Alte Hunde
Wenn der Hund ins Rentenalter kommt
Er hört einen nicht mehr, will nicht mehr richtig laufen, schon gar nicht die Treppe hoch: Einen alten Hund zu begleiten, ist eine Herausforderung. Es gilt, ihn in Würde altern zu lassen und seine Lebensqualität zu erhalten.
Hat der Hund in der Lotterie des langen Lebens gewonnen, freut man sich als Halter zwar. Doch ist der alte Vierbeiner häufig auch ein schwerer Wegbegleiter. «Das Zusammenleben mit einem alten Hund bedarf vor allem mehr Aufmerksamkeit», sagt Veterinärmedizinerin Sabine Hasler-Gallusser. «Diese Umstellung ist nicht immer einfach, vor allem für Berufstätige.» In ihrer Kleintierpraxis «rundumXund» in Altendorf SZ hat sich Hasler auf ältere Semester spezialisiert. «Am besten, man sieht das Leben mit einem alten oder greisen Hund mit einem Augenzwinkern und geniesst statt der Vitalität nun die Ruhe des Hundes.»
Treten erste Alterserscheinungen auf, spricht man von Senioren. Schreitet die
Alterung zunehmend voran, wird der Hundesenior zum Greis. Wann diese Entwicklung anfängt, ist sowohl genetisch wie auch individuell bedingt. Von einer Einteilung nach Lebensjahren hält Hasler-Gallusser daher wenig. «Das biologische Alter lässt sich nicht nach Jahren bestimmen. Es ist ein natürlicher Vorgang.» Umwelteinflüsse, Ernährungszustand, Kastrationsstatus und der Lebenswandel des Hundes spielen ebenfalls zentrale Rollen. So zeigen übergewichtige Hunde, Arbeitshunde und unkastrierte Tiere meist früher Alterungserscheinungen als schlanke Vierbeiner, Familienhunde oder kastrierte Tiere. Zudem: Grosse Rassen altern in der Regel schneller als kleine. Hasler-Gallusser warnt vor solch pauschalen Aussagen. Ausschlaggebend seien für alle Rassen Gesundheit und Haltung: «Je mehr gesundheitliche Probleme ein Hund hat, desto früher altert er.»
Ein Hund ist so alt, wie er sich gibt.
Wo sich der eigene Hund auf der Skala des Alters bewegt, können Halter selber durch Beobachtung feststellen. Typische Anzeichen weisen auf den fortschreitenden Alterungsprozess hin: Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab, der Hund ermüdet schneller. «Dementsprechend verlängern sich die Ruhephasen, der Hund schläft mehr und tiefer», erklärt die Tierärztin. Morgens seien die körperlichen Anlaufzeiten länger. «Der ältere Körper braucht mehr Regeneration.» Auch das Immunsystem arbeite langsamer, die Tiere würden anfälliger für Krankheiten. Ferner nehmen Reaktionsfähigkeit, Seh- und Gehörsinn ab, auf den Spaziergängen hapere es deshalb mit den Signalen.
Veränderungen sollten frühzeitig über das jährliche Check-up abgeklärt werden. «Ein alter Hund läuft zum Beispiel nicht mehr so gerne und das zeigt er, indem er eben nicht mehr läuft», sagt Hasler-Gallusser. Dass er einfach nicht mehr könne, hält sie für falsch. Gerade Bewegungseinschränkungen könnten mit der richtigen Behandlung rasch vermindert werden. Zudem müssten Hundehalter Alternativen und Lösungswege finden. Im Klartext heisst dies: Das Leben muss den individuellen Ansprüchen des alternden Hundes angepasst werden. So sollten beispielsweise Untergründe rutschfest gestaltet werden. «Sonst kann insbesondere das Heruntergehen von Treppen zu Unfällen führen oder er kann auf dem glatten, rutschigen Fliesenboden kaum mehr aufstehen», sagt die Geriatrie-Expertin.
Spaziergänge werden jetzt kürzer. «Dafür sollten sie öfters und an unterschiedlichen Orten stattfinden, damit die Entdeckerfreude nicht zu kurz kommt.» Spaziergänge machen dem alten Hund Spass, wenn er viel schnüffeln darf. «Tempo ist nicht mehr gefragt. Vielmehr geht es nun um Kopfarbeit, Konzentration und Belohnung.» Denn: Im Gegensatz zum Körper ist der Kopf meist noch sehr fit.
