeherzes liefert auch auf solche Klappenerkrankungen wichtige Hinweise, weil das Herz dann ungewöhnliche Geräusche macht, nicht mehr sein bekanntes Bu-dupp, Bu-dupp. 

Mehr als 30 Prozent der kleinen Hunde ab zehn Jahren leiden an einer Herzklappenerkrankung, auffallend oft sind Dackel und alle Terrier betroffen. In den meisten Fällen sind die Herzklappen verdickt und pumpen das Blut nicht mehr ausreichend weiter. Das kann über Jahre unerkannt bleiben, weil die Verdickung der Klappen zunächst keine Symptome hervorruft. Was die Herzklappen nicht mehr leisten können, übernimmt zum Ausgleich der Herzmuskel, indem er stärker und grösser wird. Erst wenn auch dieser kräftige Muskel die Klappenarbeit nicht mehr kompensieren kann, wird die Herzschwäche des Vierbeiners für den Besitzer spürbar. Auffällig ist ein trockener Husten, der anfangs vor allem nach Belastung auftritt. Auch bei freudiger Aufregung husten betroffene Tiere, ebenso beim Ausschlafen in den frühen Morgenstunden. Mit modernen Medikamenten kann betroffenen Vierbeinern geholfen und das Leben deutlich verbessert werden. Allerdings lässt sich die Krankheit nicht heilen, der Hund braucht sein Leben lang Medizin.

Sogar Parasiten können das Herz befallen. Tritt etwa ein halbes Jahr nach einem Urlaub in Südeuropa beim Hund trockener Husten auf, vielleicht auch hektische, unregelmässige Atmung, könnte er Herzwürmer als Urlaubssouvenir mitgebracht haben. Eine Mücke, die mit ihrem Stich Larven des Herzwurms in den Körper des Hundes befördert, ist Auslöser der Infektion. Die Larven durchwandern den Körper gezielt in Richtung Herz. Dort nisten sie sich ein und reifen zu ausgewachsenen Würmern heran. Die Würmer werden bis zu 25 Zentimeter lang. Leicht vorstellbar, dass ein Herz kaum noch eine Arbeit verrichten kann, wenn es voll von ihnen ist. 

Theoretisch könnte man die Parasiten mit Medikamenten abtöten. Das kann bei schlimmem Befall aber dazu führen, dass die toten Würmer die Blutbahnen völlig verstopfen. Darum kann es sinnvoll sein, sie in einer Operation zu entfernen. Tipp für alle, die mit dem Hund in die Mittelmeerregion oder in die Po-Ebene fahren: Unbedingt vorher an einen wirksamen Schutz vor Mückenstichen und Zeckenbissen denken. Die geeigneten Mittel für die jeweilige Urlaubsregion kennt der Tierarzt.