Damit Pferd und Hund zu einem harmonischen Duo werden können, brauchen sie einen einfühlsamen Dolmetscher. Denn von ihrem Naturell könnten die beiden Vierbeiner kaum verschiedener sein: Das Fluchttier Pferd begreift den Jäger Hund instinktiv als Angreifer, die Körpersprache der beiden ist nicht kompatibel. So versteht das Pferd nicht, dass das Hochspringen des Hundes freundlich gemeint sein kann, während der Hund angelegte Ohren nicht als Drohgebärde wahrnimmt. Der Mensch muss deshalb übersetzen, Orientierung geben, Sicherheit vermitteln und wenn nötig Distanz schaffen, damit gegenseitiges Vertrauen und Respekt entstehen kann.

«Hunde reagieren mit der Zeit bei entsprechendem Training oft sehr feinfühlig auf die Körperspannungen des Pferdes und halten dann zum Beispiel mehr Abstand, wenn das Pferd unsicher wird», erklärt die Fachbuchautorin und Pferdetrainerin Sabine Lang. Die Bayerin, die gelegentlich auch in der Schweiz unterrichtet, hat sich auf die Arbeit mit Pferd und Hund spezialisiert und auch ein Buch zum Thema verfasst.

Nicht alle Vierbeiner sind für eine Dreierbeziehung gleichermassen geeignet. Vor allem bei Hunden spielen rassentypische Veranlagungen eine Rolle. Gute Voraussetzungen bringen unter anderem Dalmatiner, Pudel, Labradore und in der Regel auch Hütehunde wie Australian Shepherd mit; weniger gute dagegen Hunde mit starkem Jagdinstinkt, also etwa Windhunde oder Huskys. «Letztendlich kommt es aber auf die jeweilige Persönlichkeit des Hundes und vor allem auf eine verantwortungsvolle Ausbildung an», sagt Lang.

Der Mensch ist dafür verantwortlich, dass die Vierbeiner keine Schmerzen erleiden
Unabhängig von der Rasse ist es sinnvoll, die Tiere schon im Fohlen- beziehungsweise Welpenalter behutsam aneinander zu gewöhnen. Das eigentliche Training beginnt erst, wenn die Vierbeiner eine solide Grundausbildung absolviert haben. «Man fängt mit gemeinsamem Führtraining auf dem Platz oder in der Halle an, wobei der Besitzer, eventuell zusammen mit einem Helfer, zwischen den Tieren auf Hals- beziehungsweise Schulterhöhe geht, damit er beide Vierbeiner im Auge hat», sagt Lang. Wenn das am Boden funktioniert, kann man ans Aufsteigen denken. Am Anfang reitet man im umzäunten Areal nur kurze gerade Strecken im Schritt, ganz allmählich werden anspruchsvollere Aufgaben wie Wendungen, schnellere Gangarten und kleine Geländestrecken in das Programm integriert.

Eine Menge Übung erfordert es vor allem, den Hund vom Pferderücken aus sicher an der Leine zu führen. Weniger Verletzungspotenzial als ein Halsband birgt ein richtig angepasstes Brustgeschirr. Die Leine, die rund zwei Meter lang sein sollte, darf aus Sicherheitsgründen nie um das Handgelenk oder den Sattelknauf gewickelt werden. Grössere Hunde können am Reiterbein hochspringen und vom Sattel aus an- und abgeleint werden. Dabei sollte man unbedingt vermeiden, dass sie mit den Krallen den Pferdekörper berühren oder gar verletzen.

«Der Mensch ist dafür verantwortlich, dass sich sein Pferd und sein Hund nicht selbst verteidigen müssen, denn Gefahrenerkennung und -abwehr ist Leitbildsache. Besonders, wenn wir es erlauben, dass ein Tier in den Individualbereich des anderen eindringt, müssen wir dafür sorgen, dass keiner der beiden Schmerz erleidet», fordert Sabine Lang.

Bevor man den ersten entspannten Ausritt zu dritt geniessen kann, ist viel Training nötig. Doch der Einsatz lohnt sich. «Hunde lieben es, gebraucht zu werden, und freuen sich in der Regel über ihre neue Aufgabe. Und Pferde gehen neben einem gut ausgebildeten Hund in einer harmonischen Dreiecksbeziehung oft merklich entspannter.»

Literaturtipp: Sabine Lang: «Der Weg zum Reitbegleithund», Verlag: Cadmos, ISBN: 978-3-86127-565-7, ca. Fr. 20.–