Für eine der wichtigsten Fähigkeiten, die Halter erlernen sollten, hält Tierärztin Anna Geissbühler-Philipp von der Kleintierpraxis im Moos in Ins BE, die Hinweise auf Schmerzen zu erkennen. Die Fachveterinärin für Kleintiermedizin und Verhaltensmedizin behandelt in ihrer Schmerzsprechstunde zahlreiche Hunde fortgeschrittenen Alters. «Halter merken oft viel zu spät, dass ihre Hunde Schmerzen leiden. Denn Hunde jammern und jaulen vor Schmerzen nur selten. Vielmehr verstecken sie als Rudeltiere ihr Leiden.»
Schmerzsymptome sind individuell
Zwar ist das Nervensystem von Hunden bei Schmerzen dem menschlichen ähnlich. Zu erkennen, ob ein Hund Schmerzen hat, ist trotzdem für das ungeübte Auge nicht leicht. Geissbühler kennt die Hinweise: «Akute Schmerzen zeigen sich oft an veränderter Körperstellung wie Baucheinziehen oder Stressanzeichen wie Hecheln, Lippenlecken oder Ohrenanlegen.» Die Anzeichen chronischer Schmerzen hingegen gestalteten sich subtiler. Leichtere Probleme werden häufig nur in einer Verhaltensänderung sichtbar. «Lange Zeit weichen Hunde den entsprechenden Situationen einfach aus oder sie passen die Bewegung an die Schmerzen an.» Laien merken erst etwas, sobald der Hund die Schmerzen nicht mehr ertragen kann.
Eine genaue Beobachtung des alternden Hundes hält auch Geissbühler-Philipp für ausschlaggebend, um ihm Leid zu ersparen. «Läuft der Hund nicht mehr zur Begrüssung an die Tür, springt er nicht mehr ins Auto und aufs Sofa oder meidet Treppen, können das Anzeichen für Schmerzen sein.» Zittern in einem Körperteil, den Kopf hängen lassen, nächtliches Hecheln und Rastlosigkeit seien ebenfalls Hinweise. Ein typisches Beispiel: «Manche Hundesenioren drehen sich vor Schmerzen mehrmals um die eigene Achse im Versuch, sich möglichst schmerzfrei hinzulegen.» Welche Schmerzsymptome ein Hund zeigt, sei individuell, es gebe auch unter Hunden Mimosen und taffe Tiere.
Therapie und weitere Gebrechen
Um betroffenen Hunden ein vornehmlich schmerzfreies Leben zu ermöglichen, ihnen Lebensqualität und Lebensfreude zu verschaffen, passen Schmerz- und Geriatrieexperten die Therapie individuell an. Zuerst gilt es, Schmerzen zu lindern. Neben Medikamenten und Entzündungshemmern kommen pflanzliche Wirkstoffe, Chiropraktik, TCM-Akupunktur, Osteopathie und Physiotherapie zum Einsatz. «So kann die Medikamentendosis reduziert und Nebenwirkungen vermindert werden», sagt Geissbühler-Philipp. Zunehmend würden auch CBD-Produkte angewendet. «Die Wirkung kann sowohl das Verhalten als auch Schmerzzustände geriatrischer Patienten verbessern.» Sabine Hasler-Gallusser hält zusätzlich Feldenkrais und Tellington TTouch für unterstützend wirksam.
Je früher eine solche multimodale Schmerztherapie beginnt, desto besser. Sobald die allerletzte Lebensphase eingeläutet ist, wird der Hund nämlich zunehmend schwächer und unstabiler. Er ist nun ein Greis und verliert an Fett- sowie Muskelmasse, was sich beim Abliegen und Aufstehen bemerkbar machen kann.
Häufig kommt es zur Inkontinenz. Der älter werdende Hund kann vermehrt unter Herz- Kreislauf-Problemen, Demenz und grauem Star leiden. Es kann ausserdem zu klassischen internistischen Erkrankungen wie Morbus Cushing, Diabetes oder Schilddrüsenunterfunktion kommen. Auch nimmt im Alter die Häufigkeit von Tumoren zu. Zur Vorbeugung empfiehlt Hasler-Gallusser, auf die Ernährung zu achten. «Je gesünder die Nerven und Zellen ernährt werden, desto weniger treten altersbedingte Probleme auf.»
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